Berlin. Drei von vier Verbrauchern fühlen sich von der Lebensmittel-Industrie getäuscht. Das hat eine Umfrage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen ergeben. Der Verband fordert klare Informationen auf Verpackungen und appelliert dabei an Hersteller und Politik.
Das Verhältnis der Verbraucher zur Lebensmittelindustrie ist von Misstrauen geprägt. Der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, verglich es am Donnerstag in Berlin mit einer "zerrütteten Ehe".
"Drei von vier Verbrauchern haben das Gefühl, dass bei Angaben auf Lebensmitteln viel getrickst wird", sagte Billen anlässlich des zweijährigen Bestehens des Internetportals www.lebensmittelklarheit.de. Die Zahl stamme von empirischen Untersuchungen der Verbraucherzentrale.
Über das Portal können Verbraucher ihre Fragen oder Kritik bezüglich bestimmter Lebensmittel übermitteln. Nach Angaben der Verbraucherzentrale gingen insgesamt 7300 sogenannte Produktmeldungen ein. Diese wurden von der Verbraucherzentrale geprüft. Rund 320 von ihnen wurden veröffentlicht.
110 Hersteller änderten ihre Angaben
Die wichtigsten Themen der Verbraucher waren die Zutaten oder Zusatzstoffe in den Lebensmitteln, gefolgt vom Erscheinungsbild und der Kennzeichnung des Lebensmittels. In rund 110 Fällen überzeugte die Verbraucherzentrale die Hersteller, die beanstandeten Angaben zu ändern.
Insgesamt zog die Verbraucherzentrale eine kritische Bilanz: "Mit einer Änderungsquote von 30 Prozent sind wir nicht zufrieden", sagte Billen. Neben den Herstellern sei auch die Politik verpflichtet, sich stärker um die Belange der Verbraucher zu kümmern. "Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass Herkunft und Hersteller eines Produkts explizit benannt werden", sagte Billen. (AFP)