Duisburg/Dortmund. In Nordrhein-Westfalen hinterziehen offenbar zahlreiche Spediteure gezielt Steuern. Aktuelle Ermittlungen des Zollfahndungsamtes in Essen richten sich gegen acht Spediteure. Sie stehen unter Verdacht, ihre Lkw bei einem Netz illegaler Tankstellen zu betanken. In einem Fall wurde bereits eine Gefängnisstrafe verhängt.

Zollfahnder im Ruhrgebiet sind Lkw-Spediteuren auf der Spur, die Energie- und Verbrauchssteuern hinterziehen und dabei den Staat um Millionen prellen. Der Verdacht: Sie betanken Lastzüge in großem Stil mit unversteuertem Heizöl und bedienen sich dabei illegaler „Tankstellen“ im Ausland.

Insgesamt führt der Zoll in diesem Zusammenhang acht Ermittlungsverfahren, bestätigte das Zollfahndungsamt in Essen gegenüber unserer Zeitung.

In einem ersten Fall hat das Amtsgericht Duisburg jetzt eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten gegen den Geschäftsführer eines türkischen Unternehmens aus Duisburg verhängt. In dem Betrieb wurde zudem der komplette Fuhrpark, die Betriebsausstattung und mehrere Luxuslimousinen beschlagnahmt und gepfändet.

Polizei aus Duisburg, Dortmund und Münster ermittelte

Der Mann hat die Tat nach fünf Monaten in Untersuchungshaft gestanden. Nach Erkenntnissen des Gerichts hat der Betrieb unter seiner Regie mehr als vier Millionen Liter Heizöl aus dem Ausland bezogen, ohne Verbrauchssteuern in Deutschland zu zahlen. Dem Staat sind Einnahmen in Höhe von zwei Millionen Euro entgangen.

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Die Fahnder aus Münster, Duisburg und Dortmund mussten bei der Aufdeckung teilweise verdeckt vorgehen. Im September letzten Jahres konnten dann 200 Bundespolizisten das Betriebsgelände umstellen und Beweismittel vor Ort sichern. Sie fanden ein illegal angelegtes Tanklager vor, wo unter anderem ein hochgiftiges Dieselgemisch gebunkert war. Die Polizei musste mit Atemschutzmasken vorgehen.

Dabei stellte sich heraus, dass der Duisburger zunächst 26 000 Liter Dieselkraftstoff in 1000-Liter-Behältnissen mit eigenen und nicht einmal für den Gefahrguttransport zugelassenen Fahrzeugen aus Belgien abgeholt und sie in Duisburg gelagert hatte.

"Günstig tanken" an belgischen Rastplätzen

Später lieferten die Eigner einer belgischen „Tankstelle“ bei Genk weiteren Kraftstoff, oft konspirativ bei Nacht, an. Die Abfüllanlage ist in der Szene bekannt und wirbt auf türkischsprachigen Flyern für diese „günstige Tankmöglichkeit“ auf belgischen Rastplätzen.

Um die Verantwortlichkeiten gegenüber den deutschen Behörden zu verschleiern, hatte die Duisburger Firma zudem Tochterfirmen bei Speditionen in anderen EU-Ländern, so in Bulgarien und der Slowakei, gegründet – was dem Verurteilten am Ende nicht geholfen hat.