Mexiko-Stadt. Immer mehr Bundesstaaten Mexikos werden von heftigen Unwettern heimgesucht. Präsident Peña Nieto spricht von einer “nie dagewesenen Lage“. Für die im Bergdorf La Pintada vermissten 68 Menschen gab es der Regierung zufolge kaum noch Hoffnung. In Teilen des Landes beginnen die Aufräumarbeiten.
Nach der Auflösung der beiden verheerenden Tropenstürme in Mexiko steht das Land vor einer Herkulesaufgabe. Schätzungen des Verkehrsministeriums vom Wochenende zufolge werden allein für den Wiederaufbau zerstörter Straßen 2,3 Milliarden Euro benötigt.
Der Gouverneur des am schwersten von den Unwettern betroffenen Bundesstaats Guerrero schätzte die Schäden dort auf 280 Millionen Euro. Für die in dem südwestlichen Bergdorf La Pintada vermissten 68 Menschen gab es der Regierung zufolge kaum noch Hoffnung.
So schwere Stürme gab es in Mexiko zuletzt vor 50 Jahren
Die Stürme "Manuel" und "Ingrid" hatten das Land tagelang fest im Griff und hinterließen eine verheerende Bilanz, bevor sie sich am Samstag auflösten. Am vergangenen Wochenende hatte zunächst "Manuel" die südliche Pazifikküste erreicht. Wenig später wütete "Ingrid" an der Golfküste im Osten. Das letzte Mal war Mexiko vor über 50 Jahren derart von mehreren so schweren Stürmen gleichzeitig getroffen worden.
Den Behörden zufolge starben mindestens 101 Menschen durch Überschwemmungen und Erdrutsche. Landesweit wurden 1,5 Millionen Häuser zerstört und mehr als 58.000 Menschen mussten vor den Unwettern in Sicherheit gebracht werden. Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong sagte, es werde noch einige Zeit dauern, bis die genauen Kosten für den Wiederaufbau feststünden.
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In La Pintada im Bundesstaat Guerrero an der Pazifikküste wurden am Wochenende weiterhin 68 Menschen vermisst, dort gruben sich die Rettungskräfte teils nur mit Spitzhacken und Schaufeln ausgerüstet durch tonnenweise Schlamm. Es gebe aber "praktisch keine Hoffnung" mehr, einen der Vermissten noch lebend zu finden, sagte Präsident Enrique Peña Nieto am Samstagabend auf einer Pressekonferenz in Guerrero an der Seite mehrerer Kabinettskollegen. Grund dafür sei auch das schwer zugängliche Gebiet.
27.000 Touristen aus Acapulco ausgeflogen
Schwer getroffen wurde auch der Badeort Acapulco, wo nach neuen Angaben des Verkehrsministeriums insgesamt 62.000 Touristen tagelang festgesessen hatten. Am Freitag öffneten die Behörden einen Teil der wichtigsten Schnellstraße wieder für den Verkehr, woraufhin sich tausende Menschen in Bussen und Autos auf den Weg aus der größten Stadt in Guerrero machten.
Inzwischen konnten 35.000 Gestrandete die Stadt Acapulco über das Straßennetz verlassen, 27.000 weitere Touristen wurden mit Spezialmaschinen ausgeflogen. Der internationale Flughafen blieb hingegen geschlossen, er sollte den Behörden zufolge im Laufe des Sonntags wieder "normal funktionieren". Der Flughafen war vor einer Woche überschwemmt worden.
Rettungshubschrauber verunglückte im Einsatz
Peña Nieto sagte am späten Freitagabend seine Teilnahme an der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York in der kommenden Woche ab. Er wolle sich stattdessen um die Lage in den Katastrophengebieten kümmern, hieß es in einer Erklärung. Die "Rückkehr zur Normalität in Guerrero und anderen Staaten" habe derzeit Priorität.
Unterdessen bestätigten die mexikanischen Behörden am Samstag Medienberichte, wonach ein vermisster Rettungshubschrauber, der in Guerrero im Einsatz war, verunglückt ist. Es habe "keine Überlebenden" gegeben, sagte ein Regierungsvertreter. Berichten zufolge war eine dreiköpfige Crew an Bord, als der Helikopter verunglückte.