Dhaka.. Der Trümmerberg nach dem Fabrikeinsturz in Bangladesch ist fast abgetragen. Die traurige Bilanz: 1127 Tote und 2438 Verletzte. Nun zieht die Regierung erste Konsequenzen. Die Rechte der Textilarbeiter würden gestärkt. Und: hunderte Fabriken werden endgültig geschlossen.

Rund drei Wochen nach der Hauseinsturz-Katastrophe mit mehr als 1100 Toten hat Bangladeschs Regierung die Rechte der Textilarbeiter gestärkt. Sie dürften sich zukünftig in unabhängigen Gewerkschaften zusammenschließen und Lohnverhandlungen führen, erklärte Sprecher Mosharraf Hossain Bhuiyan am Montag in Dhaka. Bereits am Sonntagabend hatte die Regierung entschieden, den gesetzlichen Mindestlohn von Textilarbeitern anzuheben, der derzeit bei etwa 30 Euro liegt. Eine neue Summe wurde aber noch nicht festgelegt.

Außerdem begannen die Behörden damit, in fast 950 Fabriken im Land Sicherheitsstandards durchzusetzen. Die Arbeitsbedingungen dort waren von einer Untersuchungskommission am Sonntag als riskant eingestuft worden. 18 Fabriken wurden bereits geschlossen. In den fast 4000 Textilunternehmen in Bangladesch arbeiten mehr als 3,5 Millionen Menschen.

Die Suche nach Überlebenden und Toten unter den Trümmern des einst achtstöckigen Gebäudes sollte am Dienstag eingestellt werden. In den 19 Tagen seit dem Unglück haben Soldaten, Feuerwehrleute und Helfer des Roten Kreuzes nach offiziellen Angaben bis Montag 2438 Verletzte und 1127 Leichen geborgen.

Fabrik-Katastrophe erhöht Druck auf die Textilindustrie in Bangladesch

"Wir werden die Unglücksstelle formell morgen der Distriktverwaltung übergeben", sagte Oberst Sajal Shaykhuzzaman am Montag. Vorher wollen die Rettungskräfte gemeinsam beten. Die meisten Trümmer des Gebäudes in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka seien beseitigt. Noch am Freitag hatten die Rettungskräfte eine Textilarbeiterin lebend gefunden. Sie erholt sich im Krankenhaus.

Ein Gericht wies am Montag die lokalen Behörden an, alle Unterlagen, die das eingestürzte Gebäude Rana Plaza betreffen, innerhalb von sieben Tagen einzureichen. Außerdem soll eine Liste aller Textilarbeiter erstellt werden, die in den Fabriken in den oberen Stockwerken des Gebäudes arbeiteten und noch vermisst werden. Der Gebäudeinhaber, die Fabrikbetreiber und die Ingenieure, die den Plan des Hauses genehmigten und überwachten, waren festgenommen worden.

Das Unglück hat den Druck auf die Textilindustrie in dem südasiatischen Land verstärkt, internationale Arbeits- und Sicherheitsnormen besser einzuhalten. Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Bangladesch. In dem Niedriglohnland kommt es wegen Mangel an Kontrollen immer wieder zu schweren Unfällen. (dpa/afp)