Essen. Das Klischee vom reichen alten Mann und der jungen hübschen Frau wird nach wie vor munter bedient. Immer öfter entdecken aber auch die Frauen den Reiz eines jüngeren Partners für sich. So wie Jutta Reber aus Gelsenkirchen.
Demi Moore hat es vorgemacht. Sie ist mit dem 15 Jahre jüngeren Ashton Kutcher verheiratet. Moderatorin Caroline Beil, 42, erwartet ein Kind vom 27-jährigen Pete Dwojak. Und Nena ist seit 16 Jahren mit dem zwölf Jahre jüngeren Philipp Palm liiert.
Beziehungen zu jüngeren Männer sind jedoch nicht nur Promis vorbehalten. Auch „ganz normale“ Frauen genießen das Zusammensein mit einem deutlich jüngeren Partner. Was ist dran am jungen Mann?
Es funkte nach dem ersten Gespräch
„Mein Mann gibt mir das Gefühl, mich als Frau zu schätzen“, schwärmt die 63-jährige Jutta Rebers von ihrem 50-jährigen Ehemann Uwe. Die Gelsenkirchenerin lernte ihren Uwe vor 16 Jahren kennen. Sie arbeitete in der Geschäftsstelle des Gelsenkirchener Musiktheaters, er war dort als Musiker beschäftigt. Es funkte sofort nach dem ersten Gespräch. „Wir haben das erste halbe Jahr nicht über unser Alter gesprochen. Ich wurde erst stutzig, als er mir seinen Werdegang erzählte“, erinnert sich Jutta Rebers an die Phase des Kennenlernens. Sie rechnete nach und erschreckte sich. „Ich habe mich zurückgezogen und dachte: Das kann nicht sein, das darf nicht sein.“ Hinzu kam: Beide waren noch verheiratet. Aber Uwe ließ nicht locker und warb weiter um seine Angebetete. „Er hat mir meine Zweifel ausgeredet“, sagt Jutta Rebers, die schließlich ihren Gefühlen nachgab: „Wir hatten das Gefühl, wir sind für einander bestimmt.“ Die beiden haben die gleichen Interessen, können stundenlang über Musik und Theater reden.
Mit dem Altersunterschied ist das Paar immer offen umgegangen. „Anfänglich hat man uns nicht ernst genommen, glaubte, es handele sich nur um eine Liebelei“, berichtet Jutta Rebers. Aber die Skepsis der Freunde wich schnell. „Wir sind ein positiv denkendes Paar und treten auch so auf.“ Vor acht Jahren feierten die beiden Hochzeit. „Da haben sich alle gefreut“, erinnert sich Jutta. Auch die Eltern reagierten positiv. Uwes Mutter befand, wenn ihr Sohn glücklich ist, ist sie es auch – egal, wie alt die Partnerin ist.
Es kommt auf die Reife des Einzelnen an
Spielt der Altersunterschied für das Funktionieren einer Beziehung also keine Rolle? „Das hängt immer vom Paar ab und wie reif jeder Einzelne ist“, sagt Paartherapeutin Bettina Schimanski aus Bochum. Dennoch sei die Kombination „Jüngerer Mann - Ältere Frau“ eine größere Herausforderung als das umgekehrte Modell: „Ein Mann um die 30, der mit einer 45-Jährigen zusammen ist, muss etwas Stabiles mitbringen, wissen, was er will. Dann geht es gut.“
Uwe Reber wusste, dass er Jutta will. „Er hat immer um mich gekämpft, mich nie losgelassen“, sagt sie über ihn. Angst, Uwe an eine Jüngere zu verlieren, hat Jutta nicht: „Ich hatte nie Sorge, dass er sich anderweitig umschaut, er gibt mir nicht das Gefühl.“ Und selbst wenn der Partner sich für andere Frauen interessiere, müsse das noch kein Trennungsgrund sein, sagt Paartherapeutin Schimanski. „In so einem Fall kann das Paar gemeinsam erforschen, was das Umgucken bedeutet: ein Defizit an Lebenserfahrung oder ein Mangel im Selbstwertgefühl des Mannes.“ Denkbar sei beispielsweise, dass der junge Mann sich nach anderen umgucke, weil seine ältere Partnerin schon viel mehr erlebt habe und er selbst mehr Erfahrungen sammeln wolle. Wichtig sei, dass das Paar miteinander spreche und zusammen auslote, wie beide am besten mit diesen Wünschen umgehen können.
Trotz Schönheitskult nicht mit Jüngeren vergleichen
Umgekehrt brauche auch die Frau eine große Portion Selbstbewusstsein: „Von ihr ist noch mehr gefragt, dass sie sich wohlfühlt, sich nicht ständig vergleicht und dadurch in Stress gerät.“ Das sei bei dem herrschenden Schönheitskult, der auf Jugendlichkeit beruhe, besonders schwer.
Probleme, die die Rebers nicht betreffen: „Mir haben Frauen, die im Leben stehen schon immer besser gefallen“, sagt Uwe Rebers. „Der Altersunterschied hat für mich nie eine Rolle gespielt, da hatte sie wohl mehr Probleme als ich.“ Jutta Rebers hingegen weiß: „Ich bin offen und modern eingestellt. Man sieht mir das Alter nicht an, ich habe gute Gene.“
Und Kinder? Haben die beiden nicht. Aber drüber gesprochen haben sie schon und festgestellt, dass es, so wie es ist, gut ist.
Auch nach 16 Jahren noch frisch verliebt
Eine Beziehung mit einem älteren Mann kann sich die Jutta Rebers inzwischen nicht mehr vorstellen. Sie hat die Vorteile eines jungen Partners schätzen gelernt und ist überzeugt: „Mich würde ein älterer Mann jetzt nicht mehr reizen.“ Wenn die 63-Jährige von ihrem Uwe spricht, klingt sie nach all den Jahren immer noch frisch verliebt. Ihr Traum: „Ich hoffe, wir haben noch viele gemeinsame Jahre. Unser Ziel ist die Silberhochzeit.“