Die alten Hits haben noch ihr Publikum, sagt der Sohn von „Wolle“ Petry. An das Original kommt er zwar nicht heran, aber das ist Achim Petry egal. Der Schlager ist für ihn ein Familienunternehmen, das er weiterführt, eben weil es funktioniert.

Es gibt Lieder, die sich ins Gedächtnis der Schlagernation gebrannt haben. Es gibt Zeilen, die man nie vergisst, wie diese: „Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle? Hölle-Hölle-Hölle-Hölle.“ Mit diesem Hit schrieb Wolfgang Petry (62) Schlagergeschichte. Der Mann hat sich weitgehend zurückgezogen. Doch seine „Hölle“ lebt! Sohn Achim Petry (39) schmettert die alten Songs in den Konzerthallen landauf, landab – als Kopie des Papas. Im Gespräch mit Petra Koruhn erklärt er, dass er das Original gar nicht erreichen will.

Die Frauen lagen ihm zu Füßen. Ihr Vater war ein Star.

Achim Petry: Mit Starkult hatte er es nicht so. So sehr mein Vater die Fans schätzte: Wenn Frauen beispielsweise vor unserem Haus campierten, hat er denen gesagt: Geht doch nach Hause! Ihr habt doch Familie!

Liegen die Frauen Ihnen auch zu Füßen?

(Das ist keine Frage für ihn.)

Jetzt singen Sie seine Lieder. Ist das nicht ein seltsames Gefühl?

Petry: Wieso?

Ja, Sie sind ja nicht Ihr Vater. Und die Lieder sind auch schon alt.

Petry: Die funktionieren aber noch.

Warum singen Sie nicht eigene?

Petry: Das mache ich ja auch. Auf meinen CDs singe ich eigene Lieder.

Aber live singen Sie die Songs vom Papa. Mag der das eigentlich?

Petry: Als ich das vor etwa acht Jahren zum ersten Mal gemacht habe, hab ich ihn gefragt: Was hältst du davon? Er hat gesagt: „Mach mal.“

Und dann sind Sie in die Vaterrolle geschlüpft.

Petry: Ich bin nicht in die Rolle geschlüpft. Seine Berühmtheit werde ich nie erreichen. Und das war nie mein Ziel. Mir ging es immer darum, die Lieder lebendig zu halten, denn mein Vater hatte seine Karriere ja eigentlich beendet.

Aber die Lieder gibt es doch auf CD.

Petry: Es ist eine Geschäftsidee. Seine Songs ziehen. Wissen Sie, es ist doch so wie in einer Metzgerei. Der Vater übergibt dem Sohn das Geschäft. Der Sohn verändert ein bisschen was im Verkaufsraum, aber die Wurst bleibt doch dieselbe.

Ihr Vater hat sich komplett verändert. Kurze Haare, durchtrainiert.

Petry: Er macht über vier Stunden am Tag Sport. Ernährt sich super gesund.

Er trug ja immer diese Freundschaftsbänder, sie wirkten ja schon etwas usselig. Stimmt das, dass er die nie abgenommen hat?

Petry: Ach was, das ging doch gar nicht. Mein Vater hat nicht selten zwei Mal am Tag geduscht, die waren alle so locker, die konnte er gut abnehmen.

Ihr Vater stand im Rampenlicht. Und trotzdem wollte er Normalität für sein Leben. Ging das?

Petry: Ja schon. Gut, manches war schwierig. Er konnte ja nicht mit der Familie auf den Weihnachtsmarkt gehen, da war dann ja gleich jede Menge Trubel um ihn herum. Das mochte er nicht, dann blieben wir eben zu Hause.

Haben Sie nie rebelliert gegen den Schlager, gegen den Vater?

Petry: Ich hab alles gemacht, Rock, Pop, Heavy Metal. Da hatte ich jede Menge Misserfolge. Aber die sind auch wichtig.

Wofür?

Petry: Um wieder hochzukommen.

Wie hat Sie Ihre Mutter beeinflusst?

Petry: Von meinem Vater hab ich die Musik – von ihr alles andere. Wenn mich die Klassenkameraden früher gehänselt haben wegen meines Vaters und der Schlager, hat sie mir Mut gemacht.

Es klingt so, als wäre Schlagersänger etwas Schlimmes.

Petry: Nö, aber man wird oft nicht ernst genommen. Es ist schwer, den Leuten klar zu machen, dass es einfach ein ganz normaler Beruf ist.