München. Was kommt heraus, wenn ein mit Preisen überhäufter Regisseur sich an einem “Tatort“ versucht? Sicherlich kein “einfacher Fall“, wie ihn sich die Münchner Ermittler gewünscht hätten. Stattdessen präsentiert Dominik Graf ein wildes Stück über den Zerfall der Gesellschaft und stößt dabei an Grenzen.

München gemütlich und überschaubar? Aber doch nicht, wenn Dominik Graf einen „Tatort“ inszeniert. Wer mit so vielen Preisen überhäuft ist wie der Münchner Regisseur, der ist versucht, dem deutschesten aller Krimis die Normalität auszutreiben. Herausgekommen ist ein wildes Stück über den Zerfall von Stadt und Gesellschaft, das unsere Sehgewohnheiten malträtiert, am gewaltigen Anspruch und allerlei optischem Firlefanz aber zu ersticken droht.

Dabei hätten sich die pfundigen Münchener Kommissare Leitmayer (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) doch „so einen einfachen Fall“ gewünscht, so einen, „wo der Mann den Liebhaber im Bett der Ehefrau erschlägt“. Daraus wird nichts, der Leitmayer verliert schon in den ersten Szenen den Überblick: Die Stadt ist ein Tollhaus, er und sein Navi müssen zwischen den Baustellen kapitulieren. Und der Titel „Aus der Tiefe der Zeit“ (ARD, Sonntag, 27.10., 20.15 Uhr) kündigt ja obendrein schon Gewaltiges an. So ist es auch: Graf und sein Drehbuchautor Bernd Schwamm pac­ken den Krimi voll bis obenhin.

Streckenweise bietet der "Tatort" großes Theater

Um Bauspekulation und Korruption im Rathaus geht es in der Stadt der Wohnungsnot erstmal vordergründig. Ein Bagger legt die erste Leiche frei, der Adoptivsohn einer ehemaligen Zirkusreiterin aus Kriegstagen (Erni Mangold), die im Garten ihres riesigen Anwesens immer noch ganz gern mit der Winchester herumfuchtelt. Der leibliche Sohn (Martin Feifel) führt eine erfolglose Eventagentur, spricht beim Verhör in der dritten Person von sich und steuert sein Auto bei Wutanfällen schon mal in eine Schaufensterscheibe, seine gefühllose Freundin (Meret Becker) durchzieht eine geistige und seelische Abwesenheit, als hätte sie alle Drogen eingeworfen, derer man in Pullach habhaft werden kann.

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Was die Drei im Tatort bieten, ist schauspielerisch aller Ehren wert, streckenweise sogar großes Theater, aber zuweilen fühlt man sich bei diesem durchgeknallten Clan an die Klimbim-Familie erinnert. Da muss natürlich noch ein düsteres Geheimnis her, am besten aus Kriegszeiten, das zu einer Erpressung einlädt. Und wenn am Ende alle menschlichen Fassaden bröckeln, bröselt auch der Herrschaftssitz dieser Holzers kräftig, als hätte Edgar Allan Poe am Drehbuch mitgeschnitzt.

Tatort-Szenen mit hektischen Schnitten geschreddert

Graf müht sich, das alles zwischen Gesellschaftskritik und moralischem Grundsatzdiskurs zusammenzuführen, serviert uns obendrauf einen tuntigen Friseur (Maximilian Brückner), der plötzlich tot im Laden liegt und einen nationalistischen Kroaten (Misel Maticevic), der für Drecksarbeiten gebraucht wird. Mei o mei, es ist viel unterwegs.

Das Hinsehen kostet aber auch Kraft, weil Graf die Szenen im Tatort mit hektischen Schnitten schreddert, in Parallelmontagen erzählt und ganz vernarrt ist in seine Bildsprünge. Da wird man in der Tat zum Leitmayer und wünscht sich den kleinen, schmutzigen Krimi ohne Schnickschnack.

Die Büros der Tatort-Kommissare

Die Dortmunder Kommissare im Büro von Martina Bönisch (v.l.) Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske), Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel).
Die Dortmunder Kommissare im Büro von Martina Bönisch (v.l.) Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske), Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel). © Dieter Menne
Daniel Kossik (Stefan Konarske) und Nora Dalay (Aylin Tezel) im Büro von Martina Bönisch.
Daniel Kossik (Stefan Konarske) und Nora Dalay (Aylin Tezel) im Büro von Martina Bönisch. © Dieter Menne
Der voll gepackte Schreibtisch von Martina Bönisch.
Der voll gepackte Schreibtisch von Martina Bönisch. © Dieter Menne
Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) blickt aus seiner Bürotür in das Büro von Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt).
Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) blickt aus seiner Bürotür in das Büro von Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt). © Dieter Menne
Die Dortmunder Kommissare im Büro von Martina Bönisch (v.l.) Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske), Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel) mit Produzentin Sonja Goslicki.
Die Dortmunder Kommissare im Büro von Martina Bönisch (v.l.) Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske), Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel) mit Produzentin Sonja Goslicki. © Dieter Menne
Die Dortmunder Kommissare im Büro von Martina Bönisch (v.l.) Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske), Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel).
Die Dortmunder Kommissare im Büro von Martina Bönisch (v.l.) Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske), Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel). © Dieter Menne
WDR-Redakteur Frank Weber (l.) und Produzentin Sonja Goslicki (3.v.l.) mit den Dortmunder Tatort-Kommissaren.
WDR-Redakteur Frank Weber (l.) und Produzentin Sonja Goslicki (3.v.l.) mit den Dortmunder Tatort-Kommissaren. © Dieter Menne
Die Nachwuchs-Ermittler Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarsk). Laut Drehbuch erwartet sie ein Kind von ihm.
Die Nachwuchs-Ermittler Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarsk). Laut Drehbuch erwartet sie ein Kind von ihm. © Dieter Menne
Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) in seiner Bürotür.
Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) in seiner Bürotür. © Dieter Menne
Kommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel).
Kommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel). © Dieter Menne
Martina Bönisch (Anna Schudt) vor der Mordtafel.
Martina Bönisch (Anna Schudt) vor der Mordtafel. © Dieter Menne
Martina Bönisch (Anna Schudt) mit ihren handschriftlichen Aufzeichnungen.
Martina Bönisch (Anna Schudt) mit ihren handschriftlichen Aufzeichnungen. © Dieter Menne
Daniel Kossik (Stefan Konarske) ist BVB-Fan.
Daniel Kossik (Stefan Konarske) ist BVB-Fan. © Dieter Menne
Daniel Kossik (Stefan Konarske) trinkt Tee aus seiner BVB-Tasse. In Folge 4 des Dortmund-Tatorts musste er für einen Kollegen sein eigenes Büro räumen und vorübergehend zu Kollegin und Freundin Nora Dalay ziehen.
Daniel Kossik (Stefan Konarske) trinkt Tee aus seiner BVB-Tasse. In Folge 4 des Dortmund-Tatorts musste er für einen Kollegen sein eigenes Büro räumen und vorübergehend zu Kollegin und Freundin Nora Dalay ziehen. © Dieter Menne
Blick in das Büro von Nora Dalay und Daniel Kossik. An der Wand steht ein Bild mit dem Dortmunder Fernsehturm.
Blick in das Büro von Nora Dalay und Daniel Kossik. An der Wand steht ein Bild mit dem Dortmunder Fernsehturm. © Dieter Menne
Mit dem Stadthaus hängt ein weiteres Dortmund-Motiv im Büro von Dalay Nora und Daniel Kossik.
Mit dem Stadthaus hängt ein weiteres Dortmund-Motiv im Büro von Dalay Nora und Daniel Kossik. © Dieter Menne
Die Ausstatter des Dortmund-Tatorts haben Humor.
Die Ausstatter des Dortmund-Tatorts haben Humor. © Dieter Menne
Lokalkolorit mit BVB-Tasse.
Lokalkolorit mit BVB-Tasse. © Dieter Menne
Jörg Hartmann gibt ein Kurz-Interview.
Jörg Hartmann gibt ein Kurz-Interview. © Dieter Menne
Jörg Hartmann gibt ein Kurz-Interview.
Jörg Hartmann gibt ein Kurz-Interview. © Dieter Menne
Der Flur zu den Büros der Mordkommission. Nur Kameras und Kabel lassen erkennen, dass es sich um ein Filmset handelt.
Der Flur zu den Büros der Mordkommission. Nur Kameras und Kabel lassen erkennen, dass es sich um ein Filmset handelt. © Dieter Menne
Auch im echten Dortmunder Polizeipräsidium gehört die Mordkommission zum Kriminalkommissariat 11. Das C weist auf den Gebäudeblock C hin, 14 ist die Zimmernummer. Während die Büros auf dem Filmset im Keller liegen, sind sie im echten Polizeipräsidium in der 2. Etage.
Auch im echten Dortmunder Polizeipräsidium gehört die Mordkommission zum Kriminalkommissariat 11. Das C weist auf den Gebäudeblock C hin, 14 ist die Zimmernummer. Während die Büros auf dem Filmset im Keller liegen, sind sie im echten Polizeipräsidium in der 2. Etage. © Dieter Menne
Die Tür zum Büro von Hauptkommissar Peter Faber.
Die Tür zum Büro von Hauptkommissar Peter Faber. © Dieter Menne
Der lange Flur und die Anordnung der Büros sind dem Flur des echten Polizeipräsidiums in Dortmund nachempfunden.
Der lange Flur und die Anordnung der Büros sind dem Flur des echten Polizeipräsidiums in Dortmund nachempfunden. © Dieter Menne
In den Büros hängen echte alte Fahndungsplakate.
In den Büros hängen echte alte Fahndungsplakate. © Dieter Menne
Eindrücke vom Tatort-Dreh in Köln.
Eindrücke vom Tatort-Dreh in Köln. © Dieter Menne
Eindrücke vom Tatort-Dreh in Köln.
Eindrücke vom Tatort-Dreh in Köln. © Dieter Menne
Der Eingang zum 11. Kriminalkommissiart im Keller. Über eine Treppe kommt man von außen ins
Der Eingang zum 11. Kriminalkommissiart im Keller. Über eine Treppe kommt man von außen ins "Dortmunder Polizeipräsidium". © Dieter Menne
Das Gebäude von außen ist eine alte Schirmfabrik in Köln- Bickendorf.
Das Gebäude von außen ist eine alte Schirmfabrik in Köln- Bickendorf. © Dieter Menne
Zwei Scheinwerfer sorgen für
Zwei Scheinwerfer sorgen für "Tageslicht" in den Keller-Büros. © Dieter Menne
Rechts geht es ein paar Stufen hinab ins Innere des
Rechts geht es ein paar Stufen hinab ins Innere des "Dortmunder Polizeipräsidiums" in Köln. © Dieter Menne
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