Manila. Die Philippinische Regierung steht wegen der schleppenden Hilfe für die Opfer des Taifuns Haiyan in der Kritik. Jetzt versprach sie, dass die Hilfe noch am Donnerstag alle Betroffenen erreichen werde. Ist das realistisch? Deutsche Helfer können das Ausmaß der Zerstörung noch immer nicht fassen.
Die philippinische Regierung wehrt sich gegen Vorwürfe, dass die Hilfe nach dem Durchzug des gewaltigen Taifuns "Haiyan" zu langsam anläuft. Das Ausmaß der Katastrophe sei überwältigend gewesen, sagte Verteidigungsminister Voltaire Gazmin. Wie der Sender ABS-CBN berichtete, versprach Gazmin nach einer Krisensitzung mit der Behörde für Katastrophenschutz, dass alle Betroffenen noch heute mit Hilfsgütern erreicht würden. Allein auf der verwüsteten Insel Leyte benötigten 270 000 Familien Zelte.
An vielen Orten schlägt die Not in Chaos um. Auf der schlimm verwüsteten Insel Leyte stürmten Tausende ein Depot und stahlen 129.000 50-Kilo-Säcke mit Reis. Dabei stürzte eine Wand ein und erschlug acht Menschen, wie der Sprecher der nationalen Nahrungsmittelbehörde, Rex Estoperez, berichtete. Die offizielle Zahl der Todesopfer erhöhte sich nach Angaben des Katastrophenschutzes auf 2350, mehr als 3800 Menschen wurden verletzt.
Viele Straßen bleiben unbefahrbar
Derweil laufen weltweit die Hilfstransporte in das Krisengebiet auf Hochtouren. Viele Verkehrswege der schwer betroffenen Insel Leyte - wo insgesamt 1785 Tote gezählt wurden - sind weiter kaum befahrbar. Auch aus Deutschland flogen Helfer und Experten nach Südostasien, darunter Teams des Technischen Hilfswerks (THW) mit zwei Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen. Am Mittwochmorgen hoben etwa THW-Einsatzkräfte und Rotkreuz-Helfer mit 75 Tonnen Fracht in Berlin ab. An Bord waren Zelte, Kochsets und Hygieneartikel.
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Die deutsche Helferin Margret Müller, die mit einem Ärzteteam im Auftrag der Hilfsorganisation Humedica in der verwüsteten Stadt Tacloban ist, schilderte "Spiegel Online" die Lage: "Nachts, nach Feierabend, riecht man dann oft noch den Verwesungsgestank an den Händen. Bilder verfolgen einen, Gesichter von Menschen vor allem. Von dem kleinen Mädchen, das mich gestern fragte, ob ich seine Schwester gesehen habe. Von dem Kind, das seine Eltern verlor und jetzt komplett allein ist. Von den vielen Leuten, die mit leerem Blick in ihren Behausungen sitzen." Über die Verwüstungen sagte sie: "Zerstört ist in Tacloban eigentlich alles, Hütten, auch stabile Häuser aus Beton, das Ausmaß ist ein Wahnsinn."
Nicht einmal in der Klinik gibt es genug Wasser
WAZ-Spendenaktion 2013Im Notstandsgebiet sind inzwischen zahlreiche mobile Einheiten mit Ärzten und Pflegern unterwegs, um Erste Hilfe zu leisten - unter ihnen auch Teams aus Deutschland. Aber selbst im Krankenhaus von Tacloban, das bei dem Taifun unter Wasser stand, gebe es nicht genügend Trinkwasser, berichtete ein Reporter der BBC. Heftiger Regen hatte viele der Trümmerfelder, in denen Menschen meist unter freiem Himmel hausen, unter Wasser gesetzt.
Hilfsorganisationen versuchen Tag und Nacht, in schwer zugängliche Gebiete vorzudringen. Wenn ihnen das gelingt, ist die Erleichterung groß. "Die Menschen weinten vor Glück, als wir ihnen Lebensmittel brachten", berichtete der Amerikaner John Fields, der auf der Insel Cebu Konvois organisiert, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Transportbehörde schickt inzwischen Buskonvois nach Leyte, um Hilfsgüter zu bringen und Menschen aus den gefährdeten Gebieten auszufahren. Der Bürgermeister von Tacloban rief vor allem verletzte Bewohner und Kinder auf, die Stadt möglichst zu verlassen - etwa per Flugzeug. "Je weniger Leute in Tacloban sind, umso weniger müssen wir uns kümmern", sagte Alfred Romualdez.
Bisher keine Hinweise auf deutsche Opfer
Hinweise auf deutsche Opfer gab es bislang nicht. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, könne man aber noch nicht abschließend ausschließen, dass auch deutsche Bürger bei dem verheerenden Wirbelsturm ums Leben gekommen seien. Die Situation sei unübersichtlich. Die deutsche Botschaft in Manila hat den Angaben zufolge ihr Krisenreaktionsteam verstärkt und zwei Mitarbeiter nach Tacloban entsandt. Deutschland stellte bislang 1,5 Millionen Euro an Soforthilfe bereit. (dpa)