Köln. Alice Schwarzer, Deutschlands bekannteste Feministin, hat Probleme mit der Steuer: Jetzt nimmt sie Stellung und sagt, dass sie sich selbst angezeigt hat. Sie habe Geld am deutschen Fiskus vorbei in die Schweiz transferiert. Aber sie habe sich gestellt - und rund 200 .000 Euro nachgezahlt.

Alice Schwarzer (71) hat viele Rollen: Sie ist Journalistin, „Emma“-Herausgeberin – und auch wenn sie nun im Alter bei Jauch oder Pilawa keck Anekdoten über ihre Zeit in Miniröckchen preisgibt - sie ist immer noch DIE Kämpferin für alles, was Recht ist. Doch jetzt muss sich die moralische Instanz selbst Fragen gefallen lassen. Über viele Jahre nämlich hat sie Geld in der Schweiz versteckt, wie sie jetzt einräumte. Aber sie habe rund 200.000 Euro an den deutschen Fiskus nachbezahlt.

Wie zuerst der „Spiegel“ schrieb, erstattete Schwarzer Selbstanzeige, nachdem es 2013 immer wieder Medienberichte über Steuer-CDs und Schwarzgeldkonten im Ausland gegeben hatte.

Nun reagiert Schwarzer: Es tue ihr alles leid, sagt sie auf „aliceschwarzer.de“. Aber, sie ist auch eine, die andere mit in die Verantwortung nimmt: Die Leute, die das ans Licht zerren, hätten wohl Interesse, ihr zu schaden. „Jetzt mitten in der von Emma angezettelten Kampagne gegen Prostitution, wo es um Milliarden-Profite geht.“

"Ja, ich habe einen Fehler gemacht"

Sie ist reumütig („Ja, ich habe einen Fehler gemacht“), aber auch irritiert, dass man diese Sache nicht auf sich beruhen lässt. Schließlich habe sie für die vergangenen zehn Jahre insgesamt etwa 200.000 Euro an Steuern nachgezahlt - plus Säumniszinsen. Sie habe „unaufgefordert die Initiative ergriffen“. Ein Informant aus der Schweiz habe es vielen Zeitungen gesteckt, sagt Schwarzer, die angibt, sich zu der Transaktion genötigt gefühlt zu haben: „Ich habe in Deutschland versteuerte Einnahmen darauf eingezahlt in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen.“

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Jetzt will Deutschlands führende Feministin in Ruhe gelassen werden. „Ich gehöre nicht zu den Tausenden, die Schwarzgeld in der Schweiz haben, das bis heute nicht versteuert ist. Meine Steuern sind gezahlt. Also gilt für mich das Recht auf Privatsphäre und das Steuergeheimnis.“ Sie ärgert sich, weil Experten längst von anderen Promis zu berichten wüssten, über die trotz der „spektakulären Namen“ bisher nicht geschrieben worden sei, meint sie. Der Persönlichkeitsschutz „gilt anscheinend nicht für mich“. Vor zwei Wochen erst wurde der frühere „Zeit“-Herausgeber Theo Sommer (83), der Steuern in Höhe von 649.000 Euro nicht gezahlt hatte, verurteilt: eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten zur Bewährung.

Gegen Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der sich im Gegensatz zu Sommer selbst angezeigt hat, soll der Prozess am 10. März beginnen. Nachdem die erste Selbstanzeige nicht vollständig gewesen war, reichte er eine zweite ein. Doch da ermittelte die Staatsanwaltschaft bereits. Es soll um rund drei Millionen Euro gehen.