Essen. Seit acht Jahren moderiert Inka Bause die RTL-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“. Eine lange Zeit, in der sich nicht nur die Wortspiele wiederholen, sondern auch die herablassende Haltung gegenüber den Kandidaten.

Wüsste man nicht, dass Inka Bause im Fernsehen arbeitet, man würde sie in einem schlechten Pflegeheim vermuten. Dort, wo die Patienten sehr alt sind und sich oft wiederholen. Wo das Personal morgens die Jalousien hochzieht, „Wie geht’s uns denn heute?“ sagt und vor der Antwort im nächsten Zimmer verschwindet. Ähnlich motiviert wirkt Inka Bause in „Bauer sucht Frau“. Acht Jahre moderiert sie die ländliche Kuppelshow inzwischen. Da fällt es schon mal schwer, Interesse für „sensible Schweinewirte“, „heitere Hühnerbauern“ und „einsame Wendländer“ aufzubringen.

Dem Zuschauer geht es ähnlich. Nicht, weil die Landwirte so schlimm wären, sondern weil hier ein Witz ausgereizt ist. Mag sein, dass der Mix aus Groschenroman, Forsthaus Falkenau und Freakshow in der ersten Ausgabe einen gewissen Trash-Charme hatte. Nach der siebten Staffel ist „Bauer sucht Frau“ nur noch Malen nach Zahlen.

Die Motive, man kennt sie. Da ist der hilflose, aber patente Geflügelbauer in seinem Einsiedlerhof – auf der anderen Seite die Besucherin, deren ach-so-prekären Vorstadtberuf (Nageldesignerin) man zur Sicherheit 20 Mal einblendet, damit auch der letzte Zuschauer kapiert: Hier prallen Welten aufeinander. Da sind die belegten Brötchen und der Bohnenkaffee, die tickenden Wanduhren und die bemühten Schwiegermütter in ihren 50er-Jahre-Schürzen.

Einfallslosigkeit bei der achten Staffel

Und dann ist da Inka Bause mit ihrem Teleshop-Lachen. Neben der Leipzigerin sähe selbst Mitt Romney authentisch aus. Fröhlich und keck soll sie rüberkommen. Dabei will sie nur eines: weg. „Den Rest kannst du dir ja alleine anschauen“, sagt sie zu Kandidat Dieter, nachdem sie mit ihm einen von zehn Liebesbriefen überflogen hat. Auch bei den nächsten Teilnehmern ist der erste Brief – so ein Zufall! – gleich ein „Volltreffer“.

Landwirte suchen die Liebe

Neun Bauern starten das Abenteuer
Neun Bauern starten das Abenteuer "Liebe". Der sensible Schweinebauer Heinrich (50), der muntere Mittelfranke Kurt (38), der liebe volle Lausitzer Denny (30), der schüchterne Ackerbauer Peter (30), der treue Michbauer Martin (32), der herzliche Hobbybauer Hans-Georg (43), der kernige Kartoffelbauer Clemens (44), der heitere Hühnerwirt Jürgen (42) und der einsame Kuhbauer Dieter (60) (v.li.). © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Zum achten Mal hilft Inka Bause ab Oktober einsamen Landwirten in Sachen Liebe auf die Sprünge. Die sympathische Moderatorin begleitet die einsamen Herzen beim Suchen und hoffentlich Finden ihres Herzensglücks!
Zum achten Mal hilft Inka Bause ab Oktober einsamen Landwirten in Sachen Liebe auf die Sprünge. Die sympathische Moderatorin begleitet die einsamen Herzen beim Suchen und hoffentlich Finden ihres Herzensglücks! © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der treue Milchbauer Martin (32) von der Untermosel in Rheinland-Pfalz lebt mit seinen Eltern auf einem Hof mit 300 ha Acker- und Grünland, 60 Milchkühen, 60 Kälbern, 15 Katzen, einem Hund und einem Minipony.
Der treue Milchbauer Martin (32) von der Untermosel in Rheinland-Pfalz lebt mit seinen Eltern auf einem Hof mit 300 ha Acker- und Grünland, 60 Milchkühen, 60 Kälbern, 15 Katzen, einem Hund und einem Minipony. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der liebevolle Lausitzer Denny (30) lebt alleine auf seinem Hof in Brandenburg. Mit 12,5 ha Weideland, Schweinen, Rindern und zwei Katzen lebt er seinen Traum - nur der Traummann fehlt ihm noch zum perfekten Glück.
Der liebevolle Lausitzer Denny (30) lebt alleine auf seinem Hof in Brandenburg. Mit 12,5 ha Weideland, Schweinen, Rindern und zwei Katzen lebt er seinen Traum - nur der Traummann fehlt ihm noch zum perfekten Glück. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der schüchterne Ackerbauer Peter (30) aus dem Saarland lebt alleine auf dem Hof seiner verstorbenen Eltern. Die 150 ha Ackerland bewirtschaftet er mit seinen Landmaschinen, an denen er bei jeder Gelegenheit herumschraubt.
Der schüchterne Ackerbauer Peter (30) aus dem Saarland lebt alleine auf dem Hof seiner verstorbenen Eltern. Die 150 ha Ackerland bewirtschaftet er mit seinen Landmaschinen, an denen er bei jeder Gelegenheit herumschraubt. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der sensible Schweinewirt Heinrich (50) vom Niederrhein, Nordrhein-Westfalen, lebt mit seiner Mutter auf einem Hof mit 65 ha Ackerland, 580 Schweinen und zwei Hunden.
Der sensible Schweinewirt Heinrich (50) vom Niederrhein, Nordrhein-Westfalen, lebt mit seiner Mutter auf einem Hof mit 65 ha Ackerland, 580 Schweinen und zwei Hunden. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der einsame Kuhbauer Dieter (60) lebt alleine auf seinem Hof in Niedersachsen. Um 35 ha Ackerland, Milchkühe, Rinder und drei Katzen muss sich der liebevolle Milchbauer ganz alleine kümmern.
Der einsame Kuhbauer Dieter (60) lebt alleine auf seinem Hof in Niedersachsen. Um 35 ha Ackerland, Milchkühe, Rinder und drei Katzen muss sich der liebevolle Milchbauer ganz alleine kümmern. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der herzliche Hobbybauer Hans-Georg (43) aus dem Schwarzwald, Baden-Württemberg, arbeitet hauptberuflich als Schreiner, lebt aber mit seinen Eltern auf einem Hof mit 3,6 ha Ackerland, 3 Ziegen, 2 Pensionspferden und 20 Pensionshühner. Der Betrieb befindet sich bereits in der dritten Generation in der Familie. Hans-Georg möchte ihn unbeding erhalten.
Der herzliche Hobbybauer Hans-Georg (43) aus dem Schwarzwald, Baden-Württemberg, arbeitet hauptberuflich als Schreiner, lebt aber mit seinen Eltern auf einem Hof mit 3,6 ha Ackerland, 3 Ziegen, 2 Pensionspferden und 20 Pensionshühner. Der Betrieb befindet sich bereits in der dritten Generation in der Familie. Hans-Georg möchte ihn unbeding erhalten. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der heitere Hühnerwirt Jürgen (42) aus Oberfranken, Bayern, lebt mit seinem Onkel auf einem Hof mit 11 ha Ackerland knapp 1000 Hühnern und Küken, 70 Enten, 30 Hasen und 5 Meerschweinchen.
Der heitere Hühnerwirt Jürgen (42) aus Oberfranken, Bayern, lebt mit seinem Onkel auf einem Hof mit 11 ha Ackerland knapp 1000 Hühnern und Küken, 70 Enten, 30 Hasen und 5 Meerschweinchen. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der kernige Kartoffelbauer Clemens (44) aus dem Münsterland, Nordrhein-Westfalen, lebt mit seinen Eltern auf einem Hof mit 42 ha Kartoffelanbaufläche, sowie 10 ha Wald und 500 Schweinen.
Der kernige Kartoffelbauer Clemens (44) aus dem Münsterland, Nordrhein-Westfalen, lebt mit seinen Eltern auf einem Hof mit 42 ha Kartoffelanbaufläche, sowie 10 ha Wald und 500 Schweinen. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
Der muntere Mittelfranke Kurt (38) lebt mit seiner Familie auf einen Hof mit 20 ha Ackerland, 45 Kühen und 4 Pferden.
Der muntere Mittelfranke Kurt (38) lebt mit seiner Familie auf einen Hof mit 20 ha Ackerland, 45 Kühen und 4 Pferden. © (c) RTL / Stefan Gregorowius
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Wenig später lädt ein schwuler Bauer zu Kaffee und Kuchen. Bause bleibt gerade so lang, bis sie den Witz vom „Liebesknochen“ (Éclair) auf dem Teller losgeworden ist. Schwuler Bauer, Liebesknochen. Ob das jeder verstanden hat? Bause ist sich nicht sicher. Lieber ein zweites Mal wiederholen. Dann ist die Szene im Kasten. Die Moderatorin verabschiedet sich, wie man sich von Partys verabschiedet, auf die man von vorne herein keine Lust hatte: Danke, ich bring mich selbst zur Tür. Macht euch keine Umstände! Zurück bleibt der „liebevolle Lausitzer“ mit seinem Gedeck.

Am Ende fällt bei „Bauer sucht Frau“ vor allem eines auf: Dass die vermeintlichen „Kultelemente“ dieser Sendung – die Babysprache gegenüber den Kandidaten, die Zwangsalliterationen, Photoshop-Panoramen und der Kitsch-Soundtrack – nicht Teil einer unbeholfen-charmanten Inszenierung sind, sondern Lust- und Einfallslosigkeit, gepaart mit Herablassung.