Athen. . Die Justiz wird über die Zukunft des Mädchens Maria aus einer griechischen Roma-Siedlung entscheiden müssen. Das Kind mit bulgarischen Eltern war dort vorletzte Woche bei einer fremden Familie gefunden worden. Das Paar, bei dem Maria zuletzt lebte, will am Dienstag Haftverschonung beantragen.

Nach der Klärung der Herkunft des blonden Roma-Mädchens Maria in Griechenland wollen die Zieheltern das Kind zurückhaben. Ihre Anwältin sagte am Samstag, das zu Unrecht der Kindesentführung beschuldigte Roma-Paar wolle zudem seine Entlassung aus der Untersuchungshaft erreichen. Aber auch Marias leibliche Eltern in Bulgarien wünschen sich mittlerweile ihr Kind zurück.

Die griechische Anwältin Marietta Palavra sagte, ihre Mandanten wollten das Kind wieder haben. "Sie sind diejenigen, die es aufgezogen haben, und die es lieben", fügte sie hinzu. Das Roma-Paar verlange außerdem seine Freilassung aus der U-Haft. "Meine Mandanten werden Beschwerde gegen ihre Festnahme einlegen", kündigte die Anwältin an.

Die Polizei hatte das kleine Mädchen am 16. Oktober bei einer Razzia in einem Roma-Lager nahe der zentralgriechischen Stadt Farsala aufgegriffen. Weil es mit seiner hellen Haut, blassblauen Augen und blonden Haaren seinen dunkelhäutigen Zieheltern nicht ähnlich sah, bezichtigten die Beamten diese des Kindesraubs.

DNA-Tests ergaben nun, dass Marias leibliche Eltern bulgarische Roma sind. Fünf ihrer anderen neun Kinder sind ebenfalls blond und sehen Maria ähnlich. In der Familie von Marias Vater kämen Albino-Gene vor, erklärten bulgarische Ärzte. Dies erkläre die helle Haut und das blonde Haar des Mädchens.

Griechische Behörden entscheiden, was mit Maria passiert

Marias leibliche Mutter, Sascha Rusewa, gab an, Maria nicht an die Zieheltern verkauft zu haben. Sie habe 2009 ihre damals sieben Monate alte Tochter aus schierer Not in Griechenland zurückgelassen, weil sie gültige Papiere für ihr Baby benötigt, dafür aber kein Geld gehabt habe. Eines Tages habe sie ihr Kind zurückholen wollen.

Sascha Rusewa und ihr Mann Atanas Rusew haben unterdessen das Roma-Lager Nikolajewo nahe der zentralbulgarischen Stadt Gurkowo verlassen. Seit Freitag sind sie zusammen mit drei ihrer Kinder untergetaucht. Die bulgarischen Behörden verdächtigen sie, ihr Kind verkauft zu haben.

Die Zieheltern hätten "von Anfang an" angegeben, das Kind von einer Bulgarin übernommen zu haben, sagte ihre Anwältin. Sie hätten Rusewa als die Frau erkannt, die ihnen das Kind überlassen habe. Geld sei dabei nicht geflossen.

Die griechischen Behörden müssen nun entscheiden, ob Maria nach Bulgarien geschickt wird, zu ihren griechischen Zieheltern zurückkehrt oder zur Adoption freigegeben wird.

Der Leiter der griechischen Kinderhilfsorganisation, bei der Maria jetzt untergebracht ist, rechnet damit, dass sie in eine Pflegefamilie kommt. Seine Organisation Kinderlächeln habe etliche Hinweise erhalten, wonach Maria für ihre Zieheltern betteln gehen musste, sagte Konstantinos Giannopoulos der Zeitung "Welt am Sonntag". (dpa)