Neu Delhi/Dhaka. Beim Einsturz einer Textilfabrik in Indien sind drei Menschen ums Leben gekommen. Es wurden Erinnerungen an das schwere Unglück in Bangladesch wach. Dort leiden zahlreiche Fabrikgebäude noch immer unter erheblichen Sicherheitsmängeln. Nur knapp jede zehnte Textilfabrik in Bangladesch sei sicher, heißt es in einer Studie.

Beim Einsturz einer zweistöckigen Textilfabrik in Indien sind mindestens drei Menschen gestorben und 24 weitere verletzt worden. Das erst fünf Jahre alte Gebäude brach laut der Nachrichtenagentur IANS in der Nacht zum Donnerstag in der Textilindustrie-Stadt Bhinwandi bei Mumbai zusammen. Der Grund des Einsturzes sei noch unklar, zitierte IANS einen Ermittler. Mindestens acht Menschen würden noch unter den Trümmern vermutet, etwa drei Dutzend hätten sich retten können oder seien befreit worden.

In der Metropolregion Mumbai waren in den vergangenen drei Wochen mehrere Gebäude eingestürzt, wobei insgesamt 27 Menschen ums Leben kamen. Der schlimmste Einsturz in dem Bundesstaat ereignete sich im April, als 75 Menschen starben. Auch wurden wieder Erinnerungen an das schwere Unglück in Bangladesch wach.

Nur jede zehnte untersuchte Textilfabrik in Bangladesch ist sicher

In Bangladesch leiden nach wie vor zahlreiche Fabrikgebäude unter erheblichen Sicherheitsmängeln. Nur knapp jede zehnte Textilfabrik in Bangladesch sei sicher, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Universität für Ingenieurwesen und Technologie in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka.

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Von 66 Textilfabriken, die auf Veranlassung ihrer Besitzer von den Ingenieuren untersucht wurden, erfüllten demnach sechs die Sicherheitsnormen. Die 60 anderen wiesen unterschiedlich schwere Mängel auf.

Zwei Fabrikgebäude akut einsturzgefährdet

Zwei Fabriken seien sogar akut einsturzgefährdet, sagte der Direktor des Instituts für Bauingenieurswesen, Mijibur Rahman. Die Gebäude, in denen mehrere Manufakturen untergebracht sind, müssten sofort geschlossen werden. Bei vier Gebäuden empfahlen die Prüfer den Besitzern detaillierte Untersuchungen. Die Ergebnisse der Studie soll in den kommenden Tagen den Behörden in Bangladesch übergeben werden.

Insgesamt untersuchten die Prüfer auf Wunsch der Besitzer 102 Fabriken verschiedener Branchen. Dabei wurden nicht nur in den Textilmanufakturen Mängel festgestellt. Zahlreiche Gebäude verfügten nicht über detaillierte Baupläne. 40 Prozent aller Gebäude hatten Risse, wenngleich diese keine unmittelbare Gefahr darstellten, wie Rahman sagte.

1129 Tote beim Bangladesch-Unglück

Im April war in einem Industriegebiet bei Dhaka die Fabrik Rana Plaza, in der ausländische Textilketten Kleidung produzieren ließen, eingestürzt. 1129 Menschen kamen bei dem schlimmsten Industrieunfall in der Geschichte Bangladeschs ums Leben. Das Unglück löste eine internationale Debatte über die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie von Bangladesch aus.

Die Untersuchung der 66 Textilfabriken zeigt nur einen Ausschnitt: Insgesamt gibt es in Bangladesch 4500 Textilfabriken. Der Textilsektor ist der größte Wirtschaftszweig des südasiatischen Landes. (dpa/afp)