Madrid. . Einst war er König von Francos Gnaden. Doch nach dem Ableben des spanischen Diktators 1975 half Juan Carlos dabei, die Demokratie auf der iberischen Halbinsel zu etablieren. Jetzt ist der spanische Monarch nach 39 Amtsjahren zurückgetreten. Seine Nachfolge übernimmt sein Sohn, Felipe.

Es war sichtlich die schwerste Ansprache des spanischen Königs an das Volk: „Ich habe entschieden, meine Regentschaft zu beenden und abzudanken“, erklärte ein bewegter König Juan Carlos per TV-Ansprache den Spaniern. Der 76-Jährige, der nach einer Reihe von Hüft- und Knieoperationen am Stock geht, saß im mausgrauen Anzug hinter seinem Schreibtisch. Mit feuchten Augen und unruhigen Händen, die er immer wieder ineinander verschränkte, um sie nicht zittern zu lassen.

„Heute verdient eine jüngere Generation, in erster Reihe zu stehen und jene Reformen voranzubringen, welche diese Zeit erfordert“, nuschelte Juan Carlos. Sein 46-jähriger Sohn Felipe sei ein gut vorbereiteter und würdiger Nachfolger. Und: „Ich habe immer das Beste für Spanien gewollt.“

Ernennung Felipes soll "in Kürze" geschehen

Es war mittags gegen 13 Uhr, Spaniens 46 Millionen Bürger hielten den Atem an, Radio- und Fernsehapparate waren überall voll aufgedreht. Die Nation war Stunden zuvor gewarnt worden: Denn ein bitterernst ausschauender Regierungschef, der konservative Mariano Rajoy, hatte die Bombe bereits am Vormittag platzen lassen. Und dem überraschten Volk mitgeteilt, „dass dies der beste Zeitpunkt sei, damit die Thronfolge mit völliger Normalität erfolgen kann“. Die Ernennung Felipes werde schon in „in Kürze“ geschehen.

Rajoy wie der König gaben zu verstehen, dass die Abdankung ei­ne in „mehreren Monaten“ gereifte Entscheidung gewesen sei. Was die meisten Menschen auf der Straße nicht glauben wollten. Hatte nicht das Königshaus Abtrittsgerüchte stets dementiert? „Ich werde mit der Krone auf dem Kopf sterben“, hatte Juan Carlos angeblich zu den Seinen gesagt. Und Königin Sofía sagte: „Könige treten nicht ab, sondern sie sterben im Bett.“

„Sogar Leute aus seiner Umgebung fielen aus allen Wolken“, berichtete Spaniens größte Tageszeitung „El Pais“, die wie andere Zeitungen auch Extraausgaben mit der „historischen Nachricht“ druckte.

Juan Carlos' Ehe mit Königin Sofia gilt als zerrüttet

In den letzten Jahren produzierte Juan Carlos vor allem mit Stolperunfällen, Krankenhausaufenthalten und mutmaßlichen Liebesaffären Schlagzeilen. Spätestens jener Luxus-Jagdausflug ins afrikanische Botswana, wo Ihre Hoheit im Frühjahr 2012 auf Elefanten anlegte, öffnete der spanischen Öffentlichkeit die Augen. Eine Safari, wo sich der König nicht nur die Hüfte brach. Sondern er zusätzlich mit seiner „amiga “, der 30 Jahre jüngeren Deutschen Corinna zu Sayn-Wittgenstein, erwischt wurde.

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Er musste auch Königin Sofía um Verzeihung anflehen. Sie war so wütend auf ihn, dass sie nach seinem Sturz keine Lust hatte, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Die Ehe gilt als zerrüttet – die goldene Hochzeit im letzten Jahr fiel aus.

Der Nachfolger Francos

Unumstritten bleibt freilich Juan Carlos’ Verdienst in der Vergangenheit: Vor allem den älteren Menschen ist der König als jener Mann in Erinnerung, der Spanien von der Diktatur, die 1975 nach dem Tod von General Franco zu Ende ging, zur Demokratie steuerte. Franco hatte Juan Carlos schon 1969 zum Nachfolger als Staatschef bestimmt. Er entpuppte sich nicht, wie befürchtet, als Marionette Francos, sondern als überzeugter Demokrat, der den unblutigen Übergang von der Diktatur zum freiheitlichen Spanien steuerte.

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Die älteren Spanier haben auch nicht vergessen, wie Juan Carlos am 23. Februar 1981 einen Putschversuch rechter Militärs stoppte. Ein Offizier der paramilitärischen Guardia Civil, der Franco-Polizei, stürmte damals mit einer Handvoll Kumpanen und gezogenen Pistolen ins Parlament. Sie erklärten die Regierung für abgesetzt und ein Teil des Militärs schien bereit, diesen Putsch zu stützen. Der König zog daraufhin seine Generalsuniform an und forderte die Putschisten via Fernsehen auf: „Im Interesse Spaniens befehle ich Ihnen, die Einheiten zurückzuziehen.“ Das Militär gehorchte, der Aufstand brach zusammen, die demokratische Zukunft war gerettet.