Moskau. Auch mehrere Regionen in China kämpfen gegen beispiellose Überschwemmungen. Der Amur-Fluss an der Grenze zwischen China und Russland hat den bisher geltenden Pegel-Rekord von 1897 übertroffen - und noch immer nicht seinen Höchststand erreicht. Stellvertretende Regierungschefs trafen sich.
Im fernen Osten Russlands kämpfen die Behörden weiter gegen ein beispielloses Hochwasser. Mehr als 23.000 Menschen seien inzwischen in Sicherheit gebracht worden, teilte der Gesandte des Kremls in der Region, Viktor Ischajew, am Dienstag mit. Bei Überschwemmungen im an Russland grenzenden Nordosten Chinas starben nach neuen Angaben mindestens 85 Menschen.
In der Nacht zum Dienstag kletterte der Pegel des Flusses Amur in der russischen 600.000-Einwohner-Stadt Chabarowsk um 16 Zentimeter auf 6,73 Meter. Damit übertraf er deutlich den bisherigen Rekord von 6,42 Metern im Jahr 1897. Der Wasserstand könnte nach Angaben des staatlichen Wetterdienstes Rosgidromet in den kommenden Tagen auf bis zu 7,80 Meter ansteigen. Auch die Seja, die Bureja und weitere Flüsse traten über die Ufer. Ischajew hatte bereits am Samstag gewarnt, dass womöglich bis zu 100.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden müssten.
Tausende Häuser sind bereits zerstört
Wegen der starken Regenfälle in den vergangenen Wochen hatte der Pegel des Flusses an der russisch-chinesischen Grenze den historischen Höchststand erreicht. Tausende Häuser und hunderttausend Hektar Land wurden in den Regionen Chabarowsk, Amur, Jakutien, Primorje sowie in der Jüdischen Autonomen Republik zerstört. Der Notstand wurde am Dienstag auch in der etwas nördlicher gelegenen Region Magadan ausgerufen.
Das russische Fernsehen zeigte Bilder von Bewohnern der Flutgebiete, die sich mit Booten zwischen fast vollständig überfluteten Häusern fortbewegten. Soldaten wurden entsandt, um Dämme entlang des Flusses zu errichten. Zudem wurden nach Angaben der Behörden 10.000 Sandsäcke bereitgestellt. In Chabarowsk wurden wegen des Hochwassers in der Nacht vier Kraftwerke abgeschaltet, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Örtliche Behörden hätten schneller reagieren müssen
Ischajew äußerte seine Unzufriedenheit mit dem Katastrophenmanagement der örtlichen Behörden. Wenn sie schneller reagiert hätten, hätten sie einige Wohnviertel retten können, bemängelte der Kreml-Gesandte im Fernsehen. Außerdem seien zu wenige Menschen in den betroffenen Gebieten gegen Hepatitis A, Diphtherie und Typhus geimpft worden, obwohl den örtlichen Behörden genug Impfstoff zur Verfügung stehe. Das Verteidigungsministerium schickte ein Flugzeug mit 20 Tonnen Medikamenten und Impfmitteln an Bord in die Region.
Die beiden stellvertretenden Regierungschefs von Russland und China, Dmitri Rogosin und Wang Yang, vereinbarten nach Angaben der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag bei einem Treffen in Harbin, ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Bekämpfung der Flutkatastrophe zu verstärken.
Hochwasser in China "schlimmste seit Jahrzehnten"
Im an Russland grenzenden Nordosten Chinas kamen durch die Überschwemmungen mindestens 85 Menschen ums Leben, wie Xinhua berichtete. Mehr als hundert weitere Menschen würden noch vermisst.
Xinhua stufte die Hochwasser in Folge sintflutartiger Regenfälle als die "schlimmsten seit Jahrzehnten" ein.
Im Zentrum und Süden der Volksrepublik starben zudem 49 Menschen, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. Die Provinz Guangdong im Süden bekam die Auswirkungen des Taifuns "Utor" in der vergangenen Woche am stärksten zu spüren. Dort starben nach den Zahlen des Ministeriums 28 Menschen. (afp)