Essen. Olivenhaine, dazu Vespa-Sound und italienisches Postkarten-Idylle. „Liebe lieber Italienisch“ hat alles, was eine typische Liebes-Schnulze ausmacht. Doch der ZDF-Film entpuppt sich als ganz anders als gedacht - und ist am Pfingstsonntag starke Familienunterhaltung.

„Sommerfilm“ ist ja oft nichts anderes als die Aufforderung: Jetzt aber ab in den Biergarten! Und „Herzkino“ ist sowieso ein anderes Wort für Schnulze. „Liebe lieber Italienisch“ (Pfingstsonntag, ZDF, 20.15 Uhr) umschifft jedoch elegant die genretypischen Untiefen und entpuppt sich als unterhaltsamer Familienfilm.

Allerdings muss man erstmal den Einstieg verdauen. Da brettert ein Pfaffe mit der Vespa minutenlang durch die Olivenhaine, und man denkt: Oha. Als nächstes noch eine Postkarten-Idylle aus Amalfi, und zum Höhepunkt besingt Rudi Schuricke die Capri-Fischer.

Alles kommt anders, als man es erwartet

Und schon kommt alles ganz anders. Gleich mehrfach ändert dieser Film Rhythmus und Thema und verstößt damit munter gegen die Gesetze des Italien-Films. Es ist wirklich durchaus pfiffig aufbereitet, das kleine Drama um die Familie Sanseviero (mit der gleichnamigen Zimmerpflanze weder verwandt noch verschwägert), die ihre Sinnkrise im deutsch-italienischen Kulturkampf zu bestehen hat.

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Natürlich gibt es da die üblichen Klischees zu besichtigen, aber sie werden in ironischer Distanz arrangiert. Das fängt mit der Rollenverteilung an. Der karrieregeile Mann ist nicht wie gehabt der Deutsche in diesem System, sondern heißt Paolo, kommt aus Apulien und wurde trotzdem Professor.

Wir lernen überrascht: Auch der Italiener ist intelligent, fleißig, auf den Erfolg im Beruf fixiert und dabei versucht, die Familie zu vernachlässigen. Ehefrau Martina, blond, deutsch, aber emotional, ist deshalb gerade dabei, ihren Mann zu verlassen, als ein Anruf aus Apulien die Dinge auf Trab bringt.

Bruder Antonio teilt mit, dass die Mutter im Sterben liegt. Paolo kehrt erstmals seit 20 Jahren in die Heimat zurück, begleitet von einer zweifelnden Martina und begeistert empfangen von einer putzmunteren Mutter. Der geht es nämlich blendend, aber dafür steht die Familie vor dem Ruin. Die Olivenplantage, seit Generationen im Besitz der Sansevieros, macht riesige Verluste und soll deshalb verkauft werden. Dafür braucht Antonio allerdings die Unterschrift seines nach Deutschland ausgewanderten Bruders, und der weigert sich.

Gute Geschichte undein flottes Drehbuch

Paolo will die Plantage retten, gemeinsam mit Martina, die ihre Scheidungspläne darüber fast schon vergessen hat, bis die Dinge plötzlich noch einmal eine andere Wendung bekommen.

Gedreht wurde die Produktion gemeinsam mit dem italienischen TV-Sender RAI. Regie führte Olaf Kreinsen, neben der weiblichen Hauptdarstellerin Tanja Wedhorn eigentlich der einzige namhafte Deutsche vor Ort. Das funktioniert allerdings bestens, im Gegensatz etwa zum Schweden-Langweiler „Der Kommissar und das Meer“ mit Walter Sittler, wo man hauptsächlich aneinander vorbei redet.

Hier ist Leben drin, eine gute Geschichte und ein flottes Drehbuch helfen natürlich auch, und letztlich sagt man sich beim Abspann: Gut, dass man nicht in den Biergarten gegangen ist.