Wellington. Neuseelands Polizei ist wegen ihres Vorgehens im Falle einer Vergewaltigerbande in die Kritik geraten. Die Polizei hatte erklärt, sie habe seit ungefähr zwei Jahren von der Gruppe gewusst, sei aber nicht tätig geworden. Die Polizeiministerin Anne Tolley kündigte inzwischen interne Untersuchungen an.

Wegen mutmaßlich schlampiger Ermittlungen gegen eine Vergewaltigerbande, die ihre minderjährigen Opfer im Internet fand, ist die neuseeländische Polizei unter Druck geraten. Nach entsprechenden Vorwürfen ordnete Polizeiministerin Anne Tolley am Donnerstag eine interne Untersuchung an. Unter anderem sollen die Ermittler einem damals 13-jährigen Mädchen gesagt haben, durch das Tragen eines Rocks habe es seine Vergewaltigung provoziert.

Tolley kritisierte, die Polizei sei mit dem Skandal um die Bande von jungen Männern aus Auckland "sehr schlecht umgegangen". Sie beauftragte den internen Überwachungsbeauftragten damit, eine Untersuchung einzuleiten. Nur so könne das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Polizei wiederhergestellt werden, erklärte Tolley.

Premierminister verurteilt Vorgänge

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die Bande, die sich "Roast Busters" nannte, ihre Opfer offenbar systematisch betrunken gemacht und vergewaltigt hatte. Die Täter sollen die Mädchen, von denen die jüngsten 13 Jahre alt gewesen sein sollen, über das soziale Onlinenetzwerk Facebook gefunden haben. Dort demütigte die Gruppe ihre Opfer später mit hämischen Kommentaren und Videoclips.

Premierminister John Key, der die Vorgänge als "abscheulich" verurteilt hatte, erklärte am Donnerstag vor dem Parlament, die Arbeit der Polizei sei "ehrlich gesagt nicht gut genug" gewesen. Er bedauerte zudem, dass die Minister seiner Regierung Details zu dem Fall aus den Medien erfahren hätten, anstatt wie angefordert umfassend von der Polizei informiert zu werden. Vor allem aber sei es wichtig, dass die Ermittler den Vorwürfen sorgfältig nachgingen und die mutmaßlichen Opfer entsprechend unterstützt würden.

Ermittler haben Opfer offenbar nicht ernst genommen

Nach Bekanntwerden des Falls hatte die Polizei erklärt, sie habe seit ungefähr zwei Jahren von der Vergewaltigerbande gewusst, sei aber nicht tätig geworden, weil keines der mutmaßlichen Opfer habe aussagen wollen. Später stellte sich aber heraus, dass sich seit dem Jahr 2011 vier Mädchen sehr wohl an die Polizei gewandt und Anzeige erstattet hatten. Eines davon gab eine formale Erklärung über das Geschehene ab, die auch gefilmt wurde.

Das Mädchen, dessen Identität nicht öffentlich gemacht wurde, sagte dem Fernsehsender TV3 am Mittwochabend, die Ermittler hätten sie nicht ernst genommen und ihr gesagt, "dass ich nicht genügend Beweise hätte". Zudem hätten ihr die Beamten vorgeworfen, bei dem Treffen mit einem Jungen, den sie auf Facebook kennengelernt hatte, einen Rock getragen und dadurch die Vergewaltigung geradezu herausgefordert zu haben. (afp)