Essen. .

Eigentlich wussten die Essener es doch schon immer - dass sich hinter dem rauen Großstadt-Charme der ehemaligen Bergbau-Metropole ein royaler Glanz verbirgt. Und tatsächlich ist Essen nicht nur einfach ein Haltepunkt, den die Königliche Hoheit Kronprinzessin Victoria von Schweden unter der Woche anfuhr. Nein, es soll gar die Ahnenwiege ihrer Majestät sein. Essener Blut fließe in den Adern der nordischen Thronfolgerin. Das behauptet zumindest Michael Ludger Maas, Hobbygenealoge aus Essen.

„In einer Veröffentlichung von 1966 bin ich darauf gestoßen, dass die Verwandtschaftslinie zusammenpasst“, so Maas. Er hatte Ahnenlisten gewälzt, historische Dokumente durchforstet. Jedes weitere Fundstück bestätigte seine Vermutung, die Verbindung passt: Die Bürgermeistertochter Katharina von Sevenar ist die 10-fache Urgroßmutter von Kronprinzessin Victoria.

Und Maas geht noch einen Schritt weiter: Das Blut der frühen Essenerin fließe auch noch in anderen europäischen Königshäusern. Auch die Royals aus Spanien oder Norwegen und selbst die Queen von England seien Nachfolger der Essener Bürgerin.

Und wer war sie - die „Mutter aller europäischen Königshäuser“? Na, die Tochter des Bürgermeisters eben. Ihr Vater wurde vor über 350 Jahren in einer Zeit zum Ratsober-haupt gewählt, in der ein verbitterter Konfessionsstreit zwischen Lutheranern, Calvinisten und Katholiken das politische Leben von Essen bestimmte und zu einer sozialrevolutionären Bewegung heranwuchs. Sucht man nach den Wurzeln der Essener Meisterschaft im Bürgerbegehren, ist man um 1600 genau richtig. Denn schon zum Ende des grauen Mittelalters gingen die Essener für Wahlen auf die Barrikaden, die auch eine weitgehende Beteiligung der Bürgerschaft sicherstellte. Aus diesen Protesten heraus wurde Katharinas Vater Philipp von Sevenar zum Bürgermeister erkoren.

„Klein, dunkel und kalt werde die wenige tausend Einwohner zählende Ruhrstadt damals gewesen sein“, erzählt Maas. „Aber als Tochter des Bürgermeisters wird Katharina schon gewisse Annehmlichkeiten gehabt haben“, so der Hobbyhistoriker. Gewohnt habe die Familie auf dem Sevenarschen Hof, wo heute zwischen dem III. Hagen und der Lindenallee das Essener Finanzamt seinen Sitz hat.

1602 wird Katharina in Essen geboren. Im Alter von 27 Jahren heiratet sie einen aus Königsberg stammenden Offizier mit dem sie stolze zehn Kinder in die Welt setzt. Damit beginnt die genetische Reise zu den Dynastien Europas. Katharinas Nachkommen vermählen sich mit dem altpreußischen Adel, wodurch sich im Laufe der Zeit weitere Beziehungen zu anderen Königshäusern ergeben. Und es wird munter weiter geheiratet was das Zeug hält, bis das Blut der Essenerin sich irgendwann mit dem des eigentlichen „Urvaters“ der europäischen Königshäuser mischt - mit dem von Christian IX, Herzog von Schleswig-Holstein. Er wiederum verheiratete seine Kinder in die bedeutendsten europäischen Dynastien.

Die Spur zum schwedischen Königshaus führt jedoch über Christians Bruder Friedrich, der den griffigen Titel „Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg“ trägt. Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts heiratet dann schließlich eine mehrfache Ur-Enkelin Katharinas in das Haus Sachsen-Coburg ein, aus der die Mutter des derzeitigen Königs von Schweden, Carl Gustaf stammt - Blut angekommen.

„Man kehrt eben immer wieder dorthin zurück, wo man herkommt“, scherzt der Hobbygenealoge Maas. Und ob die Königliche Hoheit denn wüsste, von ihrer Ur-urur…großmutter? „Nein, das wird sie nicht wissen“, sagt Maas. Schade.