Tokio. Es ist eine herzergreifende Geschichte: Eltern in Japan bekommen einen Brief ihrer Tochter — die vor drei Jahren beim Tsunami starb. Sie hatte den sehr persönlichen Brief an die Familie vor zehn Jahren aufgegeben. Die Post sollte ihn aber erst jetzt zuzustellen.

Vor drei Jahren verloren sie ihre Tochter bei der verheerenden Tsunami-Katastrophe, jetzt bekamen die Eltern plötzlich einen Brief ihres Kindes aus längst vergangenen Tagen. "Wenn Euch dieser Brief erreicht, werdet Ihr da wohl schon ein Enkelkind haben?", heißt es in dem zweiseitigen handgeschriebenen Brief, aus dem die japanische Zeitung "Yomiuri Shimbun" am Montag zitierte. 19 Jahre alt war die junge Frau, als sie den Brief vor zehn Jahren abschickte - mit dem Auftrag an die Post, ihn erst ein Jahrzehnt später an ihre Eltern auszuliefern.

"Ich denke, in zehn Jahren werde ich verheiratet sein und Kinder haben", schrieb ihre Tochter damals. Doch das sollte sie nicht mehr erleben: Am 11. März 2011 wurde ihr Heimatort Otsuchi vom Tsunami heimgesucht. Sie wurde nie gefunden.

"Es gab Tage, wo ich dachte, es ist mir egal, ob ich jetzt sterbe", schildert der Vater der Zeitung seine Gefühle. Noch heute bedauert er, seine damals in Kyoto als Reisebusbegleiterin arbeitende Tochter gebeten zu haben, wieder zurück nach Otsuchi zu ziehen. Sie folgte dem Wunsch ihres Vaters und wurde Mitarbeiterin bei der Gemeindeverwaltung.

"Jetzt werde ich für Euch sorgen", schreibt die Tochter

Kurz vor der Tsunami-Katastrophe verlobte sich seine inzwischen 26 Jahre alte Tochter mit einem Schulfreund. Nach sechs Monaten vergeblicher Suche nach ihrer Tochter in den Trümmern wurde die junge Frau offiziell für tot erklärt. "Vater, Mutter, Ihr habt Euch so sehr um mich gekümmert. Jetzt werde ich für Euch sorgen", heißt es noch in dem rührenden Brief der toten Tochter. (dpa)