Essen. An Action-Elementen mangelte es dem ersten Til-Schweiger-Tatort gewiss nicht. Wilde Verfolgungsjagden und Schießereien seien aber keineswegs Alltag bei der Polizei, betont ein Kriminalbeamter. Ein Einzelgänger, wie Schweiger ihn im Tatort mime, sei bei der Polizei sowieso nicht zu gebrauchen.
Kriminalhauptkommissar Nick Tschiller weiß sich zu wehren. Ist seine Dienstwaffe nicht in Reichweite, greift er zum Automatikgewehr. Im äußersten Notfall reicht dem von Til Schweiger gespielten "Tatort"-Ermittler auch ein Toaster, um seine Gegner auszuschalten. Nett anzusehen ist das auf jeden Fall, nur mit Polizeiarbeit hat es wenig zu tun, bemängeln richtige Kriminalbeamte.
"Wir prügeln uns nicht täglich", sagt Bernd Carstensen, Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Das, was Til Schweiger und seine Tatort-Kollegen im Abendprogramm zeigen, sei überhaupt nicht mit der alltäglichen Arbeit von Kriminalbeamten in Deutschland vergleichbar. "Unsere Arbeit ist deutlich weniger spektakulär", sagt Carstensen.
Polizisten arbeiten nicht als Einzelgänger
Im Gegensatz zu Nick Tschiller sei es völlig unüblich, dass Polizisten allein vorgingen. "Wir arbeiten immer im Team", erklärt Carstensen. Spontane überfallartige Häuserstürmungen kämen in der Polizeiarbeit auch nicht vor: "Unsere Sondereinsatzkommandos sind darauf trainiert, möglich wenig Gewalt einzusetzen." Die Trainings-Szenarien seien darauf angelegt, wilde Schießereien zu vermeiden.
Überhaupt werde die Dienstwaffe viel seltener eingesetzt, als das in TV-Krimis den Anschein mache. Nach einer Schießerei, wie sie in der Anfangssequenz des Tatort gezeigt wurde, werde in der Realität automatisch ein Ermittlungverfahren gegen den Beamten eingeleitet, erklärt Carstensen. Ein einfaches "Chef, das war Notwehr", wie es Schweigers Figur im Tatort macht, reiche in keinem Fall aus, um den Fall aus der Welt zu schaffen.
"Hasadeure brauchen wir bei der Polizei nicht"
Stattdessen würden Berichte geschrieben, Aussagen zu Protokoll genommen und der Tathergang genauestens recherchiert. Dass der Beamte seine Arbeit einfach fortsetze, als sei nichts geschehen, wie es Nick Tschiller im Tatort macht, sei völlig unvorstellbar. "Es ist extrem wichtig, dass das staatliche Handeln auf Rechtmäßigkeit beruht", sagt Carstensen. Hasardeure, die im Alleingang vorpreschen und alle Regeln ignorieren, könne man bei der Polizei nicht gebrauchen.
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