Essen. . Regisseur Bodo Fürneisen ist mit „Komasaufen“ ein Film gelungen, der so packend ist wie ein Krimi. Das Schicksal des pubertierenden Lukas berührt, seine Geschichte fesselt. Die Laiendarsteller sind klasse.

16 zu sein, ist schon schwierig genug. Aber Lukas ist zudem ein unsicherer Typ, der darunter leidet, dass seine Eltern sich getrennt haben. Nichts, aber auch gar nichts will ihm gelingen. In der Schule versagt er. Bei Mädchen kommt er nicht an. Kurz, er ist der Junge, der uncool am Rande steht. So lange zumindest, bis er das macht, was alle anderen in seiner Clique auch tun. Trinken. Saufen. Bis zur Bewusstlosigkeit.

Wen der Titel „Komasaufen“ (Das Erste, Mittwoch, 20.15 Uhr) eher abschreckt, dem sei gesagt: Dieser Film von Regisseur Bodo Fürneisen ist spannend wie ein guter Krimi. Bis zur letzten Minute. Fürneisen und Drehbuchautor Bernd Böhlich hatten sich vorgenommen, die Volksdroge Nummer eins, den Alkohol, und ihr Gefahrenpotential für junge Menschen zu thematisieren, ohne zu moralisieren. Und genau das ist ihnen gelungen.

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Sie erzählen die Geschichte von Lukas (Markus Quentin) und seinen vermeintlichen Freunden, ohne sie zu verurteilen. Sie beobachten sie bei ihren Exzessen, bei ihrem Vollrausch, ihrem schnellen, seelenlosen Sex und dabei auch in ihrer ganzen Hilflosigkeit.

Jungdarsteller sorgen für Authentizität

Dass Fürneisen dabei als jugendliche Hauptdarsteller drei schauspielerische Anfänger auswählte, trägt tatsächlich zur Authentizität des Filmes bei. Auch da, wo ihnen sehr viel abverlangt wird. Wenn sie sich auskotzen, wenn etwa Sylvia (Anna-Lena Klenke) ihren Körper freigiebig weiterreichen will, weil sie schon lange jedes gutes Gefühl für sich selbst verloren hat.

Lukas Eltern Beate (Aglaia Szyszkowitz) und Karsten (Oliver Mommsen) sind dabei alles andere als ignorant, am Sohn/Stiefsohn desinteressiert. Im Gegenteil. Beate liebt ihren Sohn, erkennt dessen Probleme. Doch sie ist hin- und hergerissen zwischen ihm und dem neuen Mann, möchte kein zweites Mal in einer Beziehung versagen. Und auch Karsten bemüht sich. Doch bei seinem permanenten Streben nach Perfektion – mein Job, mein Haus, meine Familie – , übersieht, ja missachtet er die Bedürfnisse von Beate und Lukas.

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Das tödliche Desaster

Es driftet also mehr und mehr in Richtung Desaster. Ein tödliches Desaster. Bodo Fürneisen hat als Regisseur schon vieles ausprobiert, drehte zahlreiche Krimis, unter anderem Tatorte, Musik- und Tanzfilme und auch modern inszenierte Märchen. Nach „Komasaufen“ soll er nun an weiteren Psychodramen arbeiten. Wenn’s so gut wird wie das, bitte mehr davon.