Baikonur. . Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist unterwegs ins All. Das Russische Staatsfernsehen übertrug den Start der Sojus-Rakete in Kasachstan am Mittwochabend direkt. Gerst selbst twitterte zuvor: “Würde euch gerne alle mitnehmen...“ Fast ein halbes Jahr soll er im All forschen.
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist auf dem Weg in den Weltraum. Der 38-Jährige aus Baden-Württemberg hob am Mittwochabend um 1.57 Uhr Ortszeit (21.57 Uhr MESZ) an Bord einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ab. "Bis denn dann! Würde euch gerne alle mitnehmen...", schrieb Deutschlands elfter Mensch im All kurz vor dem Start bei Twitter.
Mit ihm in der "Mission Blue Dot" fliegen der Russen Maxim Surajew und der US-Amerikaner Reid Wiseman zur Internationalen Raumstation ISS. Dort soll Gerst knapp ein halbes Jahr arbeiten. Bis zur geplanten Rückkehr am 11. November betreut der Geophysiker mehr als 100 Experimente. Zudem ist mindestens ein Außeneinsatz im Weltraum vorgesehen.
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Das russische Staatsfernsehen übertrug den Beginn der knapp halbjährigen Mission im Kosmos direkt. Knapp neun Minuten später erreichte die Kapsel nach dem Abkoppeln der dritten Stufe wie geplant den Orbit. "Wir feiern erst, wenn dieser letzte Block abgefallen ist", hatte Frank De Winne von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa angekündigt. Das Maskottchen der Crew, eine orange Stoffgiraffe, begann in der Sojus zu schweben und zeigte damit den Beginn der Schwerelosigkeit an.
"Adrenalin steigt etwas, bin aber erstaunlich entspannt", hatte Gerst zuvor getwittert. Vater Hans-Dieter Gerst beobachtete bei wolkenlosem Himmel und milden Temperaturen mit seinen beiden anderen Söhnen das Zünden der Triebwerke von einer rund zwei Kilometer entfernten Ehrentribüne aus. "Ich wünsche Alexander viel Spaß da oben. Und dass er gesund wiederkommt", meinte der 59-jährige Schlossermeister.
Sojus soll nach sechs Stunden die Raumstation ISS erreichen
Eingeladen zum Nachtstart in der kasachischen Steppe waren auch Raumfahrtlegende Sigmund Jähn (77), der 1978 - als DDR-Bürger - als erster Deutscher ins All geflogen war, sowie Ex-Astronaut Ulf Merbold (72), der als einziger Deutscher dreimal im Weltraum war. Alexander Gerst wurde 1976 in Künzelsau geboren und ist dort aufgewachsen. Er wird der elfte Deutsche im All und der dritte Deutsche auf der Raumstation sein.
In Gersts Heimatort Künzelsau (Baden-Württemberg) verfolgten nach Angaben der Veranstalter fast 500 Menschen den Raketenstart live auf einer Leinwand.
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Die Sojus soll bereits nach knapp sechs Stunden Flug - etwa so lange wie eine Fernzugfahrt von Düsseldorf nach München - am Außenposten der Menschheit in gut 400 Kilometern Höhe festmachen. Für 5.30 Uhr MESZ waren das Öffnen der Luken sowie die erste Begegnung mit den drei anderen Besatzungsmitgliedern geplant. Auf der ISS arbeiten derzeit der US-Astronaut Steven Swanson sowie die Kosmonauten Alexander Skworzow und Oleg Artemjew.
Reise zu den Sternen ist für Gerst ein Kindheitstraum
Der 38-jährige Gerst hatte eine Reise zu den Sternen stets als "Kindheitstraum" bezeichnet. Er ist der elfte Deutsche im All. Nur die Raumfahrtgroßmächte Russland und USA haben mehr Menschen in den Kosmos geschickt. Auf der ISS waren vor Gerst lediglich die Deutschen Thomas Reiter und Hans Schlegel, der vor sechs Jahren als bisher letzter Deutscher überhaupt im All war.
Gerst soll auf der Raumstation unter dem Motto "Shaping the Future - Zukunft gestalten" mehr als 100 Experimente betreuen. Die Rückkehr seiner dreiköpfigen Crew ist für den 11. November vorgesehen. Der Missionsname "Blue Dot" (Blauer Punkt) bezieht sich auf einen Ausdruck des US-Astrophysikers Carl Sagan, der die Erde aus dem Weltraum als "pale blue dot" (blassblauen Punkt) bezeichnete.
Seit die USA ihre Space Shuttles 2011 einmotteten, können Nasa-Astronauten nur noch in russischen Kapseln mitfliegen. Für jeden Platz in einer Sojus zahlen die USA 50 Millionen Euro, fast ebenso viel soll die Mitfluggelegenheit für Gerst kosten.
Das Schicksal der Raumstation steht allerdings in den Sternen. Russland hat nach mehr als 15 Jahren ein Ende seines Engagements beim fliegenden Labor für 2020 angekündigt. Dabei handelt es sich wohl auch um eine Reaktion auf US-Sanktionen im erbitterten Ukraine-Konflikt.
Experten fürchten nun, dass auf der ISS bald die Lichter ausgehen könnten. Nach dem kosmischen Wettlauf zwischen der Sowjetunion und den USA im Kalten Krieg gilt die Raumstation heute auch als Symbol der Völkerverständigung. (dpa)