Wildberg. Der Stuttgarter Polizeichef Thomas Züfle ist am Sonntag bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Ein Autofahrer nahm ihm beim Linksabbiegen die Vorfahrt. Züfle ist einer von acht Motorradfahrern, die am Wochenende bei Unfällen getötet wurden. Viele Autofahrer achten zu wenig auf die Zweiradfahrer.

Vor den Augen seiner Frau ist der Stuttgarter Polizeichef Thomas Züfle bei einem Motorradunfall im Schwarzwald ums Leben gekommen. Ein 65-jähriger Autofahrer nahm Züfle beim Linksabbiegen die Vorfahrt, wie die Polizei in Nagold am Montag mitteilte. Der 57-Jährige konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte auf den Wagen. Züfle starb noch an der Unfallstelle.

Das Unglück des Polizeichefs am Sonntag bei Wildberg war nur einer von mindestens acht tödlichen Motorradunfällen auf deutschen Straßen binnen 48 Stunden. Allein in Bayern starben am Sonntag vier Biker. In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Motorradfahrer ums Leben, in Baden-Württemberg außer Züfle noch ein erst 17 Jahre alter Motorradfahrer - der Fahranfänger raste am Montag beim Überholen gegen einen entgegenkommenden Sattelzug.

Züfles Frau erlitt einen Schock und kam ins Krankenhaus

Doch auch erfahrene Biker wie der Stuttgarter Polizeichef Züfle geraten in akute Lebensgefahr, wenn Autofahrer sie übersehen. "Das ist der Klassiker. Viele Autofahrer haben einfach nicht im Bewusstsein, dass da ein Motorradfahrer kommen könnte und nehmen deshalb die schmale Silhouette einfach nicht wahr", sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Motorradfahrer, Michael Lenzen, der Nachrichtenagentur dpa.

Züfle war den Polizeiangaben zufolge mit seiner Ehefrau unterwegs, die auf einem zweiten Motorrad hinter ihrem Mann fuhr. Sie habe den Unfall am Sonntagnachmittag bei Wildberg mitansehen müssen und wurde mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht, sagte eine Sprecherin. Der Unfallverursacher blieb unverletzt. Seine 60-jährige Beifahrerin kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

In NRW starb ein Motorradfahrer bei einem Frontal-Crash

In Nordrhein-Westfalen starb am Sonntag ein 63 Jahre alter Motorradfahrer, der von einem entgegenkommenden Auto frontal gerammt wurde - warum dessen Fahrer auf gerader Strecke auf die Gegenfahrbahn geraten war, blieb zunächst unklar. Bei einem ganz ähnlichen Unfall verletzte sich eine 49-jährige Bikerin in Baden-Württemberg am Samstag schwer - auch sie wurde auf ihrer Fahrbahn von einem entgegenkommenden Wagen gerammt.

Die Gefahr, bei einem Unfall schwer oder sogar tödlich verletzt zu werden, ist nach Angaben des Autoclubs Europa (ACE) hierzulande für Motorradfahrer viereinhalb Mal höher als für Autofahrer. Laut ACE war bei Kollisionen von Motorrädern mit Autos deutlich häufiger der Autofahrer schuld. "Vor allem nach langen Schlechtwetterphasen rechnen viele Autofahrer nicht mit schnellen Zweirädern", sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner in Stuttgart.

Bei jedem vierten Unfall verunglückten Motorradfahrer laut ACE ohne Beteiligung Dritter. Gründe seien Selbstüberschätzung und Leichtsinn. "Ein Motorrad ist und bleibt ein instabiles Gerät, das sich in einer Gefahrensituation nicht so leicht wie ein Auto beherrschen lässt", sagte Hillgärtner. Das liege auch daran, dass Motorräder durchschnittlich 15 Jahre alt seien und viel seltener als Autos ein Antiblockiersystem oder andere Assistenzsysteme hätten. (dpa)