Berlin. Die Hauptstadt hat eine Internet-Bildergalerie über Schmuddel-Restaurants und dreckige Lebensmittelläden des Stadtbezirks Pankow veröffentlicht, zu dem auch das Szeneviertel Prenzlauer Berg gehört. Die Fotos sind unappetitlich. Die Verbraucherzentrale begrüßt die Veröffentlichung.

Das Auge isst mit. Dieser Leitspruch von Spitzenköchen könnte seit Freitagmittag bei vielen Berlinern und Touristen zu heftigem Magengrummeln führen. Denn die Hauptstadt hat eine Internet-Bildergalerie über Schmuddel-Restaurants und dreckige Lebensmittelläden des Stadtbezirks Pankow veröffentlicht. Der Bezirk, zu dem auch das Szeneviertel Prenzlauer Berg gehört, hatte Anfang März erstmals eine Tabelle mit unsauberen Betrieben in seinem Gebiet ins Internet gestellt. Damit hatte er bundesweit für Aufsehen gesorgt und zugleich den Unmut der Kritisierten auf sich gezogen.

Auf der ersten Liste hatte das bezirkliche Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt die entsprechenden Adressen und nur einzelne Bilder zur allgemeinen Illustration gezeigt. «Nun sollen die auf der Liste verbal beschriebene Mängel im jeweiligen Betrieb durch entsprechende Aufnahmen deutlicher nachvollziehbar werden», sagt Jens-Holger Kirchner, Bezirksstadtrat für Öffentliche Ordnung.

Verbraucherschützer fordern bundesweite Liste

Die Fotos sind unappetitlich: Zu sehen ist unter anderem verschimmeltes Gemüse wie Zwiebeln oder Kohl. In dreckigen Wannen liegen Oliven. Geschnittener Lachs wird zu warm gelagert. Kontrolliert wurden Imbissstände, Bistros, Restaurants, Fleischereien und Bäckereien.

Die Verbraucherzentrale begrüßt die Veröffentlichung der Fotos und der Adressen der Betriebe «ausdrücklich». «Der Verbraucher kommt so sehr einfach an Informationen», sagt Christoph Römer, Ernährungsreferent bei der Verbraucherzentrale Berlin. Jede Beanstandung sollte öffentlich gemacht werden, fordert er. Auch deutschlandweit halte er dies für sinnvoll. Kritik der Gastronomiebetriebe weist der Ernährungsexperte dagegen zurück. «Es werden ja auch Smileys vergeben, wenn man positiv auffällt», sagt er.

Die neue Negativliste enthält sowohl neue Sünder als auch «alte Bekannte». Kirchner zufolge weist sie nach zuvor stetig abnehmender Tendenz «erstmalig» neue Unternehmen aus. Darunter sind auch der «Florya Imbiss» in der Langhansstraße und das «Balzac Coffee» sowie «I Due Forni» (beide Schönhauser Allee). Letzterem wurde der Betrieb unter anderem wegen zu warm gelagertem Fisch und starkem Gärfliegenbefall untersagt. Mittlerweile steht das Restaurant wieder offen. «Wir geben keine Auskünfte», sagt eine Mitarbeiterin auf Anfrage. Bei den beiden anderen Betrieben gab es zunächst keine Reaktion.

Hotel- und Gaststättenverband ist skeptisch

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sieht die Veröffentlichung der Daten skeptisch. Die Aufgabe des Amtes sei es, solche Betriebe zu schließen, sagt Vize-Präsident Klaus-Dieter Richter vom Dehoga Berlin. Kontrollen seien wichtig, doch der Verbraucher könne nicht wissen, ob die Liste den aktuellen Zustand darstelle oder die Mängel bereits behoben wurden.

Weg von der «Ekel-Liste» will auch die Kamps-Filiale in der Landsberger Allee. «Sämtliche Hygienemängel bestehen nicht mehr», sagt eine Sprecherin der Bäckereikette. Die Filiale war erstmals am 25. Februar kontrolliert worden. Seither habe sich einiges getan. Unter anderem sei ein erster Umbau erfolgt. Ein zweiter erfordere noch die Genehmigung des Ordnungsamtes. (ddp)

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