Mainz. . „Der Bergdoktor“ öffnet am Donnerstag wieder sein Wartezimmer. Hans Sigls Erfolgsrezept ist sein augenzwinkernder Charme. Er wirkt in der ZDF-Serie bodenständig, doch niemals provinziell. Doch der Erfolg hat noch mehr Ursachen.

Er ist fit, und sie hat ein Problem. „Der Bergdoktor“ (ZDF, 20.15 Uhr) hat Bergführer Tobias (Andreas Tobias) gerade bescheinigt, pumperlgsund zu sein, aber dessen Freundin Pia (Rebecca Rudolph) hüstelt verdächtig. Asthma, heißt es. Tatsächlich ist die junge Frau sterbenskrank. Hat sie ihren Traum vom Liebesglück – wie der Titel der ersten von sechs neuen Folgen nahe legt – schon „ausgeträumt“?

In der ersten von sechs neuen Folgen der extrem erfolgreichen ZDF-Serie. Erst muss die Bergrettung eingreifen, um das junge Paar aus Lebensgefahr zu bergen. Doch die angegriffene Gesundheit von Pia ist für das Paar eine viel größere Belastung ist: Die Blondine leidet an Mukoviszidose.

Mal Herz, mal Schmerz

Mag sein, dass die Lungenkrankheit selten ist. Doch wie gewohnt ist die Serie kein Medizin-Seminar. Der Bergdoktor und sein Klinik-Kollege Dr. Alexander Kahnweiler (Mark Keller) vermitteln bestenfalls Grundkenntnisse. Im Vordergrund steht das Beziehungsdrama.

In der Herz-Schmerz-Serie menschelt es seifenoperartig. Um das Publikum bei Laune zu halten, gibt es Nebenstränge. Bergbauer Arthur Distelmeier (Spezialist für schräge Typen und böse Buben: Martin Feifel) wurde von seiner Frau verlassen und ertränkt den Trennungsschmerz im Alkohol. Der Bergdoktor, Neu-Single, hingegen hat verschärftes Herzklopfen. Die schnuckelige Patientin Anne Meierling (Ines Lutz) löst es aus. Dumm nur, dass sie mit Grubers Erzfeind Distelmeier verwandt ist.

Neben dem Beziehungsgeflecht, das vor allem ein weibliches Publikum gern entwirrt, verfügt die Serie über einen Hauptdarsteller, der bodenständig nicht mit provinziell verwechselt. Sigl spielt augenzwinkernd, ohne seine Rolle zu verraten. Der Bergdoktor ist, mit Uralt-Benz und Schlabber-Jeans, nahbar, duzt sich mit Dörflern wie dem Bergführer, und seine Patienten sprechen mit ihm auf Augenhöhe – romantische Alternative zum allzu oft mürrischen Medizinmann des Alltags mit überfülltem Wartezimmer und unterkühltem Charme.

Hochglanz wie in der Werbung

Obendrein hat Sigl als sportlicher Typ einerseits Schwiegersohn-Charme und andererseits die Kraft, das verstaubte Heimatfilm-Genre aufzumischen. Sigl arbeitet dort, wo andere Leute Urlaub machen. Er lädt zur kleinen Flucht aus der grauen Realität ein. Das betont zudem die Hochglanz-Optik der grundsoliden Serie, die die österreichischen Alpen allerliebst in Szene setzt; Tourismus-Werber könnten es kaum besser. Deshalb vertraut das ZDF so sehr auf den „Bergdoktor“, dass seine neuen Sprechstunden allesamt Spielfilmlänge haben.