Los Angeles . Rapper Kanye West sammelt Grammys wie andere Leute Comic-Hefte. Und er sammelt Edelmetall. Das wird bei seinem neuen Album kaum anders sein. West ist schillernd: ein ziemlich guter Musiker, der nicht immer zu verstehen ist, ein Egomane mit Selbstzweifeln, ein verschlossener Weltmeister der Selbstvermarktung – Familie inklusive.

Vielen gilt er als einer der prägendsten Musiker der Rap- und Hip-Hop Musik, für Präsident Obama ist er ein „Idiot“. Die Klatschpresse spekuliert, ob er seinem jüngst geborenen Kind ein guter Vater sein wird, das Feuilleton darüber, ob mit seiner neuen CD nicht die christlichen Rechten der USA verärgern wird. Kanye West ist ein Widerspruch auf zwei Beinen. Hoch prämiert, sehr reich und manchmal „American Mozart“ genannt, bleibt er trotzdem ständig auf der Suche nach Anerkennung, die die Welt ihm seiner Meinung immer noch verwehrt.

Er macht es einem nicht leicht, ihn zu verstehen, ist oft mürrisch, abweisend und überheblich. Als wolle er jedem zeigen, dass er sich alles erlauben kann. Er redet auch nicht gerne, gibt kaum Interviews. Für die New York Times hat der 36-Jährige kürzlich eine Ausnahme gemacht, hat über das neue Album „Yeezus“ im Speziellen und sich selbst im Allgemeinen gesprochen. Von mangelndem Selbstbewusstsein war da wenig zu spüren. „Ich denke, Kanye West wird eine ähnliche Bedeutung haben wie Steve Jobs“, sagt er dann. „Ich bin zweifelsfrei der Steve des Internets, der Innenstadt, Mode, Kultur. Punkt.“ Und auf Yeezus legt er noch eine Schüppe drauf. „I am God“, sagt er da. „Ich bin Gott.“ Kommt nicht bei jedem gut an, so etwas.

Warum Obama den Rapper für einen "Idioten" hält

Dem Erfolg der von Rick Rubin produzierten Platte hat das aber ebenso wenig geschadet, wie die mahnenden Worte einiger Kritiker, die „Yeezus“ „experimentell“ „düster“ oder „gewagt“ nannten und seine Botschaft eher schwammig fanden. Aber West hätte wohl auch das Telefonbuch von Manhattan vorlesen können und wäre damit in die Hitparade gekommen.

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Der Mann aus Atlanta, US-Staat Georgia, hat natürlich auch schon tolle Songs gemacht, hat Hits für Beyonce oder Jay-Z geschrieben, hat viel ausprobiert und damit mehr als 20 Millionen Platten verkauft und 21 Grammys bekommen. Hat sich mit George Bush angelegt, dem er nach dem Wirbelsturm „Katrina“ öffentlich vorwarf, nichts für die Schwarzen zu tun und dem Country-Star Taylor Swift bei einer Preisverleihung das Mikro aus der Hand geschlagen, weil er fand, Beyonce hätte den Preis verdient. Worauf ihn Barrack Obama „Idiot“ nannte.

Er hat Kritik am Kapitalismus verrappt, aber auch eine eigene teure Modelinie auf den Markt gebracht und seiner Freundin Kim Kardashian zur Geburt ihrer gemeinsamem Tochter „North“ mal eben einen 500 000-Dollar-Ring spendiert. Sie hat ihm im Gegenzug von Steve Jobs und Steve Wozniak signierte Computermäuse geschenkt.

Kein Cover, keine Infos: Fans wurden immer neugieriger

Überhaupt diese Liaison. Playboy-Model und Dokusoap-Star ist Kardashian und passt nach Ansicht vieler Fans ungefähr so gut zu West wie Daniela Katzenberger zu Xavier Naidoo. „Kimye“ nennt sie die Presse in den USA und schwadroniert gerne über die Frage, ob es Liebe ist oder – trotz des gemeinsamen Kindes – eher eine geniale Werbekampagne für beide.

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Jedenfalls weiß der Mann, wie man sich und seine Arbeit vermarktet. Das Video zur ersten Single des neuen Albums ließ er zu Pfingsten an 66 Orten auf der ganzen Welt an die Hochhausfassaden projizieren, darunter auch in Berlin. Danach zog er den Clip wieder zurück. Die jetzt erschienene CD ist nicht bedruckt, enthält kein Booklet und kein Cover, sondern steckt in einer Plastikhülle mit einem neonroten Aufkleber. Und selbst die Plattenfirma erhielt die streng unter Verschluss gehaltene Platte erst am Tag der Veröffentlichung. Klar, dass die Erwartungen der Fans immer größer wurden.

Nun sind Baby und Platte fast gleichzeitig gekommen. Was West wirklich will, ist auch nach mehrmaligem Hören der CD nicht so ganz eindeutig. Was er nicht will, hat ein „Insider“ jetzt angeblich der US-Boulevardpresse gesteckt: „Windeln wechseln.“