Essen.. Die beiden Rap-Superstars demonstrieren mit The Throne, dass ihnen zurzeit niemand in der HipHop-Welt gefährlich werden kann. Dabei verzichten sie auf Reim-Schlachten und liefern ein elegantes Doppelspiel als Großkaliber des Sprechgesangs.

Zugegeben, es zeugt nicht gerade von ausufernder Bescheidenheit, wenn die beiden selbsternannten HipHop-Könige Jay-Z und Kanye West ihr gemeinsames Projekt gleich „The Throne“ taufen. Doch wenigstens stellen die zwei Rapper bewährte Manieren des ihres Genres auf den Kopf: Statt sich bissige Reim-Schlachten um die Vormacht zu liefern, verteidigen sie gemeinsam ihr Reich.

Das Album „Watch The Throne“ könnte ihre Krönung sein: Niemand sonst aus ihrem Genre geht zurzeit stilsicherer, spielerischer und kreativer mit Elementen von Rap, R’n’B und Popzitaten um, niemand hat zugleich ein so gutes Gespür für Melodien und eine vergleichbare Vielseitigkeit.

Von Otis Redding bis James Brown

Die beiden lassen etwa einen Song elegant um ein Sample von Otis Reddings „Try A Little Tenderness“ kreisen und erweisen so einem ihrer Helden die Ehre. Redding ist nicht der einzige. So kommen auch Curtis Mayfield („The Joy“), Nina Simone („New Day“) oder James Brown („That’s My Bitch“) nochmals zu Wort. Trotzdem ist dieses Album keineswegs ein Raubzug durch die Soul- und R’n’B-Geschichte.

Schon der kirchenkritische Opener, „No Church In The Wild“, der den virtuosen Sänger Frank Ocean auf einem extrem coolen Beat gleiten lässt, offenbart, wie stark die Melodien sind. Gegen diesen Song wirkt „Liftoff“, bei dem Jay-Zs Frau Beyoncé zu voller Sangesform aufläuft, beinahe schlapp.

Trotz Obama noch Unterdrückung

Auch wenn man den beiden Thronbesetzern vorwerfen könnte, dass ihnen ein großes Thema, ein missionarischer Auftrag oder zumindest ein bissiges Leitmotiv für dieses Album fehlt, blitzten kritische Töne an manchen Stellen umso deutlicher auf. Etwa bei „Murder To Excellence“, das klarstellt, das auch mit einem Präsidenten Obama die Unterdrückung und Benachteiligung Schwarzer nicht beendet ist. Humor indes kommt auf, etwa wenn plötzlich der Gesang über „Niggas“ und „Gorillas“ stoppt für einen Dialog: „I don’t know what that means“ – „Noone knows what that means, but it’s provocative.“ Manchmal reicht es im Rap eben, Sprachmalerei zu betreiben – und zu entlarven. Selbst darin sind die beiden Könige Alte Meister.

  • The Throne „Watch The Throne“ (Universal)