Essen/Berlin. Der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel, hält das Strafmaß im Fall Hoeneß für angemessen, mahnt aber an, dass die Politik nicht nur auf CDs mit den Daten von potentiellen Steuersündern setzen darf, sondern mit der Schweiz über ein Steuerabkommen verhandeln muss. Ein Kurzinterview:

Auch beim Steuerzahlerbund wurde das Urteil im Fall Uli Hoeneß mit Spannung erwartet. Ein Gespräch mit Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes.

Herr Holznagel, dreieinhalb Jahre Haft, so lautet das Urteil. Ist es aus Ihrer Sicht angemessen?

Reiner Holznagel: Ich halte das für ein vernünftiges Strafmaß. Das Gericht hat mildernde Umstände berücksichtigt, die man trotz aller Kritik bei Uli Hoeneß ja nicht vergessen darf und gleichzeitig deutlich gemacht, dass Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt ist. Im Gegenteil. Steuern zu hinterziehen bedeutet Betrug an der Gesellschaft.

Die Verteidiger haben bis zuletzt gehofft, dass die Selbstanzeige Hoeneß vor einer Haftstrafe bewahrt.

Holznagel: Die strafbefreiende Selbstanzeige ist ein sehr gutes Mittel, um Steuersündern wieder auf den Pfad der Wahrheit zu helfen. Allerdings muss eine Selbstanzeige selbstverständlich vollständig, rechtzeitig und akkurat sein. In den vergangenen vier Jahren haben sich rund 55.000 Menschen in Deutschland selbst angezeigt, weil sie ihre Steuern nicht oder nur unvollständig bezahlt haben. Dadurch sind 3,5 Milliarden Euro in die Staatskasse geflossen.

Viele dürften sich aber erst durch die Ankäufe von Steuer-CDs dazu bewogen haben, sich selbst anzuzeigen.

Holznagel: Das stimmt. Die Steuer-CDs haben zweifellos ihre Wirkung. Dennoch muss die Politik daran arbeiten einen legalen Weg zu finden, um Steuersünder ausfindig zu machen. Da führt kein Weg daran vorbei, weiterhin mit der Schweiz über ein Steuerabkommen zu verhandeln.

(sat)