Neu Delhi. Trotz der größten Massenevakuierung in Indiens Geschichte hat Monstersturm “Phailin“ eine Schneise der Verwüstung durch das Land geschlagen. Mehrere Menschen kamen ums Leben, Häuser wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt. Bewohner fürchteten ähnlich schlimme Folgen wie bei einem Super-Zyklon 1999.

In der größten Rettungsaktion in der Geschichte Indiens haben die Helfer etwa eine Million Menschen vor einem Riesen-Zyklon in Sicherheit gebracht. Mindestens sieben Menschen starben nach Regierungsangaben in dem Wirbelsturm "Phailin", der in der Nacht zum Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern an der Ostküste des Landes wütete. Augenzeugen berichteten von zahlreichen Überflutungen, umgeworfenen Autos und großflächigen Stromausfällen.

Viele Menschen in Indien hatten im Vorfeld ähnlich hohe Opferzahlen wie vor 14 Jahren befürchtet - damals waren bei einem sogenannten Super-Zyklon in der selben Region etwa 15.000 Menschen ums Leben gekommen. "Diesmal hatten wir die Situation besser im Griff", sagte der Parlamentsabgeordnete Jay Panda dem indischen Nachrichtensender CNN-IBN. Auch der Regierungschef von Orissa, Navin Pattnaik, sagte: "Ich denke, wir waren erfolgreich, den Verlust kostbarer Leben zu minimieren."

An Schlaf war für die Küstenbewohner nicht zu denken

Der Sturm hinterließ an der Küste eine Spur der Verwüstung. Der gewaltige Wind entwurzelte unzählige Kokospalmen und andere Bäume, zerstörte Gebäude und riesige Anbauflächen mit Reis und Zucker. Das Meer drückte nach offiziellen Angaben einige Hundert Meter ins Inland. Laut dem Online-Wetterdienst "Wunderground" traf der Zyklon in einer hügeligeren Region auf Land als der Zyklon von 1999 - die Überflutungen waren deshalb weniger großflächig. Außerdem erreichte der Sturm während einer Ebbe die Küste.

Die Küstenbewohner verbrachten die Nacht zum Großteil in Schutzunterkünften oder anderen stabilen Gebäuden. Sie sahen Fenster zersplittern und Gebäudeteile herumfliegen, der Wind heulte die ganze Nacht, so dass an Schlaf oft nicht zu denken war. "Sogar hinter verschlossenen Türen fühlt es sich an, als sei man auf einer Landebahn", schrieb @roshnimo im Kurznachrichtendienst Twitter. Und @rahulkanwal meinte: "Im Auge des Sturms weht der Wind in alle Richtungen. ... Als würden die Windgötter verrückt spielen."

Eine Million Menschen in Sicherheit gebracht

Rund 900.000 Menschen wurden im Bundesstaat Orissa in Sicherheit gebracht, etwa 100.000 weitere im Nachbarstaat Andhra Pradesh. Damit sei es die größte Evakuierung, die Indien je gesehen habe, sagte Tripti Parule von der Nationalen Katastrophenbehörde der Nachrichtenagentur dpa. 18 Fischer, die zunächst als vermisst galten, fanden ihren Weg zurück in den Hafen.

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Rettungs- und Hilfskräfte begannen mit dem ersten Licht am Sonntagmorgen, Straßen freizuräumen sowie Strom- und Telefonleitungen wieder herzustellen. Auch Ärzte und Medikamente wurden in die betroffene Region entsandt sowie Tausende Essenspakete bereitgestellt. Die Armeehelikopter konnten wegen der anhaltend starken Winde aber am Sonntag zunächst nicht starten. Alle Flughäfen und Bahnhöfe in der Region blieben weiter geschlossen.

Der Sturm zog im Verlauf des Sonntags einige Hundert Kilometer nordwestwärts ins Land und brachte weitflächigen Starkregen. Für den Bundesstaat Bihar wurden Flutwarnungen ausgegeben. Die Regenfälle sollten noch bis mindestens Montag weitergehen. (dpa)