Essen. Besitzer einer Digitalkamera wissen: Nach dem Urlaub muss man unter Hunderten von Ferienfotos die schönsten Schnappschüsse heraussuchen. Keine leichte Aufgabe. Doch es gibt PC-Programme, die beim Archivieren und Sortieren helfen. Wir verschaffen einen Überblick und stellen die Vor- und Nachteile vor.

Digitalkameras sind ja so praktisch! Wir können im Urlaub ein Foto nach dem anderen schießen, ohne uns Gedanken darüber machen zu müssen, dass der Film gleich voll ist oder was die Entwicklung der Bilder wohl an Unsummen verschlingen wird. Doch wenn wir erst wieder zu Hause sind, finden wir in dem Wust der 7598 Urlaubsbilder den Sonnenuntergang Nr. 11, der so dramatisch aussah, leider nicht mehr wieder. Ganz eindeutig: Wir brauchen ein System.

Sichten und Löschen

So unromantisch es klingt: Wenn Sie aus dem Urlaub wiederkommen, trennen Sie sich als Erstes von den Fotos, an denen Ihr Herz nicht hängt. „Alles, was nicht gut ist, kann man löschen“, sagt der Essener Fotograf und Fototrainer Thomas Striewisch – „niemand guckt sich hinterher freiwillig mittelmäßige Bilder an“. Zur Zeit der Papierabzüge haben Sie schließlich auch nicht jedes einzelne Bild in ein Album geklebt oder an die Wand gehängt. Daher lautet der erste Schritt auf dem Weg zu weniger Fotochaos tatsächlich: löschen.

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Doch welches Foto ist es wert, aufbewahrt zu werden? „Gut sind Bilder dann, wenn an ihnen wichtige Erinnerungen hängen oder sie die Stimmung gut wiedergeben“, sagt Striewisch. Das könne natürlich auch „ein Bild von dem netten Kellner“ sein, „der auf dem Foto zwar nicht ganz scharf ist, aber eben so nett war“.

Das richtige Programm wählen

Auf den meisten Rechnern befinden sich Fotoprogramme, die mal besser, mal schlechter sind. Dennoch bietet es sich an, die Software wohlüberlegt auszuwählen. Bei iPhoto und Aperture beispielsweise besteht laut Striewisch „die Gefahr, dass der Rechner die Bilder frisst“. Will heißen: „Sie verschwinden unter kryptischen Nummern in Unterordnern von Unterordnern.“ Wollen Sie Ihre Fotos in ein anderes Programm übertragen oder anderweitig unabhängig von der Software verwenden, ist Chaos programmiert.

Wer auf Nummer sicher gehen will, könnte jetzt ein reines Archivierungstool verwenden, aber, so Thomas Striewisch: „Das gibt es nicht kostenlos – Archivieren ist einfach nicht sexy.“

Für Mac und PC empfiehlt er stattdessen „Adobe Lightroom“. Das ist mit seinen etwa 100 Euro zwar nicht ganz preiswert, bietet aber auch viele Möglichkeiten zur Bildbearbeitung. Und das Archivierungssystem hält Striewisch derzeit für das Beste: „Bei Lightroom behält man selbst die Hoheit über seine Bilder – sie werden nicht vom Programm irgendwo anders hin kopiert.“

Weitere Programme, die ebenfalls eine gute Archivierungsfunktion mitbringen, sind, laut Striewisch:

  • das kostenlose „IrfanView“ (nur für PC), das bei einer Vielzahl an Bildformaten funktioniert;
  • Googles kostenloses „Picasa“ – hier muss man sich laut Striewisch allerdings darüber im Klaren sein, dass „möglicherweise irgendwo im Hintergrund Tante Google draufguckt“, was nicht zwingend schlecht sein müsse, aber die Gefahr berge, „dass die so gewonnenen Informationen für Werbeangebote genutzt werden“;
  • iPhoto“ oder „Aperture“ (für Mac), allerdings mit den bereits beschriebenen Problemen, wenn das Programm einmal gewechselt werden soll; das kostenlose „Xnview“ für Mac und PC.

Sinnvoll archivieren

Sinnvoll ist es laut Striewisch, für seine Bilder „sprechende Bezeichnungen“ zu wählen. Also weder Aufnahmedatum (denn das ist ohnehin meist in den Fotos gespeichert) noch irgendwelche Zahlenkombinationen, die vielleicht die Kamera vorgibt. Lightroom bietet eine intelligente Verschlagwortung an, so dass Bilder auch dann Jahre später blitzschnell wiederzufinden sind, wenn man sich an das exakte Datum nicht mehr erinnert. Oder nur weiß, dass da mal ein tolles Foto mit einem tollen Sonnenuntergang war.

Einfach Stichwort „Sonnenuntergang“ eingeben, und man bekommt sie alle angezeigt. Doch die Verschlagwortung lässt sich noch weiter führen: Jedes Detail, das einem wichtig ist, kann als Stichwort eingegeben werden. So wird es selbst unter ähnlichen Motiven leichter, das gewünschte wiederzuentdecken.

Sicherheitskopien anlegen

Nachdem jetzt nur noch die wirklich wichtigen Fotos übrig geblieben sind, sollte man diese auf jeden Fall noch mal an einem anderen Ort speichern. „Wer nur eine Kopie seiner Bilder besitzt, hat sie nur geliehen bekommen“, sagt Thomas Striewisch. Für das Backup eignen sich eine separate Festplatte oder der Upload in eine Cloud, das ist Speicherplatz im Internet, den ein Dienstleister zur Verfügung stellt. Das lohnt sich aber nur, wenn der Upload schnell genug ist, bzw. die Foto-Dateien nicht zu groß sind. Bei jpg-Dateien sollte es keine Probleme geben, mit den wesentlich größeren raw-Dateien allerdings könnte es schon mal schwierig werden. Die braucht allerdings nur, wer die Fotos professionell bearbeiten möchte.