Köln. . „Keep Your Light Shining“ heißt die Show, von der sich ProSieben eine Runderneuerung des etwas mau gewordenen Casting-Gewerbes erhofft. Dabei setzt der Münchner Sender auf eine Technologie, die der ARD jüngst arge Bauchschmerzen bereitete: eine Smartphone-App.

Das Format ist neu. Noch in keinem anderen Land gelaufen, bei keinem Sender getestet. „Keep Your Light Shining“ (ProSieben, 20.15 Uhr) heißt es, was man im Revier umgangssprachlich vielleicht am besten mit „Guck, dass dein Licht am Brennen bleibt“ übersetzen könnte. Mit Energie hat diese Sendung aber nichts zu tun. Eine Casting-Show ist es. Noch dazu eine „interaktive“. Viel mehr Risiko geht derzeit kaum im deutschen Fernsehen.

„Pop-Stars“ und „X-Factor“ pausieren und kommen vielleicht nie mehr zurück, DSDS und „Supertalent“ schwächeln bei den Einschaltquoten. Nur „The Voice“ schlägt sich wacker, hat bei den Zuschauerzahlen aber auch noch Luft nach oben. Es gab jedenfalls schon bessere Zeiten, um eine neue Talentsuche zu starten. Deshalb ist „Keep Your Light Shining“ auch ein wenig anders als die Konkurrenz.

Der Sieger bekommt 50.000 Euro

Das Konzept ist ganz einfach, klingt aber interessant. Schon kurz nach Beginn nämlich stellen sich die jeweils neun teilnehmenden Kandidaten in einem großen Kreis rund um zwei Musikexperten auf. Ein Duo vom Fach – zum Auftakt sind es Ricky Martin und Frida- Gold-Sängerin Alina Süggeler – darf allerdings nur einschätzen, nicht entscheiden. Das machen nur die Zuschauer vor dem Fernseher. Aber um zu überzeugen, haben die Kandidaten nicht viel Zeit.

Pro Runde gibt es einen Song. Jeder der Kandidaten darf nur 30 Sekunden davon singen. Danach kommt automatisch der Nächste an die Reihe. Abgestimmt werden kann nur in der Zeit, in der die Künstler singen. Die Zustimmungsrate wird in Echtzeit über einen LED-Strahl vor dem Künstler abgebildet. Damit steht das Ergebnis direkt nach Ende des Songs fest. Nach jeder Runde scheidet das Talent mit dem geringsten Anteil positiver Stimmen aus. Der Sieger bekommt zum Schluss 50 000 Euro.

Technik monatelang getestet

Zum Telefon muss allerdings niemand greifen, wenn er für seinen Favoriten stimmen möchte. Dafür gibt es das „ProSie-ben-Connect-Voting“. Einfacher gesagt. Mit Hilfe einer App kann man ausdrücken „gefällt mir” oder „gefällt mir nicht” Und genau da lauert die Gefahr, wie sich vorige beim ARD-„Quizduell“ zeigte. Denn trotz angeblich ausgiebiger Tests funktionierte die speziell für die Rateshow entwickelte App tagelang nicht. ProSieben glaubt natürlich fest daran, dass es in der von Annica Hansen moderierten Show besser laufen werde. „Seit Monaten“ werde an der Technik gearbeitet, heißt es. „Verschiedenste Szenarien“ unter „verschiedensten Voraussetzungen“ würden getestet. In der Tat betritt der Sender mit ProSieben-Connecting kein absolutes Neuland. Bei Shows wie „The Voice“ oder „Germany’s Next Top Model“ hat die Technik bisher funktioniert, war allerdings auch nicht so entscheidend wie beim heutigen Vorsingen. Aber – sicher ist sicher – man habe, ähnlich wie die ARD, „einen Plan B“ in der Tasche, falls die Systeme tatsächlich streiken sollten, heißt es. Wie genau der aussieht, wurde allerdings nicht verraten.