Paris. Weil er in einem seltsamen Interview-Zitat den Ku-Klux-Klan, Nazis und Kroaten in einem Topf warf, muss sich die US-Musiklegende nun wegen Beleidigung vor einem französischen Gericht verantworten.
Gegen US-Musiklegende Bob Dylan ist in Frankreich ein Ermittlungsverfahren wegen umstrittener Äußerungen über Kroaten eingeleitet worden. Dem 72-Jährigen werde wegen eines Interviews in der französischen Ausgabe der Musikzeitschrift "Rolling Stone" Beleidigung und Aufruf zum Hass vorgeworfen, hieß es am Montag aus Justizkreisen in Paris. Anzeige erstattete demnach der Rat der Kroaten in Frankreich (CRICCF), der sich zunächst nicht äußern wollte.
Das aus dem Englischen übersetzte Interview erschien im Oktober 2012. Dylan sprach darin unter anderem über den Rassismus in den USA. In der betreffenden Passage verglich er die Verfolgung der Juden unter der NS-Herrschaft mit den Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Serben. "Wenn du Ku-Klux-Klan-Anhänger als Vorfahren hast, spüren Schwarze das, sogar heute noch. Genauso wie Juden Nazi-Blut und die Serben kroatisches Blut spüren können", sagte Dylan.
Verdienstorden der Ehrenlegion für Dylan
Der 72-Jährige wurde Mitte November in Paris vernommen, anschließend wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Sänger gab damals drei Konzerte in der französischen Hauptstadt und wurde mit dem französischen Verdienstorden Légion d'honneur geehrt.
Der Prozess soll von einer auf Presserecht spezialisierten Strafkammer in Paris verhandelt werden. Ein Vertreter von Dylans Plattenfirma Sony-BMG in Frankreich erklärte, nichts von dem Fall zu wissen.
Im Zweiten Weltkrieg herrschte in Kroatien das mit den Nazis verbündete faschistische Ustascha-Regime. Hunderttausende Juden, Serben, Sinti und Roma sowie antifaschistische Kroaten wurden damals in Konzentrationslagern getötet. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens standen sich Serbien und Kroatien Anfang der 90er Jahre in einem Krieg gegenüber. Der Konflikt begann im Jahr 1991, als Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte. 20.000 Menschen kamen dabei ums Leben, hunderttausende flohen. (afp)