München. War Beate Zschäpe kurz vor dem Mord an Mehmet Kubasik in Dortmund? Ein Hausmeister und seine Frau sollen beim NSU-Prozess am Dienstag Klarheit in die Aussage einer 63-Jährigen bringen, die Zschäpe in Dortmund gesehen haben will. Von dieser Verbindung Zschäpes mit einem Tatort könnte viel abhängen.

War die Hauptangeklagte Beate Zschäpe Anfang April 2006 in Dortmund? Dieser Frage wird das Oberlandegericht in München am 43. Verhandlungstag im NSU-Prozess nachgehen. Geladen sind für Dienstag Desiree und Thomas D. Das Ehepaar nutzte damals das Grundstück, auf dem eine Zeugin damals die Hauptangeklagte in dem Terrorverfahren gesehen haben will.

Die 63-Jährige Frau hatte dem Gericht in der Vorwoche ihre Erlebnisse geschildert. Allerdings konnte sich bestimmte Zweifel an ihrer Aussage ausräumen. So erkundigte sich der Vorsitzende Richter Manfred Götzl mehrfach, warum sich die Zeugin nicht im Jahr 2011, kurz nach dem Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), an die Polizei oder die Bundesanwaltschaft gewandt habe. Die Frau hatte sich erst im Sommer dieses Jahrs bei Nebenklageanwälten gemeldet.

Zeugin soll Ähnlichkeit mit Zschäpe haben

Mit der Zeugin Desiree D. ist am Dienstag im NSU-Prozess eine Zeugin geladen, die Ähnlichkeit mit der Hauptangeklagten Beate Zschäpe haben soll. Das hatte vor zwei Wochen ihr ebenfalls für Dienstag als Zeuge geladener Ehemann während einer polizeilichen Vernehmung angegeben.

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Sollte die Aussage der 63-Jährigen stimmen, wäre das erstmals ein ernster Hinweis darauf, dass sich Beate Zschäpe in der Nähe eines der Tatorte aufgehalten habe, die dem NSU zugerechnet werden. Sie will damals gemeinsam mit Zschäpe auch Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gesehen haben. Am 4. April 2006 war in Dortmund mit Mehmet Kubasik das achte NSU-Opfer erschossen worden.

Auch Brandermittler zu mutmaßlichem NSU-Hauptquartier geladen

Thomas D. hat nach Informationen unserer Zeitung vor zwei Wochen bei seiner Befragung durch die Polizei erklärt, dass weder Beate Zschäpe, noch Mundlos oder Böhnhardt 2006 auf seinem Grundstück zu Besuch gewesen seien. Er räumte allerdings ein, sich im genannten Zeitraum mit Freunden dort getroffen zu haben. Außerdem gab er an, dass seine Frau eine gewisse Ähnlichkeit mit Beate Zschäpe haben soll.

Für Dienstagnachmittag ist zudem ein Brandermittler geladen. Der Gutachter hat die Explosion im letzten mutmaßlichen NSU-Quartier in der Zwickauer Frühlingsstraße untersucht. Bisher konnte noch nicht geklärt werden, was der Auslöser für die Explosion und das Feuer am 4. November 2013 in der Wohnung war. Die Ermittler konnten an mindestens 19 Stellen Benzin nachweisen. Was das Feuer letztlich auslöste ist aber noch unklar.

Die Bundesanwaltschaft wirft Beate Zschäpe unter anderem wegen dieses Feuers schwere Brandstiftung vor.