Aachen. . 18 Jahre nach der spektakulären Entführung von Jan Philipp Reemtsma hat die Polizei offenbar neue Spuren zum verschollenen Millionen-Lösegeld. Die Staatsanwaltschaft Aachen bestätigte jetzt einen Bericht. Fahnder hätten zwei Personen festgenommen. Es geht um Geldwäsche und Erpressung.
Fahnder aus Aachen scheinen eine neue Spur zu den verschwundenen Millionen aus dem Reemtsma-Lösegeld zu haben. Nach monatelangen Ermittlungen seien am vergangenen Mittwoch in Aachen und auf Mallorca zwei Menschen festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft am Wochenende. Es gehe in dem Verfahren um Erpressung im Zusammenhang mit dem Lösegeld aus der Entführung von Jan Philipp Reemtsma. Die Geschädigten der Erpressung stammten demnach aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu.
Die Verdächtigen wurden nach Angaben der spanischen Polizei bei Ermittlungen gegen Mitglieder einer Rockergruppe festgenommen. Mitglieder des "Chapters Westend" der Hells Angels hatten demnach das fragliche Lösegeld gewaschen. Die nunmehr Festgenommenen stünden im Verdacht, die Geldwäscher erpresst zu haben. Die spanische Polizei verwies in ihrer Mitteilung darauf, dass die Ermittlungen zusammen mit dem Bundeskriminalamt geführt worden seien.
Rekordlösegeld in D-Mark und Schweizer Franken
Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor berichtet, die großangelegte Operation sei in Spanien unter denn Decknamen "Big Man", in Deutschland unter "Black Mail" gelaufen. Informationen der Zeitung, die Spur führe ins Rockermilieu, wollte der Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft allerdings nicht bestätigen.
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Der Reemtsma-Entführer Thomas Drach war im Oktober vergangenen Jahres nach mehr als 15 Jahren aus der Haft entlassen worden. Drach und seine Komplizen hatten im Frühjahr 1996 den damals 43 Jahre alten Millionen-Erben Reemtsma vor dessen Haus in Hamburg überwältigt. Viereinhalb Wochen lang hielten sie ihn angekettet in einem Verlies bei Bremen fest. Gegen ein Rekordlösegeld von 15 Millionen Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken kam Reemtsma schließlich frei. Von der Beute tauchte bisher nur ein Bruchteil auf.
Helfer hatten die Scheine hinter Fußleisten versteckt, unter einem Gartenteich vergraben, in einer Waschküche eingemauert und an einer Autobahn verbuddelt. Das meiste Geld sei verbraucht oder durch Fehlinvestitionen verloren worden, behaupteten Komplizen.
Dagegen vermuteten Ermittler schon vor Jahren, ein großer Teil des Geldes werde im Ausland gewaschen und fließe dann zurück. Ziel der Geldwäsche ist es, illegal erwirtschaftete Gewinne - etwa aus Drogen- und Waffenhandel oder Erpressung - in den legalen Wirtschaftskreislauf einzuspeisen. Dazu werden die Beträge etwa in Luxusgüter, Immobilien oder Aktien investiert. (dpa)