Brüssel. Nach knapp 20 Jahren auf dem Thron hat der belgische König Albert II. am Sonntagvormittag offiziell abgedankt. Der 79-Jährige unterzeichnete im Königspalast in Brüssel die Abdankungsurkunde. Sein 53-jähriger Sohn Philippe folgt ihm auf den Thron. Er legte am Mittag den Amtseid ab.

Belgiens König Albert II. hat offiziell abgedankt. In einer feierlichen Zeremonie unterschrieb der Monarch am Sonntag im Brüsseler Palast die Abdankungsurkunde. Wenig später schwor sein Sohn Philippe (53) den Amtseid.

Der neue, siebte belgische König sagte beim Festakt im Parlament in Brüssel am Mittag: "Ich schwöre, die Verfassung und die Gesetze des belgischen Volkes zu beachten, die Unabhängigkeit des Landes zu erhalten und die Unversehrtheit des Staatsgebietes zu wahren." Philippe sprach den Eid in den drei Landessprachen Niederländisch, Französisch und Deutsch. Das belgische Königshaus hat seine Wurzeln in Deutschland, als erster König stieg Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha 1831 auf den Thron.

79-jähriger Albert zieht sich wegen seines Alters zurück

Der betagte Albert zieht sich nach fast 20 Jahren Regentschaft zurück. Der 79-jährige hat als Grund sein Alter und seine angeschlagene Gesundheit genannt. Für den Thronwechsel wählte er den belgischen Nationalfeiertag am 21. Juli aus.

Zu dem Festakt im Palast am Morgen waren rund 250 Gäste geladen, darunter Regierungsmitglieder und hohe Würdenträger. Am Morgen hatten der scheidende König Albert und seine Frau Königin Paola sowie das künftige Königspaar Philippe und Mathilde an einem Gottesdienst in der Brüsseler Kathedrale St. Michael und St. Gudula teilgenommen.

US-Außenminister Kerry begrüßt "historischen Übergang"

Bei strahlendem Sonnenschein nahmen danach beide Paare vor der Kathedrale ein Bad in der Menge und schüttelten den Menschen gerührt die Hände. Der königliche Konvoi brachte die royale Familie dann in schwarzen Limousinen zum Palast.

Anlässlich der Machtübergabe und des Nationalfeiertags sind am Sonntag auch noch eine Militärparade und ein Feuerwerk geplant. Belgische Medien hoben hervor, dass der Wachwechsel geordnet verläuft und nicht - wie häufig in der Geschichte des Landes - von Krisen begleitet ist. US-Außenminister John Kerry begrüßte den "historischen Übergang" von der Herrschaft Alberts zu der Philippes.

Belgien driftet zunehmend auseinander

Mit einem Konzert und einem Volksfest hatten die Veranstaltungen zum Thronwechsel am Samstagabend begonnen. Albert II. (79) wurde im Herzen der Hauptstadt von der Menge umjubelt. "Merci (danke) Albert", riefen die Menschen bei der traditionellen Musikveranstaltung "Bal National" im Marollenviertel. An der Seite des Monarchen waren Königin Paola sowie Philippe und dessen Frau Prinzessin Mathilde.

Albert II. verabschiedete sich vor den Feierlichkeiten in seiner letzten Ansprache zum Nationalfeiertag. Er mahnte dazu, keine Spaltung des Landes zuzulassen. "Ich bin davon überzeugt, dass es lebenswichtig ist, den Zusammenhalt unseres föderalen Staates zu bewahren."

In dem Königreich driftet der reiche Norden mit Niederländisch sprechenden Flamen und der ärmere Süden mit französischsprachigen Wallonen zunehmend auseinander. Nach den Parlamentswahlen 2010 gab es 541 Tage lang keine gewählte Regierung - ein Weltrekord. Albert vermittelte in der Krise unermüdlich zwischen den zerstrittenen politischen Lagern. (dpa)