Essen. Sie sind die beliebtesten Tiere des Internet-Zeitalters. Verspielt, verrückt, flauschig. Millionenfach geklickt bei Youtube, Stars der sozialen Netzwerke. Deshalb ist der 8. August Weltkatzentag. Unser Autor hielt den Hype immer für übertrieben - bis er Katzensitter wurde. Ein Plädoyer für die liebenswerten Terroristen auf Tatzen.
Bis vor wenigen Tagen kannte ich Katzen nur aus dem Internet. Ich mochte diese Internet-Katzen, auch wenn ich mit echten Katzen eigentlich nie zu tun hatte. Internet-Katzen sind unterhaltsam, weil sie auf Kopiergeräte hauen, grimmig gucken können, lustig gegen Wände hüpfen oder manchmal sogar wie Hitler aussehen.
Das Internet hat Katzen zu Stars gemacht. Ich hielt diesen Ruhm nie für gerechtfertigt, die Katze im Allgemeinen für überschätzt. Für mich waren Katzenvideos und Katzenbilder wie Action-Filme mit Bruce Willis: ziemlich cool aber auch ziemlich unrealistisch. Ich war mir sicher, dass Katzen 90 Prozent ihres Lebens ebenso wenig unterhaltsam wie ich verbringen würden. Doch vor einigen Tagen traf mich die schockierende Erkenntnis: Es ist alles wahr. Katzen sind tatsächlich Clowns in Tierform.
Endstation Katerfangen
Seit einigen Tagen sind meine Freundin und ich Katzensitter. Unsere Nachbarn sind verreist und haben ihre jungen Katzen in unsere Obhut gegeben. Schon bei der zweistündigen Einführungsveranstaltung ins Katzensitting hätte uns klar werden müssen, welche Herausforderung da auf uns zukommt.
Allerdings versuchten Herrchen und Frauchen mit einigen Falschaussagen zu beruhigen. Eine lautete: „Die interessieren sich nicht so sehr für den Hausflur.“ Diese Lüge flog direkt am ersten Tag auf, als Kater 1, den ich aus Datenschutzgründen lieber schlicht „Miez“ nenne, miauend aus der Wohnungstür rannte. Beim Versuch ihn wieder einzufangen guckte Kater 2, nennen wir ihn „Mauz“ eigentlich nur interessiert zu – um dann ebenfalls in den Flur zu rennen.
Zusammen mit den Katzen erfinde ich die Katzenangel
Miez schaffte zwei Etagen bevor ich ihn wieder einfangen konnte. Mauz überlegte derweil, ob er wirklich vom Treppengeländer mehrere Meter in den Abgrund springen wollte. Am Ende entschied er sich glücklicherweise dagegen. Mauz bekam eine Extraportion Futter. Da er nicht gesprungen war, hatte der Kater mir immerhin einen peinlichen Anruf bei seinen Besitzern erspart.
Auch am zweiten Tag der Betreuung lieferten die beiden Clowns im Fell wieder eine passable Show. Um Miez davon abzuhalten ein herum liegendes Stück Plastik zu fressen, griff ich mir ein Spielzeug. Es war ein Plastikstab, an dessen Ende eine Schnur mit Maus befestigt war. Die Maus gefiel Miez so gut, dass ich Katze und Maus nicht mehr voneinander trennen konnte. Das Wedeln der Angel half ebenfalls nicht.
Wir feiern den Weltkatzentag
Anstatt dessen langte nun auch Mauz nach dem Stab der Angel und krallte sich ebenfalls daran fest. Ich fühlte mich mit einem Mal als Erfinder der Katzenangel. Gerettet wurde ich erst von einem Papierkügelchen, das ich wie einen Täuschkörper in den Raum warf. Die Kater stürzten sich drauf, die Angel und ich waren frei.
Mein eigenes, persönliches Youtube
Meine Freundin nennt die beiden Kater mittlerweile übrigens Tatzenterroristen, weil Mauz einmal ihren Pferdeschwanz angegriffen hat und Miez mit ausgefahrenen Krallen nach ihrem Schlüsselbund gelangt hat.. Einmal habe ich Mauz sogar dabei beobachtet, wie er minutenlang mit großer Leidenschaft seinen eigenen Schwanz gejagt hat – als hänge davon sein Überleben ab.
Natürlich sind Katzen auch intelligent. Warum sonst hätten die beiden Kater gestern mit hoch interessierter Miene über einigen Büchern die sie zuvor aus dem Regal geworfen haben hocken sollen?
Mittlerweile schaue ich gerne bei den Katzen vorbei. Denn dank all dem Blödsinn und Absurditäten die sie produzieren sind sie auch ziemlich unterhaltsam. Mein eigenes Youtube im dritten Stock sozusagen.