Oberhausen.. Zodwa Selele rockt das Musical „Sister Act“ in Oberhausen. An Selbstbewusstsein fehlt es der 35-Jährigen nicht. Sie verströmte Charme und Power. Und Sex, sagt die Sängerin, habe sie für zehn. Und was sagt Whoopi Goldberg dazu?

Diese Frau hat der Himmel nach Oberhausen geschickt. Er war ein bisschen spät dran, hielt den Flieger über zwei Stunden auf – aber er hatte es auch nicht leicht: Sie haben eine Whoopi gebraucht. „Ihr Lachen, ihre Figur“, die ganze fröhliche, stimmgewaltige Präsenz der Goldberg aus dem Film für die Bühne. Und dort steht nun Zodwa Selele. Zodwa, deren südafrikanischer Name alles sagt: „die Einzigartige“.

Sie ist die Deloris in „Sister Act“, der Musical-Adaption des Hollywood-Streifens um die singenden Ordensschwestern, und wäre sie nicht dunkelhäutig wie Whoopi, sie könnte eine temperamentvolle Spanierin sein. Da ist kein Platz mehr neben ihr, nicht einmal für die Luft zum Atmen, sie füllt den Flur des Metronom-Theaters aus. Mit ihrem knallroten Kleid, den Leoparden-Stilettos, vor allem aber mit ihrem Strahlen und ihrer Stimme. „Guckt mich an“, röhrt Zodwa Selele, „ich hab’ Charisma und Sex für zehn!“ Diva und Göttin sei sie, steht auch im Liedtext, und: „Ich bin zu heiß, um ein Flop zu sein.“ Es ist dem nichts hinzuzufügen.

Ein bisschen Disco, etwas Donna Summer, ein Hauch Bee Gees

Es ist aber nicht der Text, den das Publikum aus zwei Filmen kennen wird, und auch nicht dessen Melodie. „I will follow him“ kommt nicht über Deloris’ Lippen, auch kein „Joyful“, was nicht nur daran liegt, dass die in Hof geborene 35-Jährige deutsch singt. Oscar-Preisträger Alan Menken, Komponist vor allem für Disney, hat neue Musik geschrieben. Ein bisschen Funk, ein bisschen Disco, etwas Donna Summer, ein Hauch Bee Gees. „Ich brauch’“, klingt es darin in süßem Sopran, „keine Bühne und kein Rampenlicht.“

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Und doch ist es ein Glück für Oberhausen, dass Zodwa Selele nun dort steht. Nach Hamburg und Stuttgart, wobei „Stage Entertainment“ lieber damit wirbt, dass das Musical schon in New York, London, Mailand und Paris war. Und an Zodwas alter Schule: Hier hat sie die Rolle zum ersten Mal gespielt, im Schultheater. Kind aus musikalischer Familie ist sie, beide Großväter spielten Orgel, ein Instrument, das auch sie lernte, widerwillig.

Die Mutter tanzte Ballett, der Vater Step. Trotzdem fanden sie, das Kind solle etwas Ordentliches lernen: Ein Studium zur Wirtschaftskorrespondentin schloss Zodwa also ab, betrieb ein Geschäft für Kindermode – und betrat die Musicalbühne nach Ferienkursen durch die Hintertür.

"Den christlichen Glauben mit Freude genießen"

Ein anständiges Mädchen – aber nun ist sie Deloris, die von der Straße kommt und sich im Kloster versteckt, nachdem sie einen Mord beobachtet hat. Wo sie die steifen Schwestern fröhlich stimmt und deren schiefen Chor sowieso. „Naiv, herzlich, durchgeknallt“ sei diese Person, findet Selele, ihr gefalle „die Lebensfreude“ und die Idee hinter der Geschichte: „Man kann den christlichen Glauben auch mit Freude genießen.“ Und mit Musik – die neuen Songs findet die Hauptdarstellerin „schmissig“.

Das denken die Produzenten über ihren Star wohl auch: Den ganzen deutschsprachigen Raum habe man durchsucht nach ihr, „alle Clubs durchleuchtet und jedes Theater abgeklappert“. Bis selbst Whoopi Goldberg sagte: „Sie hat das gewisse Etwas. Das ist die Deloris, die wir gesucht haben.“