Köln.. Für Alexander Gerst wird ein Traum wahr. Am Donnerstag hebt der Schwabe ab. Er fliegt zur Raumstation ISS. Obendrein bestätigt er sich als Maustronaut. Wie das? Gerst beantwortet Kinderfragen in der „Sendung mit der Maus“ im Ersten.

Er hat ja schon als Kind davon geträumt, dass er mal zu den Sternen fliegt. Seit sein Opa, ein leidenschaftlicher Amateurfunker, einst eine Antenne in den Himmel richtete und der kleine Alex in ein Mikro sprechen durfte. Die Radiowellen seien zum Mond gereist und kurz darauf als Echo zurückgekommen, erinnert sich Alexander Gerst. „Seitdem wollte ich Astronaut werden.“

Jetzt ist er es, jetzt fliegt der Deutsche ins All. Nicht ganz bis zu den Sternen aber immerhin bis zur Raumstation ISS. Für gut ein halbes Jahr und zusammen mit dem Russen Maxim Suraev und dem Nasa-Astronauten Gregory Wiseman. „Ready For Boarding“ hat Gerst im Internet gepostet. „Bereit zum Einsteigen.“

Nach dem Abi studierte Gerst Geophysik

Der 38-Jährige hat ja auch lange genug drauf gewartet. Eine Zeit lang sieht es sogar so aus, als habe er seinen Traum vergessen. Denn statt zum Himmel, zieht es den Mann aus Künzelsau in Baden-Württemberg unter die Erde. Geophysiker wird Gerst nach dem Abi, Spezialgebiet Vulkanologie.

Aber Mitte 2008 sieht er eine Anzeige in der Zeitung: „Astronauten gesucht“, steht da. Klar, dass er sich bewirbt für eine der vier freien Stellen. 8412 andere Menschen tun das auch. „Wenig Hoffnung“ hat er deshalb gehabt. „Ich war selbst am meisten erstaunt, dass es geklappt hat.“

Fünf Jahre Vorbereitung für den Flug ins All

Mehr als fünf Jahre haben Auswahl und Training gedauert. Gerst lässt sich von einer Zentrifuge herumschleudern oder arbeitet sieben Stunden am Stück in seinem 160 Kilo schweren Raumanzug in einem 13 Meter tiefen Wasserbecken, um sich an die Bedingungen im All zu gewöhnen. Und er lernt die russische Sprache ebenso perfekt wie den Bauplan der Weltraumstation und die vielen technischen Anleitungen, denn: „An Bord muss jeder alles können.“

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Die Ausbildung ist kein Zuckerschlecken. Aber Gerst ist nicht mehr zu stoppen. Ein Freund hat ihn mal gefragt, ob er nicht lieber zehn Millionen im Lotto gewinnen wolle, anstatt ins All zu fliegen. Da muss er nicht lange überlegen. „Ich habe sofort nein gesagt.“

Zu dritt auf 300 Tonnen Treibstoff

Seit Tagen schon ist der Astronaut in Baikonur, Kasachstan. In der Nacht zu Donnerstag soll es von dort los gehen. In einer russischen Sojus-Kapsel, in der es so eng sein wird „wie zu dritt in einer Telefonzelle“. Und alle drei sitzen auf 300 Tonnen Treibstoff. Von „Angst“ spricht er nicht, aber von „Respekt“. Und davon, dass er wohl aufgeregt sein werde, wenn rund 26 Millionen PS die Rakete beim Start ins All bringen, aber auch zu beschäftigt, um sich großartig zu sorgen.

Acht Minuten nur dauert der Weg in den Orbit, das Andocken an die ISS aber rund sechs Stunden. „Parkmanöver“ nennt Gerst die Aufgabe, Raumkapsel und Raumstation bei einer Geschwindigkeit von 28 000 Kilometer pro Stunde exakt zu synchronisieren. „Am Ende ist man dann so vier bis fünf Mal um die Erde rum.“

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An Bord wird ebenfalls keine Langeweile aufkommen. Neue Metalllegierungen sollen ebenso getestet werden wie die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf menschlichen Knochenschwund. Insgesamt sind 162 Experimente für diese „Mission 40“ geplant.

Und dann sind da ja auch noch die Fragen der kleinen und großen Zuschauer aus „Der Sendung mit der Maus“ im Ersten die Gerst in regelmäßigen Abständen beantworten will.

Auch musikalisch ist er gern „über den Wolken“

Außer Arbeit – und dem großartigen Anblick auf die Erde – wird aber auch nicht viel geboten an Bord der ISS. Ein paar Bücher und Fotos hat Gerst schon mit einem unbemannten Transporter vorausschicken lassen.

Genau wie eine Portion seines Lieblingsessens: Käsespätzle, Würstchen und Grießpudding. Nicht unbedingt kalorienarm, aber Übergewicht ist bei zwei Stunden sportlichem Pflichtprogramm an Bord wohl nicht zu erwarten.

Für die wenigen Minuten der Ruhe und zur Entspannung hat Gerst auch einen MP3-Player eingepackt. Was er dort für die Minuten vor dem Start gespeichert hat, hat er jüngst über den Kurznachrichtendienst „Twitter“ verraten. Ganz überraschend ist die Auswahl nicht: „Major Tom“ und „Über den Wolken“.