Rom. Als Benedikt XVI. im Februar 2013 abdankt, sind viele Menschen überrascht und zugleich besorgt über das höchste Amt der katholischen Kirche. Doch dann wird Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst gewählt. Er will die Kirche von Grund auf verändern. Das Leitbild von Franziskus I.: Bescheidenheit statt Prunk.
Es ist eine Sensation im Vatikan. Als am 11. Februar die Meldung vom Amtsverzicht des Papstes nach außen dringt, glauben viele an eine Presse-Ente. Doch das Unglaubliche bestätigt sich schnell als Tatsache: Benedikt XVI., geschwächt von der Last des Alters und zermürbt von den Machtspielchen und Intrigen im Vatikan, tritt nach knapp acht Jahren von seinem Amt zurück. Er sei „zur Gewissheit gelangt“, dass seine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet seien, „um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben“, so Benedikt.
Weißer Rauch über dem Vatikan
Die Nachricht elektrisiert nicht nur die Katholiken weltweit – doch alsbald richtet sich der Blick in die Zukunft: Wer würde auf Benedikt folgen? Die Frage klärt sich, kurz nachdem am frühen Abend des 13. März weißer Rauch über den Dächern des Vatikan aufsteigt.
Ein schlichtes, beinahe etwas scheues „buona sera“ – Guten Abend – sind die ersten Worte, die Jorge Mario Bergoglio, der sich künftig Papst Franziskus nennen wird, von der Loggia des Petersdoms an die Gläubigen richtet. Schnell wird sich herausstellen: Bescheidenheit ist bei dem 76-Jährigen aus dem argentinischen Buenos Aires Programm.
Denn Franziskus legt schon bald los, sein Amt, den Vatikan und das Klima in der katholischen Kirche insgesamt von Grund auf zu verändern. Der Mann, der sich nach dem italienischen Bettelmönch nennt, fordert eine „arme Kirche für die Armen“ – und lebt dieses Motto selbst vor. Plötzlich weht ein neuer Wind im Vatikan.
Volksnähe statt professoraler Theologie
Bescheidenheit statt Prunk, Volksnähe statt professoraler Theologie. Franziskus wäscht Strafgefangenen die Füße, besucht Flüchtlinge auf Lampedusa, verschmäht großspurige Dienstlimousinen, wettert gegen die Auswüchse des Kapitalismus und gegen Korruption. Die verfilzte Bürokratie des Vatikans will er ebenso reformieren wie die skandalumwitterte Vatikan-Bank.
Und sein Beispiel strahlt aus, auch nach Deutschland, wo viele Katholiken unzufrieden sind mit der Haltung der Amtskirche. Bei der Besetzung von Bischofsämtern, etwa in Köln, will das Kirchenvolk ebenso mitreden wie beim Umgang mit wieder verheirateten Geschiedenen oder beim Thema Homosexualität.
Franziskus ist der Mann, auf den viele Katholiken gewartet haben. Die Frage ist, ob seine Kräfte reichen, die Revolution im Vatikan zum Erfolg zu führen.