Frankfurt. . Bei der Werbung und Kennzeichnung von Lebensmitteln in Supermärkten wird trotz anhaltender Kritik weiterhin kräftig gelogen. Es gebe Erdbeerdrinks ohne Erdbeeren und Thai Chef Ente ohne Ente, beklagt die Verbraucherzentrale.
Bei der Werbung und Kennzeichnung von Lebensmitteln in Supermärkten wird trotz anhaltender Kritik weiterhin kräftig gelogen. „Es gibt Erdbeerdrinks ohne Erdbeeren, Thai Chef Ente ohne Ente“, beklagt die Chefin der hessischen Verbraucherzentrale, Jutta Gelbrich, unter deren Regie das Internetportal „Lebensmittelklarheit“ Kundenbeschwerden nachgeht.
Auch zwei Jahre nach dem Start des Portals habe die Industrie offenkundig nicht umgedacht. Bislang seien 3700 Beschwerden von Verbrauchern eingegangen. „Es wird viel getrickst, viel getäuscht“, stellt Gerd Billen vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) fest. Dafür sorge der harte Wettbewerb in der Branche. Der neue Ratgeber, den die Verbraucherzentralen nun vorstellen, will mehr Klarheit für die Verbraucher schaffen. Er soll Verbrauchern beim Weg durch den Supermarkt helfen und mögliche Fallen aufzeigen, ergänzt Jutta Gelbrich: „Wenn Verbraucher die Tricks kennen, werden sich die Tricksereien der Lebensmittelindustrie weniger lohnen.“
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Das Hauptproblem seien jedoch gesetzliche Regulierungslücken, so Gerd Billen. So dürfen Würstchen als Kalbfleischwiener angepriesen werden, obgleich viel mehr Schweinefleisch als Kalbfleisch enthalten ist. Rechtlich ist das zulässig. Trotzdem fühlen sich viele Kunden getäuscht. Billen fordert daher klarere Regelungen für die Kennzeichnung.
Die umstrittenen Bezeichnungen werden von der Lebensmittelbuch-Kommission festgelegt. 24 Mitglieder zählt die Runde. Je ein Viertel der Fachleute stellen die Wirtschaft, Verbraucherschützer, Lebensmittelkontrolleure sowie die Wissenschaft. Doch Änderungen können nur beschlossen werden, wenn mehr als 75 Prozent der Mitglieder dafür sind. Laut vzbv kann die Wirtschaft missliebige Regelungen blockieren. Der Verband fordert eine Reform der Kommission. Sie müsse eigenständig den Verbraucherwillen ermitteln und das Lebensmittelbuch mit einfacher Mehrheit ändern können.
Die größten Ärgernisse
Die „Hitliste der Täuschungen“ beginnt mit den Namen der Produkte. Wohlklingende Namen wie „Crispy Chicken“ verheißen knusprigen Hühnergenuss. Die tatsächliche Verkehrsbezeichnung, „Hähnchenfleisch zusammengefügt, paniert“ findet sich erst bei genauer Betrachtung auf der Rückseite. „Das müsste auf der Vorderseite stehen“, verlangt Billen.
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Auf Platz zwei der Ärgernisse steht die Kennzeichnung der für Wurst oder Käse verwendeten Tierarten. Ein Ärgernis etwa ist, wenn die Rindersalami auch Schwein enthält.
Rang drei nimmt die Kluft zwischen schönen Bildern auf der Verpackung und den tatsächlichen Inhaltsstoffen ein. Ein Trick besteht zum Beispiel in der Abbildung toll aussehender Früchte mit dem kleinen Hinweis „Serviervorschlag“. In diesem Fall müssen gezeigte hochwertige Zutaten gar nicht drin sein. Auch hier hilft nur ein genauer Blick auf die Zutatenliste auf der Rückseite der Verpackung. Dort stehen die Mengenangaben des tatsächlichen Inhalts.
Werbung mit regionaler Herkunft oft irreführend
Auch nicht angegebener Alkohol in Lebensmitteln sorgt bei den Kunden für Ärger. Geringe Mengen in Erdbeerkonfitüre oder Salatdressing oder Lachsfilet in Soße müssen auf der Verpackung nicht erwähnt werden. Höhere Anteile finden sich in der Zutatenliste wieder.
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In der Top Ten der Verbraucherklagen geht es vielfach auch um täuschende Bezeichnungen. Die Werbung mit einer regionalen Herkunft ist oft ebenso irreführend wie die Rezeptangaben „nach Hausfrauenart“ oder „ohne Zusatzstoffe“ und angeblichem Nutzen für die Gesundheit. So können Light-Produkte durchaus Kalorienbomben sein. Die Herkunftsangabe „regional“ könne praktisch jeder Hersteller nach eigenem Gutdünken definieren. „Es muss klare Anforderungen an regionale oder faire Produkte geben“, fordert Billen.
Den Abschluss der „Hitliste“ bilden altbekannte Ärgernisse, wie Mogelpackungen, fehlende Informationen zu loser Ware und zu kleine Schriftgrößen, die eine Zutatenliste quasi unleserlich machen.