Stockholm. . Fast die Hälfte der Schweden will, dass Victoria die Krone trägt. Schwedens König Carl Gustaf gilt als überheblich. Seine Affären hat man ihm nicht verziehen. Der 67-jährige Monarch ist derzeit so unbeliebt, wie nie zuvor in seinen mehr als 40 Jahren auf dem Thron.
Die Monarchie hat ihre Besonderheiten im Vergleich zur Demokratie. Ein König kann nicht abgewählt werden. Gezeugt von den richtigen Eltern, bleibt er es durch Gottes Gnade ein Leben lang. So verhält es sich auch in Schweden. Sonst hätte König Carl XVI. Gustaf von Schweden nun ein richtiges Problem. Denn laut einer Umfrage der Zeitung Expressen ist der 67-jährige Monarch derzeit so unpopulär wie nie zuvor in seiner langen Amtszeit.
48 Prozent der Schweden wollen demnach, dass er schon zu seinem Geburtstag am 30. April zugunsten seiner Tochter Kronprinzessin Victoria abdankt. Das ist überraschend und traurig für den bald zweifachen Großvater, der eigentlich nun seinen Lebensabend mit den Enkelkindern genießen könnte. Nachdem Kronprinzessin Victoria 2012 Töchterchen Estelle auf die Welt brachte, bekam seine jüngere Tochter Madeleine am 20. Februar ihr erstes Kind.
So ist auch Jahre nach dem 2010 erschienenen Enthüllungsbuch über König Carl Gustafs Untreue und seine vermeintliche Frauensucht kein Gras über die Sache gewachsen. Im Gegenteil. Direkt nach den Enthüllungen wollten nur 38 Prozent der Untertanen, dass der blaublütige Lebemann den Thron für seine bescheidener auftretende Tochter freimacht.
Es ist ein lebenslanger Auftrag
Als weiteren wichtigen Grund sieht Johan Lindwall, der sonst eher königstreue Hofreporter der Zeitung „Expressen“ dessen „Arroganz“. Der König von Schweden trete oft „überheblich“ auf.
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So blieb er bei der freudigen Mitteilung über die Schwangerschaft seiner zweiten Tochter Prinzessin Madeleine im vergangenen Jahr überraschend kühl. Der Monarch hat sein irritierendes Benehmen später damit entschuldigt, dass er witzig wirken wollte. Das glaubt Lindwall nicht. Der König habe einfach nichts dazugelernt seit den Enthüllungen.
Im jährlichen Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens SVT wurde Carl Gustaf befragt, ob er irgendetwas in seiner Laufbahn bereue. „Nicht den geringsten Hauch“ antwortete der Monarch.
„Völlig inakzeptabel“ nennt auch Lindwall die Art des Königs. Staatsoberhaupt Carl Gustaf zeige bei öffentlichen Auftritten immer unverhohlener, dass er eigentlich gar keine Lust mehr auf den offiziellen Teil seines Amtes habe, so Lindwall. Erstaunlich ist dessen Offenheit schon, denn es hatte den Anschein, dass der Hof die Zeitung, für die Lindwall arbeitet, stets mit Exklusivmeldungen versorgt hat. Doch Lindwall findet mit seiner Kritik viel Zustimmung.
Kronprinzessin Victoria kann mit ihren Auftritten punkten
Aber nicht alles sei allein die Schuld des Königs, sind sich die schwedischen Hofexperten einig. Die große Popularität von Kronprinzessin Victoria, die das Volk ins Herz geschlossen hat, trägt deutlich zum Wunsch nach dem Wechsel bei. Die Kronprinzessin, die zugab, als Jugendliche unter Essstörungen gelitten zu haben, zeigt sich stets offen. Sie hat sich ihre Menschlichkeit bewahrt.
Ihre Auftritte sind das Gegenteil von arrogant. Ihr Mann, der ehemalige Fitnesstudiobesitzer Prinz Daniel, stammt aus dem Volk, was bei Königin Silvia, ehemals Sommerlath, jedoch auch nicht anders war. Victoria gilt als pflichtbewusst, bodenständig und engagiert bei der Ausübung ihrer vom Steuerzahler auch großzügig bezahlten Amtspflichten. Erst kürzlich absolvierte sie ihren Besuch in Deutschland trotz einer Verletzung im Fuß und bewegte sich tagelang mit Krücken fort.
Elternglück in Schweden
Schwedens Untertanen blicken auch mit Neid auf die Königshäuser der Beneluxländer. In den Niederlanden hat Königin Beatrix 2013 zugunsten ihres Sohnes Willem Alexander abgedankt. In Belgien hat König Albert II im gleichen Jahr Zepter und Krone an Sohn Philippe übergeben. Viele halten das auch für eine Option für Schwedens viel geplagten Monarchen.
„Nein“, meint der Hofexperte Lindwall bestimmt: „Unser König wird niemals abdanken. Er ist völlig darauf eingestellt, dass sein Auftrag ein lebenslanger ist.“ Und zum Abgang zwingen kann ihn schließlich niemand. Schweden ist zumindest in dieser Hinsicht keine Demokratie.
