Essen. . Wer in diesem Tagen eine Ausbildung beginnt, gibt seinem Leben eine neue Wendung – und muss viele Dinge beachten. Besonders wichtig ist die Absicherung finanzieller Risiken. Azubis können sich zum Beispiel nicht mehr über die Eltern krankenversichern. Stiftung Warentest und Verbraucherzentrale NRW geben Tipps
Wer in diesem Tagen eine Ausbildung beginnt, gibt seinem Leben eine neue Wendung – und muss vieles beachten. Besonders wichtig ist die Absicherung finanzieller Risiken. Stiftung Warentest und Verbraucherzentrale geben Tipps.
Krankenversicherung
Azubis können sich nicht mehr über die Eltern versichern. Obwohl die Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung bei allen Kassen gleich sind, kann jede Krankenkasse neben den gesetzlich festgelegten Leistungen zusätzlichen Service und Wahltarife anbieten. „Azubis sollten die Kasse nach ihren individuellen Bedürfnissen auswählen“, rät Stiftung Warentest. Geldprämien, Wahltarife oder Bonusprogramme für Azubis könnten bares Geld wert sein.
Azubis haben bis zwei Wochen nach Ausbildungsbeginn Zeit, die ausgewählte Kasse dem Arbeitgeber zu melden. Wichtig: Verdienen Auszubildende weniger als 325 Euro brutto monatlich, zahlt der Arbeitgeber die Beiträge komplett, ansonsten 7,3 von 15,5 Prozent. Für Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung – auch sie sind Pflicht – werden vom Azubi-Gehalt 11,975 Prozent abgezogen. Haben Azubis das 23. Lebensjahr vollendet und keine Kinder, müssen sie in der Pflegeversicherung zusätzlich 0,25 Prozentpunkte Beitrag bezahlen.
Berufsunfähigkeit
„Eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist ein Muss, je früher desto besser“, sagt Rita Reichard, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Denn in den ersten fünf Jahren haben Berufsanfänger keine, danach nur geringe Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung (Ausnahmen gelten bei Arbeits- und Wegeunfällen).
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„Viele Versicherer bieten Auszubildenden aber zunächst nur einen eingeschränkten Berufsunfähigkeitsschutz mit Erwerbsunfähigkeitsklausel“, weiß Stiftung Warentest. Das bedeutet: Wer zu Beginn der Ausbildung berufsunfähig wird, bekommt nur dann eine Rente, wenn er auch keinen anderen Beruf ausüben kann. Erst zum Ende der Ausbildung gebe es den vollen Berufsunfähigkeitsschutz. Ein Tipp von Stiftung Warentest: Azubis sollten einen Vertrag mit einer Nachversicherungsgarantie abschließen. Nur dann könnten sie später die Rentenleistung erhöhen, ohne eine erneute Gesundheitsprüfung. Expertin Rita Reichard: „Für Azubis gibt es Policen mit guten Bedingungen ab Jahresprämien von etwa 450 Euro für Männer beziehungsweise ab 500 Euro für Frauen.“
Haftpflicht
„Azubis sind während ihrer ersten Ausbildung noch über die Eltern versichert. Voraussetzung: Sie sind nicht verheiratet und die Eltern haben eine private Haftpflichtversicherung“, sagt Stiftung Warentest. Wer nicht über die Eltern mitversichert ist, sollte unbedingt eine Police abschließen, denn jeder hafte für Schäden, die er anderen zufügt – und das im schlimmsten Fall mit seinem gesamten Vermögen. „Die Police ist dann unverzichtbar“, sagt Reichard. Für alleinstehende Azubis gibt es Angebote ab 30 Euro/ Jahr.
Weitere Versicherungen
Privathaftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherung gehen laut Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest vor, wenn es darum geht, die Versicherungen nach Wichtigkeit zu sortieren. Können Azubis eine Berufsunfähigkeitspolice nicht bezahlen, sei eine Unfallversicherung ebenso eine Notlösung wie eine Funktionsinvaliditätsversicherung, eine Grundfähigkeits- oder eine Schwere-Krankheit-Versicherung.
Berufsausbildungsbeihilfe
Azubis, die während ihrer Lehre nicht bei ihren Eltern wohnen können, können bei der Arbeitsagentur eine Finanzhilfe beantragen (Berufsausbildungsbeihilfe). Bezugsberechtigt sein können auch Azubis, die älter als 18 oder verheiratet sind oder Kinder haben.
Die Höhe der Hilfe richtet sich nach der Art der Unterbringung, angerechnet werden nach Abzug von Freibeträgen auch Einkommen von Ehe-, Lebenspartnern (eingetragen) oder Eltern.
Weitere Infos unter www.arbeitsagentur.de, Suchwort Berufsausbildungsbeihilfe
Eine Hausratsversicherung sei für Azubis mit eigener Wohnung nur sinnvoll, wenn der Hausrat einen hohen Wert hat. Ansonsten sollte die Hausrat ebenso hinten angestellt werden wie etwa eine Rechtsschutzversicherung.
Vermögensaufbau
Um vermögenswirksame Leistungen (VL) vom Arbeitgeber zu bekommen, müssen Arbeitnehmer einen speziellen Sparplan abschließen: Banksparplan, Bausparvertrag, Betriebliche Altersvorsorge oder auch Aktienfondssparplan. Durchschrift oder Kopie reichen Azubis bei ihrem Arbeitgeber ein. Dieser überweist die Sparraten direkt in den Vertrag. Wie hoch die Zahlungen des Arbeitgebers sind, steht meist im Tarifvertrag. Der Betriebsrat oder die Personalabteilung erteilen Auskunft. Wer kein Geld vom Chef bekommt, kann trotzdem einen VL-Vertrag abschließen. Das Gehalt wird dann entsprechend um den Betrag gekürzt..
Private Altersvorsorge
Der Staat unterstützt gesetzlich Rentenversicherte mit Zulagen für die private Altersversorgung, auch Azubis. Das Stichwort lautet hier: Riester-Rente. „Wer von seinem sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkommen des Vorjahres vier Prozent spart, erhält eine Zulage von 154 Euro“, erklärt die Verbraucherzentrale. Ein Beispiel: Bei 8000 Euro Einkommen sind das 320 Euro.
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Abzüglich der 154 Euro Zulage steuert der Lehrling also 166 Euro im Jahr selbst bei. Als untere Grenze für den Eigenanteil hat der Gesetzgeber 60 Euro im Jahr festgesetzt. Ein Berufseinsteiger bekommt im ersten Sparjahr eine um 200 Euro erhöhte Grundzulage, wenn er am 1. Januar des Jahres, in dem er den Vertrag schließt, sein 25. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und nach dem 31. Dezember 1982 geboren ist. Eine Sparform ist nur förderfähig, wenn sie zertifiziert ist.
Vorsicht: Die Riester-Rente ist nicht unumstritten. Eine individuelle, unabhängige Beratung ist dringend empfohlen. Rita Reichard: „Ich muss auch nicht sofort an die Riester-Rente denken, wenn ich gerade eine Ausbildung beginne.“
Die Verbraucherzentrale hat in ihrem Jugendmagazin "Checked for you" Spartipps für Azubis gesammelt.