Nürnberg. Die Sonne brennt in Süddeutschland auf die Autobahnen - dort platzen diese an manchen Stellen vor Hitze auf. Kurz vor Beginn der Sommerferien-Reisewelle ist die Gefahr durch sogenannte Blow-Ups groß. Ein Motorradfahrer verunglückte bereits tödlich.

Erst überschwemmte das Hochwasser viele Straßen in Deutschland, nun beschädigt die enorme Hitze vor allem im Süden des Landes die Autobahnen. Reihenweise dehnten sich die Straßenplatten in den vergangenen Tagen aus, stießen gegeneinander und stellten sich auf.

Diese sogenannten Blow-Ups können für Auto- und Motorradfahrer zum Verhängnis werden: «Da genügen schon wenige Zentimeter», erklärt ADAC-Fachreferent Jürgen Berlitz am Donnerstag in München.

Reparatur-Probleme: Auch Teer trocknet bei Hitze nur langsam

«Wir haben jetzt zehn Stellen, wo die Autobahn aufgeplatzt ist», sagt Stephan Lehner vom Polizeipräsidium Niederbayern. Die schnelle Reparatur bereite Probleme: Auch der Teer trocknet bei der Hitze nur langsam. Auf einigen Strecken wurde ein Tempolimit von 80 verhängt. Auch in Sachsen-Anhalt beschädigte ein Riss auf der A9 ein Auto, als es über die Stelle fuhr.

Betonautobahnen - langlebig aber anfällig

Betonautobahnen bestehen aus einzelnen Betonplatten mit einigen Metern Länge, die unter dem Fahrbahnbelag befestigt sind. Fugen zwischen den Platten sollen verhindern, dass die normalerweise sehr langlebige Konstruktion bei Temperaturschwankungen bricht. Wenn die Hitze allerdings zu groß ist, stoßen die Betonplatten aneinander und brechen nach oben durch die Fahrbahn aus - im schlimmsten Fall entsteht eine Art Rampe, die zu schweren Unfällen führen kann.

Diese sogenannten Blow-Ups sind nach Angaben des Autofahrerclubs ADAC aber nur bei Autobahnen möglich, die älter als 15 Jahre sind. Zwar werden Betonfernstraßen immer noch gebaut, die Gefahr des Platzens wegen Hitze bestehe bei den neuen Modellen wegen fortschrittlicher Bauweise jedoch nicht mehr. 30 Prozent der deutschen Autobahnen bestehen aus Beton.

Auch Asphalt wird oft für den Bau verwendet. Dabei handelt es sich um ein Gemisch unter anderem aus dem Erdöldestillat Bitumen, Split und Gesteinsmehl. Brechen können diese Autobahnen wegen ihrer Flexibilität nicht. Bei Extremtemperaturen von 60 Grad auf der Fahrbahn kann das Gemisch aber sehr weich werden und sogar schmelzen. (dpa)

Am Mittwoch war ein Motorradfahrer in Bayern auf einen «Blow-Up» geprallt, der wie eine Sprungschanze wirkte. Der 59-Jährige schleuderte gegen eine Leitplanke und starb. Auch ein Stück der A8 bei Remchingen bei Karlsruhe oder Teile der A7 in Baden-Württemberg platzten auf. Im sächsischen Plauen weichte die Hitze den Asphalt auf der A72 auf und beschädigte auf etwa drei Kilometern Länge den Belag.

ADAC kritisiert mangelnde Sanierung der Straßen

Straßenbeläge sollten so dimensioniert sein, dass sie Hitzeperioden standhielten, kritisiert Berlitz. Bei zunehmend heißerem Klima werde das immer wichtiger. Der ADAC kritisiert schon seit Jahren die mangelnde Sanierung der Straßen, die Wetterextreme der vergangenen Wochen verschlimmerten die Situation, sagt der Experte.

Der Schaden kann laut ADAC bei entsprechenden Temperaturen auf allen Betonautobahnen Deutschlands, also bei etwa 30 Prozent, auftreten - unter anderem bestünden Teile der A3, A5, A7, und der A8 aus Beton. Der Automobilclub forderte die Behörden auf, «die Strecken deutlich häufiger als sonst zu kontrollieren». Das Bundesverkehrsministerium gab auf Anfrage zunächst noch keine Stellungnahme ab.

Die Probleme für die anstehenden Reisewellen zu den Sommerferien sieht Berlitz aber als überschaubar an. Die durch «Blow-Ups» entstandenen Schäden sollten sich seiner Ansicht nach zumindest provisorisch relativ schnell reparieren lassen, um den Reiseverkehr nicht zu gefährden. (dpa)