Washington. . Ein Mädchen aus dem US-Staat Florida wurde monatelang durch fiese Smartphone-Botschaften terrorisiert. Am Ende nahm sich Rebecca Ann Sedwick das Leben. Verdächtig sind zwei andere Mädchen. Eines lässt alle Vorwürfe an sich abperlen.
„Du bist hässlich.“ „Trink Bleichmittel und stirb.“ „Warum bringst Du dich nicht um?“ „Hey, warum lebst Du noch?“ Die Text-Mitteilungen, die Rebecca Ann Sedwick von Mitschülerinnen der Crystal Lake Middle School in Lakeland, US-Staat Florida, seit Monaten aufs Handy gespielt bekam, waren mehr als das unter amerikanischen Teenagern nicht unübliche Hänseln und Einschüchtern aus der Ferne. Das „Cyber-Mobbing“ riss auch dann nicht ab, als der Mutter der Zwölfjährigen der Geduldsfaden riss und sie ihre Tochter auf eine andere Schule in der Kleinstadt südlich von Orlando versetzen ließ. Smartphones stellen den Empfang nicht an Schulbezirksgrenzen ein. Am 9. September schrieb Rebecca zwei Freunden verzweifelt eine Abschiedsnachricht („Ich kann es nicht mehr ertragen“), kletterte auf den Turm einer verlassenen Zementfabrik und sprang in den Tod.
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Bei der Aufarbeitung des Falles stieß Sheriff Grady Judd bei den 14 und 12 Jahre alten Hauptverdächtigen auf E-Mails und Text-Mitteilungen, die selbst hartgesottenen Gerichtsreportern die Stimme verschlug. „Ja, ich weiß, ich habe Rebecca schikaniert, und sie hat sich umgebracht. Aber ich gebe einen Dreck drum“, schrieb Guadalupe Shaw (14). Am Ende des Facebook-Eintrags war nach Polizeiangaben ein Herz-Symbol gesetzt. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagte Judd.
Er ließ die Mädchen in Jugendarrest nehmen. Sie hätten das Mobbing zugegeben, hieß es gestern. Die Zwölfjährige habe Reue gezeigt, sei zu den Eltern zurückgeschickt worden. Guadalupe bleibt in Jugendgewahrsam. „Sie war gefasst und ohne Emotion“, sagte Judd. Laut Staatsanwaltschaft droht ihr im schlimmsten Fall Jugendhaft bis zum 19. Lebensjahr.
Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sie und ihre Komplizin, eine ehemalige enge Freundin des Opfers, Rebecca Sedwick seit Weihnachten 2012 „wiederholt und bösartig“ attackiert und gedemütigt. Sedwick erduldete die Schmähungen, an den zwischenzeitlich 13 andere Mädchen beteiligt waren, und lenkte den Zorn gegen sich selbst. Sie wollte sich die Pulsadern aufschneiden, berichtete ihre Mutter. Um ihr Kind zu schützen, nahm sie Computer und Mobiltelefon in Verwahrung. Später meldete sie ihre Tochter unter einen neuen Handy-Nummer an. Ohne Erfolg. Messenger-Dienste, die in den USA unter Jugendlichen sehr beliebt sind, brachten die feindseligen Botschaften in das Leben von Rebecca Sedwick zurück.
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Ursprung der einseitigen Fehde waren frühpubertäre Anwandlungen. Rebecca hatte einmal was mit einem Jungen, mit dem zuvor Guadalupe gegangen war. Sheriff Judd nutzte am Montag eine weithin registrierte Pressekonferenz, um Eltern ins Gewissen zu reden: „Dieser Tod war absolut unnötig. Schauen Sie regelmäßig nach, was ihre Kinder im Internet treiben.“
Gedenkstättemit Teddybären
Die Eltern von Guadalupe Shaw stellten sich vor ihre Tochter. „Sie ist friedlich und freundlich. Wir kontrollieren regelmäßig ihre Aktivitäten im Internet. Nichts an den Vorwürfen ist wahr“, sagte der Vater dem Fernsehsender CBS. Die nachträgliche Verhöhnung der toten Rebecca sei das Werk Dritter. Unbekannte hätten das Facebook-Konto seiner Tochter gehackt. Sheriff Judd wies den Entlastungsversuch als töricht ab. Ging es nach ihm, würde er die Eltern wegen nachlässiger Erziehung gesondert anklagen. Aber die Gesetze in Florida lassen das nicht zu.
Rebeccas Mutter wartet auf einen Prozess. „Ich wünschte, meine Tochter wäre hier“, sagte sie vor Reportern, „um zu sehen, dass Gerechtigkeit geschehen wird.“ Am Wochenende wäre Rebecca 13 geworden. An der alten Zementfabrik haben Mitschüler eine Gedenkstätte eingerichtet. Mit Kerzen, Luftballons und Teddybären.