Dillenburg. Weil ihre Kuh eine Spaziergängerin getötet haben soll, steht seit Dienstag die Besitzerin des Rindes vor Gericht. Der Landwirtin wird fahrlässige Tötung vorgeworfen, weil sie das ausgebüxte Tier namens “Verona“ nicht wieder einfing. Womöglich wurde die Kuh wild, weil sie ihr Kalb bedroht sah.
Vor zwei Jahren soll eine Kuh eine Spaziergängerin angegriffen und getötet haben - nun steht die Besitzerin wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Die Landwirtin soll es unterlassen haben, ihre ausgebüxte Kuh "Verona" wieder einzufangen. Mehrere Tage lief das Tier laut Anklage bei Greifenstein (Lahn-Dill-Kreis) in Freiheit herum - mit einem neugeborenen Kalb.
Dann soll "Verona", möglicherweise aus Mutterinstinkt, die 57 Jahre alte Spaziergängerin angegriffen haben. Die Frau, die mit einem Hund unterwegs war, wurde später mit Knochenbrüchen und inneren Verletzungen tot auf einer Wiese gefunden.
"Verona war keine wilde, keine aggressive Kuh"
Zu Beginn des Prozesses am Dienstag vor dem Amtsgericht Dillenburg räumte die Angeklagte ein, die Kuh und später auch das Kalb außerhalb der Weide gesehen zu haben. Sie habe immer wieder nach ihr geschaut, ein Einfangen sei zwar versucht worden, aber kaum möglich gewesen. "Verona war keine wilde, keine aggressive Kuh", sagte die 60-jährige Landwirtin. "Es war einfach nicht davon auszugehen, dass sie in irgendeiner Form jemandem Schaden zufügt." Sie sei fassungslos.
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Die Richter müssen während des Prozesses klären, ob die Angeklagte ihre Kontrollpflicht verletzt hat. Und auch diese Frage spielt eine Rolle: Ist wirklich "Verona" die Täterin? Zwar wurden erst vor kurzem Gen-Spuren der Kuh an der Kleidung der Toten nachgewiesen, wie der Staatsanwalt berichtete. Doch ein Sachverständiger habe das im Verlauf des ersten Sitzungstages relativiert. Dieser sei der Ansicht, man könne solche DNA-Spuren gar nicht einer bestimmten Kuh zuordnen. Kommende Woche soll der Experte befragt werden, der das DNA-Gutachten erstellt hat.
Auch für den Verteidiger steht noch längst nicht fest, dass "Verona" die Angreiferin war. "Verona" könnte sich der Frau auch erst nach deren Tod genähert haben. Möglich sei auch der Angriff eines anderen Tieres. In der Gegend seien bereits öfter Rinder anderer Halter frei herumgelaufen. "Verona" und ihr Kalb leben mittlerweile auf einem Gnadenhof.