Stockholm. . Agneta Fältskog will es noch einmal wissen. Die Sängerin, die das blonde A von Abba war, bringt am 10. Mai das Album „A“ auf den Markt. Ein Gespräch über das Älterwerden, das Leben mit dem Erfolg, die Trennung von Björn Ulvaeus und Rost auf der Stimme.

Sie war das blonde A in Abba – der Hingucker der schwedischen Erfolgsband. Doch nach der Auflösung des Quartetts 1982 zog sich Agnetha Fältskog mit zwei Kindern in die Abgeschiedenheit eines Bauernguts auf die Insel Helgö westlich von Stockholm zurück. So selten bekam man sie zu Gesicht, dass ihr eine geradezu mystische Aura zuwuchs. Doch nun, neun Jahre nach ihrem letzten Album, meldet sich die Sängerin zurück.

Agnethas neues Werk „A“ kommt am 10. Mai heraus. Als Katja Schwemmers die 63-Jährige im Stockholmer Grand Hôtel trifft, sieht sie toll aus: Ihre immer noch schlanken Beine hat sie mit hohen Schuhen verlängert, sie ist freundlich, aufgeschlossen und bezaubert mit charmanter Zurückhaltung.

Agnetha, wie fühlen Sie sich, zurück auf dem Präsentierteller?

Agnetha Fältskog: Müde! Das ist der dritte Tag, an dem ich Interviews gebe.

Ist es auch Nervosität?

Fältskog: Nein, es hat weniger mit Nervosität zu tun. Ich merke einfach, dass ich nicht so arbeiten kann wie ich es früher getan habe. Es ist nicht dasselbe, wenn man 63 ist... Man wird schneller müde. Ich kann es in meinem Körper fühlen.

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Wo genau in Ihrem Körper?

Fältskog: Überall! (lacht) Und momentan besonders in den Beinen. Herrje, so hohe Schuhe habe ich schon lange nicht mehr getragen.

Besitzen Sie noch extravagante Klamotten aus ABBA-Zeiten?

Fältskog: Ich habe erst vor kurzem meinen Keller ausgemistet und sehr viel davon ans ABBA-Museum gegeben, das jetzt in Stockholm eröffnet.

Wenn ich Ihr Haus betreten würde, würde ich merken, dass Sie einmal Mitglied von ABBA waren?

Fältskog: Nur anhand der Größe.

Keine Wände voller Preise?

Fältskog: Ich besitze eine einzige Edelmetall-Schallplatte, die besagt, dass wir 375 Millionen Platten verkauft haben. Das klingt jetzt nicht wirklich bescheiden, oder? (lacht)

Die Presse hat Sie als die Greta Garbo des Pop bezeichnet. Sind Sie menschenscheu?

Fältskog: Quatsch. Ich bin eigentlich nur ein naturverbundener Mensch. Ich lebe zurückgezogen mit zwei Hunden auf meinem Bauernhof, nebenan wohnt meine Tochter Linda mit meinen Enkeln.

Agnetha Fältskog. (Archivbild)
Agnetha Fältskog. (Archivbild)

Wie kommt es dann, dass Sie nun wieder in die Charts wollen?

Fältskog: Durch eine Freundin kam der Kontakt zu Jörgen Elofsson zustande. Manche Zeitungen schrieben: „Agnetha hält Ausschau nach den Songwritern von Britney Spears!“ Das ist Quatsch. Jörgen kam vorbei, spielte mir drei Songs vor und ich konnte nicht mehr nein sagen.

Hatten Sie keine Bedenken?

Fältskog: Nur wegen meiner Stimme! Ich wusste nicht, ob sie nach all den Jahren angerostet klingen würde.

Sie klang aber nicht alt, oder?

Fältskog: Nein, ich war selbst ein wenig überrascht. Ich habe noch zwei Gesangsstunden genommen, um den letzten Staub abzuschütteln.

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Hat Ihnen auch jemand von einem Comeback abgeraten?

Fältskog: Ja, meine Tochter Linda. Sie war diejenige, die mich fragte, ob ich mich wirklich wieder in das Karussell des Musikbusiness begeben will. Ich sagte ihr: „Ich muss es tun, weil die Songs so schön sind.“

Mir kamen die Tränen zu einem Ihrer neuen Songs. Können Sie erahnen, welcher es ist?

Fältskog: „I Was A Flower...“! Ich finde, es klingt wie ein Lied aus einem Film. Zugegeben einem sehr traurigen Film.

In meiner Vorstellung singen Sie den Song für Ihren Ex-Mann, Björn Ulvaeus, er ließ sie mit den Kindern auf gewisse Weise im Stich

Fältskog: Er war ein großer Teil meines Lebens. Wir haben zwei Kinder zusammen. Das wird sich nie ändern, das Gefühl ist da. Es ist ein bisschen so wie bei „The Winner Takes It All“, das er geschrieben hatte. Als ich den Song damals sang, waren wir frisch getrennt.

Sehen Sie sich noch oft?

Fältskog: Frida und ich haben uns im letzten Sommer getroffen. Björn und ich sehen uns bei den Geburtstagen unserer Kinder und Enkel sowie an Weihnachten. Es sind keine dramatischen Emotionen, wenn wir aufeinander treffen.

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Aber eine ABBA-Reunion schlagen Sie aus?

Fältskog: Warum sollten wir uns das antun?

Wenn Sie Madonna sehen, haben Sie Respekt oder Mitleid?

Fältskog: Madonna gibt nie auf, nicht wahr? Ich denke, dieser Teil ihres Lebens macht 95 Prozent für sie aus. Bewundernswert, dass sie die Energie dazu hat. Sie muss in guter körperlicher Verfassung sein.

Aber sie wird auch kritisiert, fast so, als wäre es einer Frau über 50 nicht mehr erlaubt, auf der Bühne zu stehen!

Fältskog: Was soll denn jetzt aus mir werden, wo ich 63 bin?