Genf/Monrovia. WHO-Zahlen zeigen, dass die Ebola-Epidemie ungebremst andauert. Bis vergangenen Mittwoch waren 1427 Tote gemeldet worden - doch die Dunkelziffer liegt höher. Nach Südafrika und dem Senegal beschloss auch die Elfenbeinküste Maßnahmen, um Menschen aus den betroffenen Ländern fernzuhalten.

Die von der Ebola-Seuche betroffenen Länder Westafrikas werden von anderen Staaten der Region zunehmend isoliert. Die Regierung der Elfenbeinküste beschloss am Freitagabend, die Grenzübergänge nach Guinea und Liberia zu schließen. Zuvor hatte bereits der Senegal die Grenze zu Guinea dicht gemacht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis vorigen Mittwoch 1427 Ebola-Tote gemeldet. Die Organisation betonte, das Ausmaß der Epidemie sei weit unterschätzt worden und derzeit kaum abzusehen.

Der Ministerpräsident der Elfenbeinküste, Daniel Kablan Duncan, begründete die Maßnahme in einer Fernsehansprache damit, das Land müsse sich vor der Ebola-Epidemie schützen. Südafrika hatte kürzlich ein Einreiseverbot für Nicht-Südafrikaner verhängt, die aus den vier betroffenen Ländern Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria einreisen wollen.

Insgesamt 2615 bestätigte und Verdachtsfälle gemeldet

Wie die WHO am Freitagabend mitteilte, wurden am 19. und 20. August aus den vier Ländern 142 neue bestätigte und Verdachtsfälle sowie 77 Todesfälle gemeldet. Demnach wurden bislang insgesamt 2615 bestätigte und Verdachtsfälle gemeldet.

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Die Zahlen deuten darauf hin, dass Liberia das am schwersten betroffene Land ist: Hier wurden bisher 1082 Erkrankungen und 624 Tote registriert. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Wie viele Menschen in der Region bislang an dem Virus gestorben sind, ist offenbar kaum abzuschätzen.

Vereinte Nationen wollen die Hilfe deutlich ausweiten

"Dieser außergewöhnliche Ausbruch erfordert eine beispiellose Reaktion in allen Dimensionen", sagte David Nabarro, Ebola-Koordinator des UN-Generalsekretärs. Als Reaktion auf die Zuspitzung der Lage wollen die Vereinten Nationen die Hilfe deutlich ausweiten. Zusätzliche internationale Experten und Helfer sowie Hilfsgüter sollen nach Liberia geschickt werden, um die dortigen Gesundheitseinrichtungen zu unterstützen, kündigte Nabarro am Freitagabend bei einer Pressekonferenz in der liberianischen Hauptstadt Monrovia an.

Zudem sollen weitere Krankenbetten geliefert werden. In einigen Teilen Liberias, darunter Monrovia, sei die Gesundheitsversorgung praktisch zum Erliegen gekommen. Die WHO geht davon aus, dass die Bekämpfung der Ebola-Epidemie Monate lang dauern kann.

Das Ausmaß der Epidemie sei auch deshalb unterschätzt worden, weil viele Infizierte von ihren Familien versteckt wurden. Die Menschen seien davon ausgegangen, dass es für Ebola sowieso keine Heilung gebe und es für die Todkranken besser sei, wenigstens zu Hause sterben zu können, heißt es in einer in Genf veröffentlichten Mitteilung.

Kliniken und Labors seien in den betroffenen Ländern meist völlig überfordert, viele Gesundheitseinrichtungen zudem geschlossen worden. "Die Angst hält die Patienten fern und treibt das medizinische Personal in die Flucht", erklärte die WHO. (dpa)