Madrid. . Die Monarchie in Spanien wankt. Eine Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Bürger will, dass Juan Carlos abdankt. Seine Tochter allerdings steht derzeit im Zentrum eines großen Bestechungs- und Betrugsskandals.

Buhrufe, Pfiffe, Protest. Wenn sich Spaniens königliche Hoheiten öffentlich sehen lassen, bekommen sie neuerdings nicht nur Applaus zu hören. Mancher Auftritt wird zum Spießrutenlaufen.

Dies bekam jetzt Königin Sofia zu spüren, als sie in Madrid an einer Filmpremiere teilnahm. „Ganoven“, schrien die Demonstranten, die sich vor dem Kino aufgebaut hatten und von Leibwächtern auf Distanz gehalten wurden. Ein Mann hielt ein Schild in die Höhe, auf dem der Königsfamilie Korruption und Vetternwirtschaft angelastet wurde.

Prinzessin Cristina (48), die jüngste Tochter von König Juan Carlos, steht derzeit zusammen mit Ehemann Iñaki Urdangarin (45) im Zentrum eines großen Bestechungs- und Betrugsskandals. Ein Untersuchungsrichter in Palma de Mallorca beschuldigt die beiden, öffentliche Gelder in Millionenhöhe ergaunert und zudem den Fiskus systematisch betrogen zu haben.

Elefantenjagden, Seitensprünge und andere Peinlichkeiten

Königin Sofia schaut, sichtlich betreten, nach unten auf den roten Teppich. Tut so, als ob sie nichts gehört und nichts gesehen hat. Winkt den Menschen dann freundlich zu.

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Immerhin kann sich Sofia mit der Erkenntnis trösten, dass der Zorn der Untertanen wohl mehr ihrem Gemahl, dem König, gilt. Der beim Volk wegen seiner Elefantenjagden, Seitensprünge und anderer anrüchiger Dinge, zu denen auch die Annahme von Luxusgeschenken gehört, ziemlich unten durch ist.

Das neue Jahr startet nicht gut

Pünktlich zum 76. Geburtstag von Juan Carlos vor wenigen Tagen veröffentlichte „El Mundo“ eine brisante Umfrage, welche Ihrer Majestät bittere Wahrheiten servierte: Fast zwei Drittel der befragten Spanier wollen ihren alten König am liebsten sofort in den Ruhestand schicken. Und erstmals wurde die Frage „Unterstützen Sie die Monarchie als Staatsform für Spanien“ nicht mehr von einer Mehrheit bejaht.

Das neue Jahr startet also nicht gut für Juan Carlos. Zumal er den ersten öffentlichen Auftritt nach Monaten der Krankheit verpatzte: Beim Neujahrsempfang für das Militär bekam das Volk einen tattrigen Staatschef zu sehen. Dessen Stimme stotterte, dessen Hände zitterten, der Schwierigkeiten hatte, seine Rede vom Blatt zu lesen. Die Generäle stierten peinlich berührt nach oben.