Die Liste der prominenten Steuersünder ist wieder um einen Namen länger geworden. Und mit Alice Schwarzer ist es wieder eine vermeintliche moralische Instanz. Da sie mit ihrer Selbstanzeige Erfolg hat, wo Bayern-Boss Hoeneß scheiterte, stellt sich die Frage nach dem Sinn des Instruments.
Erst Bayern-Boss Hoeneß, dann Ex-„Zeit“-Chef Sommer, nun die Frauenrechtlerin Schwarzer – erneut hat es eine Persönlichkeit, die viele für eine moralische Instanz halten, nicht so genau genommen mit den Steuern. Dass Alice Schwarzer nun, da ihr Fehlverhalten publik wird, sich selbst als Opfer stilisiert, ist eine peinliche Vorstellung.
Wie Hoeneß hat auch Schwarzer, die ihr Konto in der Schweiz über Jahre dem Fiskus verschwieg, Selbstanzeige erstattet. Doch anders als der Fußball-Manager legte sie offenbar eine Anzeige auf den Tisch, die die Finanzbehörden überzeugte – und vermied den Prozess.
Es stellt sich die Frage nach dem Sinn des Instruments der Selbstanzeige: Der eine kommt damit durch, der andere landet trotzdem vor Gericht. Ob Reue belohnt wird, hängt von der Kompetenz des Anwalts oder Steuerberaters ab. Gerecht ist das nicht. Überhaupt ist nicht einsehbar, warum ausgerechnet bei Steuerbetrug die Selbstanzeige als Schlupfloch gewährt wird, das jedem anderen Betrüger verwehrt ist.