Berlin. . Sie war Gretchen Haase in der Serie „Doctor’s Diary“, wo Herz. Schmerz und Scherz ganz nah beieinander lagen. Jetzt ist Diana Amft als „Josefine Klick“ bei Sat.1 zu sehen – als Landei, das sich gegen Großstadt-Bullen durchsetzt. Ein Interview.

Diana Amft war auf romantische Komödien wie „Doctor’s Diary“ geeicht. Jetzt hat die 40-jährige Schauspielerin auf Kommissarin umgeschult. „Josefine Klick“ soll bei Sat.1 um 21.15 Uhr da weitermachen, wo „Der letzte Bulle“ Henning Baum aufhört. Im Gespräch mit Jürgen Overkott meldete sich die Schauspielerin mit einem frischen „Servus!“

Leben Sie in München?

Diana Amft: Ich habe in München studiert und bin dann acht Jahre da geblieben.

Und „Servus“ blieb hängen.

Amft: Ja, das ist ein schönes Wort, es klingt gut, ganz weich.

Wie lange haben Sie gebraucht, um München lieb zu gewinnen?

Amft: Ach, das ging ganz schnell. Ich hatte mich an der Falckenberg-Schule beworben, bin aber in der ersten Runde rausgeflogen, wollte jedoch seit dem unbedingt nach München und habe dann auch tatsächlich meine Ausbildung an der Schauspielschule Zerboni gemacht.

„Man erhält zurück, was man selbst ausstrahlt“

Wie lange haben die Münchner gebraucht, um sich in Sie zu verlieben?

Amft: Jaaaaa, ganz München… (lacht) Na, die Münchner sind schon aufgeschlossen, die meisten sind sehr freundliche Menschen. (Kleine Pause) Wenn ich’s mir recht überlege, habe ich die eigentlich in jeder Stadt getroffen, wo ich länger gelebt habe. In Köln beispielsweise…

Ich unterstelle, das hängt auch mit Ihrer offenen Art zusammen.

Amft: Danke schön. Kann sein, natürlich. Es ist ja oft so, dass man das zurück erhält, was man ausstrahlt.

Sie sind bei Ihren Rollen oft im Ländlichen verortet werden, beim „Bullen und dem Landei“ beispielsweise. Aber auch Ihre neue Rolle, Josefine Klick, ist so angelegt, dass Sie aus Bielefeld nach Berlin kommen. Sind Sie auf dem Land groß geworden?

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Amft: Ich komme aus Westfalen, ja. Ich komme sogar aus der Nähe von Bielefeld. Entgegen der verbreiteten Verschwörungstheorie – Bielefeld gibt es wirklich, das kann ich bestätigen, ich war schon persönlich da (lacht). Die Stadt hat viel Charme und einen tollen Fußballverein. Ich bin (mit gedämpfter Stimme) sogar Arminia-Fan. Aber Berlin ist natürlich schon eine andere Hausnummer, ohne den Bielefeldern jetzt auf die Füße treten zu wollen. Ich interpretiere meine Rolle auch als Hommage an Bielefeld, als eine Art Liebeserklärung an die Stadt.

„Schade, dass Frauen kein Schützenkönig werden können“

Berliner haben, so scheint es mir manchmal, eher eine Art Woody-Allen-Gefühl. Sie glauben, sie müssen die Stadt nicht mehr verlassen, weil sowieso die ganze Welt bei ihnen wohnt.

Amft: Wahrscheinlich. Wie New York.

Aber zurück zu meiner Ausgangsfrage: Sind Sie in Westfalen mit dem vollen Programm ausgewachsen, zum Beispiel mit Schützenvereinen?

Amft: (betont) Ja, klar. Das volle Programm, natürlich. Das ist total toll. Es ist nur schade, dass Frauen kein Schützenkönig werden können.

Ist das ein Lebenstraum von Ihnen, Schützenkönigin zu werden?

Amft: Nein. Das nicht. Das würde am Outfit schon scheitern.

Das glaube ich wiederum nicht. Sie wären doch der Traum von Bielefeld oder meinetwegen auch Berlin.

Amft: (resignierend) Na gut, dann gehe ich das als nächstes an. (Pause) Aber auf Josefine Klick trifft schon zu, dass sie grandios im Schießen ist. Sie hat das absolute Potenzial zur Schützenkönigin.

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Schießen Sie in der Serie den Vogel ab?

Amft: (trocken) Ich werde auf jeden Fall ins Schwarze treffen. Sie wird auf jeden Fall einem Kollegen den Schießrekord abnehmen.

Ihr Verhältnis zum „letzten Bullen“

Muss sich der „letzte Bulle“ jetzt warm anziehen?

Amft: Hmmmm. Nein, wir stehen in keiner Konkurrenz. Ich selbst schaue super-gerne den „letzten Bullen“, ich hoffe, dass Henning Baum jetzt auch gerne Josefine Klick guckt. Und (Baums TV-Partner) Maximilian Grill. Dann säßen wir schon alle in einem Boot. Es ist fürs gleiche Publikum.

Bahnt sich da ein Crossover an?

Amft: Also unaufgeschlossen wäre ich persönlich da nicht (lacht). Gott sei Dank liegt die Serie in den Händen eines Senders, und der Fantasie des Autors, Marc Terjung, sind keine Grenzen gesetzt. (Kleine Pause) Aber eigentlich sollte ich Sie interviewen. Sie kommen mit so vielen wundervollen Ideen.

Gucken Sie sich gelegentlich die alten Folgen von „Doctor’s Diary“ an?

Amft: Demnächst, wenn sie auf RTL wiederholt werden.

Sehen Sie sich selbst gern bei der Arbeit zu?

Amft: (überlegt) Ich habe mir zum Teil meines Berufes gemacht, mir die Endergebnisse der Dreharbeiten anzusehen, als Interview-Vorbereitung beispielsweise.

Die Frage mag vielleicht banal klingen. Aber meine Schauspieler quälen sich selbst, wenn sie sich in Szenen sehen.

Amft: Als Schauspielerin darf ich nicht stehen bleiben. In diesem Beruf kann man immer dazu lernen. Ich stehe zu dem, was ich gemacht habe. Klar, wenn ich zehn Jahre alte Aufnahmen von mir sehe, fällt mir natürlich schon auf, was ich heute anders mache. Wenn ich irgendetwas mache, versuche ich natürlich schon, mein Bestmögliches zu geben. Ich würde mich im Nachhinein nur ärgern, wenn mir klar würde, dass ich mich besser hätte vorbereiten können.

Eine Liebeserklärung an Spinnen

Sind Sie bei eigenen Projekten ehrgeizig?

Amft: Ich stelle an mich selbst den Anspruch, alles zu 100 Prozent zu machen. Ehrgeiz ist ja nichts Negatives. Alles was ich zur Vorbereitung machen kann, nehme ich dankbar an. Ich finde es so bereichernd, welche Erfahrungen ich in den unterschiedlichsten Bereichen machen durfte: Kampftraining, Schießtraining, Gesangstraining… Ich bin ja nebenbei auch noch Kinderbuch-Autorin. Auch da steckt unglaublich viel Herzblut drin, in der „kleinen Spinne Widerlich“.

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Spinnen sind für viele Menschen Ekel-Tiere.

Amft: Ich habe immer schon gerne geschrieben, und die „kleine Spinne Widerlich“ war eine Geschichte, die unheimlich schnell rund war. Ich bin durch eine Angstvorstellung darauf gekommen. Ich war irgendwann alleine, und eine Spinne saß vor der Waschmaschine. Ich habe mir gesagt, es gibt keine Option, außer die Spinne mit dem Bademantel zu fangen und sie sofort in den Kochwaschgang zu stecken. Aber: Wer darf sich anmaßen, sich über ein Lebewesen zu stellen? Dann habe ich die Spinne angesehen und mir die Frage gestellt: Wie kommt es, dass ich Angst vor ihr habe? Eigentlich müsste sie doch Angst vor mir haben. Ich habe mir vorgestellt, das sie sich nur verlaufen hat und eigentlich auf dem Weg zu ihrem Cousin ist. Und je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr nahm die Geschichte Konturen an.

Sie haben der Spinne letztlich das Schleudertrauma erspart. Wie ist die Geschichte ausgegangen?

Amft: Es kam jemand mit einem Marmeladenglas, der hat sie eingefangen, ein Stück Papier unter sie geschoben und sie nach draußen getragen.

Und Sie hatten Ihre Geschichte.

Amft: Das Schöne ist, dass immer mehr Menschen, darunter viele Erwachsene, zu mir kommen und mir sagen, dass sie durch das Buch ihre Angst vor Spinnen verloren haben. Ich habe schon ganz vielen Spinnen das Leben gerettet.

Hat Ihnen das auch geholfen?

Amft: Ja, schon. Ich habe zwar auf meiner Promotionstour zu Stefan Raab gesagt, er sollte deshalb trotzdem nicht als Überraschung eine Vogelspinne aus der Schublade hervorholen. Aber die Geschichte hat mir schon geholfen: Ich habe heute keine Panik mehr.