Essen. Waterloo steht üblicherweise für vernichtende Niederlagen. Für Abba war „Waterloo“ der Beginn einer einzigartigen Karriere. Im nächsten Jahr jährt sich der Triumph beim ESC zum 40. Mal. Ausgerechnet Agnetha nährt Spekulationen um eine Wiedervereinigung.
Es ist ein Satz nur, eigentlich nicht mehr als eine Andeutung. Aber seit sie in der Welt ist, macht sie vielen Musikfans Hoffnung. Denn gemacht hat sie Agnetha Fältskog – landläufig bekannt als „die Blonde von Abba“. Es gebe „Pläne“, anlässlich des 40. Jahrestages des Abba-Sieges beim Grand Prix „etwas zu machen“, hat die 63-Jährige in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ gesagt. Das klingt vage, ist für Abba-Verhältnisse aber fast schon eine Sensation.
Denn bisher haben die vier Ex-Band-Mitglieder allen Offerten für eine Wiedervereinigung widerstanden. Und Frau Fältskog war die, die am lautesten „Nein“ gerufen hat. Obwohl es oft um viel Geld ging. Ein britisch-amerikanisches Konsortium bot der Band Ende der 90er eine Milliarde Dollar für eine Wiedervereinigungstour. Für das Geld hätte ABBA 100 Konzerte geben sollen. Macht zehn Millionen Dollar pro Auftritt oder 2,5 Millionen für jeden der vier. Klar, das ist brutto und vor Abzug der Kosten, aber trotzdem ordentlich.
ABBA lehnte Milliarden-Angebot für Comeback ab
Nach kurzem Zögern lehnten die vier Schweden die Milliardenofferte trotzdem ab. Das sei zwar „höllisch viel Geld“, räumte Benny Andersson damals ein, aber die Band sei überzeugt, dass gerade der Verzicht auf ein Comeback das Geheimnis ihres Erfolges sei. „In unserem Alter macht man keine Popmusik mehr“, hat auch Björn Ulvaeus immer wieder gesagt.
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Stimmt natürlich nicht, wie Wiedervereinigungen anderer bekannter Bands immer wieder bewiesen haben. „The Police“ etwa, die sich 1986 getrennt hatten, feierten bei ihrer Reunion 2007 große Erfolge mit einer Tournee. Oder die Eagles, die sich Ende der 1970er so zerstritten, dass Glen Frey und Don Henley übereinstimmend verkündeten, sie würden erst wieder zusammen spielen, „wenn die Hölle zufriert“. Was anscheinend 1994 passierte, als die Country-Rocker die CD „Hell Freezes Over“ herausbrachten und gemeinsam wieder die größten Konzerthallen füllten.
Übertroffen wurde das alles noch von Led Zeppelin. Für ein einziges Reunion-Konzert 2007 mussten die Karten verlost werden. Für 20 000 Plätze der Londoner O2-Arena gab es nämlich 20 Millionen Anfragen. Zu einer großen Tour konnten sich Plant, Page & Co. nicht aufraffen.
So bleiben nur die Beatles, die bis zu John Lennons Tod ähnlich viele Anfragen ablehnten wie die Schweden. War damals richtig, findet Paul McCartney, würde sich heute aber ändern. „Ich denke, nach so langer Zeit wäre etwas passiert. Einer von uns hätte sicher gesagt: ,Och, komm schon. Nur so zum Spaß!’“ Für einen guten Zweck.
Wiedervereinigung nicht aus finanziellen Gründen
Spaß und Wohltätigkeit wären wohl auch die einzigen Gründe, die Abba noch mal auf die Bühne führen könnten. Geldsorgen plagen nämlich niemanden aus dem Pop-Quartett. Schließlich hat die Band bis heute mehr als 350 Millionen Schallplatten und CDs verkauft. Und jeden Tag, hat mal jemand ausgerechnet, kommen im Schnitt weitere 4000 hinzu.
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Auch war es kein Zwist aus alten Tagen, der ein Comeback bisher verhindert hätte. Björn und Agnetha sind zwar ebenso voneinander geschieden wie Benny und Anni-Frid, zerstritten aber sind sie nicht. Ja, nicht mal aus den Augen verloren haben sie sich, seit sich die Gruppe 1982 getrennt hat. Man schickt sich E-Mails, telefoniert oder trifft sich sogar. Meist zu zweit, selten zu viert. Über eine Wiedervereinigung wurde dabei allerdings viele Jahre nie gesprochen. „Den Moment“, bestätigte Ulvaeus vor einiger Zeit, „hat es nie gegeben.“
Zumindest das scheint sich geändert zu haben. „Wir denken darüber nach“, sagt Agnetha, ohne Einzelheiten zu verraten. Nicht über eine große Tour, aber über „ein einmaliges Event“. Wohlwissend, dass das 40-jährige Jubiläum ihres Song-Contest-Sieges vielleicht die letzte Gelegenheit dazu ist. Weil ja keiner jünger wird und die blonde Schwedin sich nun eines beim besten Willen nicht vorstellen kann: „Dass wir mit Krückstöcken auf die Bühne gehen.“